Jürgen Klopp war nach dem Spiel erleichtert. Seine Mannschaft, durch die verletzungsbedingten Ausfälle von Bender, Reus und Blaszczykowski zusätzlich geschwächt, erkämpfte einen 3:1-Auswärtssieg in Mainz. „Wir fahren glücklich nach Hause“, sagte der Trainer.

Herr Klopp, wie fällt Ihr Fazit nach diesem hart umkämpften Spiel aus?
Thomas Tuchel hat zu mir gesagt: Wenn ich Anstand habe, sage ich Entschuldigung. Also sage ich Entschuldigung. Dennoch möchte ich ein paar Dinge anführen, die für uns sprechen: Ich bin total glücklich über das Ergebnis und mit der Spielentwicklung aus total veränderten Situationen heraus. Das war eine ganz große kämpferische Leistung. Mehr habe ich nicht erwartet, mehr hätte der gut organisierte Gegner auch nicht zugelassen, weil er bissig und griffig war. Das hat richtig Qualität, was uns hier entgegengetreten ist.

War Mainz so stark oder Borussia nicht ganz in Top-Form?
Dass es hier eng werden und der Gegner Möglichkeiten bekommen würde, das Spiel zu entscheiden, ist der Klasse von Mainz 05 geschuldet und war zu erwarten. An einem Sahnetag kann jeder, an einem schwierigen Tag  muss man das es erst einmal hinkriegen. Es war ein enges Spiel, das wir für uns entschieden haben. Wir fahren glücklich nach Hause.

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Ihre Mannschaft hat sich förmlich ins Spiel gebissen und in der zweiten Halbzeit deutlich gesteigert.
Wir haben zur Pause unser Wechselkontingent komplett erschöpft – das ist in dieser Saisonphase kein gutes Zeichen. Wir gewinnen mit einem Außenverteidiger, der sechs Monate lang nicht gespielt hat, und mit einem Innenverteidiger, der fast acht Monate komplett raus war. Ein Riesenkompliment an beide.

Hätten Sie je gedacht, dass Manuel Friederich einmal freudestrahlend im BVB-Trikot vom Platz kommt?
Das habe ich mir vorm Bayernspiel erträumt. Als Manu dort angedeutet hatte, was er noch kann, war ich fast ohnmächtig vor Erleichterung. Jetzt hat er das Spiel gegen Mainz hinter sich gebracht und einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Er bringt keine Verunsicherung rein, sondern Stabilität. Er hilft uns.

Erik Durm wurde vor dem Freistoß zum 0:1 und dem Elfmeter zum 1:3 jeweils gefoult. Was sagen Sie zu seiner Leistung?
Er macht seine Sache außergewöhnlich gut. Dabei hatte Erik vorm Spiel Probleme mit dem Rücken, dann hat er auch einiges abgekriegt an der Schulter und auf der Brust. Erik wird offensiv immer stärker und macht zudem seine Seite zu.

Sie haben zur Pause schon drei Mal gewechselt. Was war passiert?
Ich habe keinen wegen seiner Leistung ausgewechselt, sondern weil mindestens der Verdacht auf eine Verletzung bestand. Manni hat Probleme mit dem Oberschenkel, Kuba mit der Hüfte und Marco mit der Wade. Und nach dem Spiel kam Nuri zu mir und sagte, der Oberschenkel habe zugemacht.

Den zweiten Elfmeter wollte Mkhitaryan schießen, aber dann trat Lewandowski an. Warum?
Das geht auf meine Kappe. Miki war zurecht enttäuscht, und Lewi hätte ihn auch schießen lassen. Aber ich hatte angezeigt, die „9“ soll schießen. Das war etwas unglücklich. Ich habe mich schon bei ihm entschuldigt. Ich wollte nur, dass der Ball drin ist. Miki hätte ihn natürlich auch rein geschossen.

Am Dienstag geht es im Pokal nach Saarbrücken. Wie schwer wird die Aufgabe?
Wir sind nett genug, uns auf das Niveau des Gegners runterzuverletzten, so dass es ein ausgeglichener Wettbewerb wird. Hinzu kommt, dass zwei Drittligisten keine Rasenheizung besitzen: unsere U23 – und Saarbrücken. Ich hoffe, dass es nicht allzu kalt und dadurch noch schwieriger wird. Man soll uns in diesem Spiel zeitnah ansehen, dass wir in die nächste Runde wollen. Mit der Ligazugehörigkeit des Gegners haben wir uns noch nie beschäftigt. Das wird jedenfalls keine leichte Aufgabe.
Aufgezeichnet von Boris Rupert