Bereits zum fünften Mal treffen Greuther Fürth und Borussia Dortmund im DFB-Pokal aufeinander. Es gab schon alles: ein Wiederholungsspiel, eine Blamage sowie einen Last-Minute-Schuss ins Finale – und in der Liga zusätzlich ein schwarzgelbes Schützenfest am Ronhof.

Sieben Pflichtspiele gab es bislang zwischen den Franken und den Westfalen. Die Bilanz steht vor dem erneuten Aufeinandertreffen im DFB-Pokal am Montag kommender Woche bei fünf Siegen, einem Remis und einer Niederlage (17:8 Tore). Wir blicken zurück auf die bisherigen Duelle.

Ein Wiederholungsspiel, über das sich beide freuten

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Klaus Ackermann

„Zweite Liga gegen Zweite Liga“ hieß es am 26. Oktober 1974 im Zweitrundenspiel um den DFB-Pokal zwischen der SpVgg Fürth und Borussia Dortmund. Die Schwarzgelben, zwei Jahre zuvor zum ersten und einzigen Mal abgestiegen, gingen vor lediglich 5.000 Besuchern durch ein frühes Tor von Hans-Joachim Wagner in Führung (3. Minute). Nach vielen vergebenen BVB-Chancen auf ein 0:2 drehte sich nach der Pause der Wind. Der Fürther Paul Bajlitz traf nach einer Stunde zum 1:1. In der Verlängerung hätte Mirko Votava der Matchwinner werden können, aber er vergab frei vor Keeper Bernhard Löwer. So blieb es beim 1:1, so dass nach damaligem Modus ein Wiederholungsspiel notwendig wurde. BVB-Trainer Otto Knefler sprach von einem „Ergebnis nach Maß“.

Warum? Den seinerzeit klammen Borussen kam ein zweites Duell nicht unrecht, denn es pilgerten an einem Mittwochabend (13. November) zwischen 30.000 und 40.000 Besucher – die Angaben schwanken – in das sieben Monate zuvor eröffnete Westfalenstadion. „Die Fürther schüttelten fassungslos die Köpfe“, meldete der kicker. Da die Einnahmen geteilt wurden, nahmen die Franken rund 50.000 Euro mit: „Davon leben wir mehrere Monate“, freute sich auch Fürths Trainer Bernd Hoffmann. Der Dortmunder Klaus Ackermann besorgte in Minute 58 das 1:0, und Dortmund war eine Runde weiter. Erst im Halbfinale wurde der BVB auswärts vom MSV Duisburg gestoppt.

Eine Sensation, die woanders noch getoppt wurde

Erstmals besaßen die Vertreter des Amateurlagers ab 1990/91 grundsätzlich Heimrecht. 14 Monate nach dem Pokalsieg von 1989 musste der BVB also nicht zuhause, sondern auswärts beim Viertligisten Fürth (Landesliga Bayern) antreten. Und eigentlich lief alles nach Plan für die Mannschaft von Ottmar Hitzfeld, denn ab der dritten Minute, nach Schneiders Platzverweis, agierte sie in Überzahl. Und das bei brütender Hitze. Was sollte da noch schiefgehen? Alles! Flemming Povlsen konnte Zettls Führung aus der 18. Minute zwar zehn Zeigerumdrehungen später noch egalisieren, doch das war’s. Beierlorzer (39.) und Zettl (65.) warfen die Schwarzgelben mit ihren Toren aus dem Pokal!

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Teddy de Beer im BVB-Tor ist geschlagen.

In der Liga spielten die Borussen indes eine herausragende Saison, wurden am Ende – in einem dramatischen Showdown mit Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart – stolzer Vizemeister. Und die Pokal-Blamage in Fürth war ohnehin schnell vergessen, weil das noch größere Thema in den Medien das gleichzeitige Scheitern des FC Bayern in Weinheim gewesen war.

Ein taktischer Wechsel dreht die Partie

1997 spielte der BVB erneut gegen Fürth, diesmal allerdings im Nürnberger Frankenstadion. Als frischgebackener Champions-League-Sieger lockte er 30.000 Fans. Die sahen nach zwei Minuten die 1:0-Führung der „Kleeblätter“ durch Probst. BVB-Trainer Nevio Scala reagierte und brachte schon nach einer Viertelstunde Stürmer Stéphane Chapuisat für Verteidiger Martin Kree. Libero Matthias Sammer schaltete sich fortwährend in den Angriff ein, und im Schlussspurt vor der Pause wurde Borussia belohnt: Andreas Möller (40.) glich aus, Paulo Sousa (44.) glückte das 1:2. Als Lars Ricken sieben Minuten nach dem Wechsel den dritten Treffer folgen ließ, schien die Partie entschieden. Doch nach Alexander Dürrs Foulelfmeter (67.) musste gezittert werden, ehe Ricken in der Schlussminute das erlösende 4:2 erzielte.

Ein letzter Schuss ins späte Glück

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Nicht mehr zu halten: der überglückliche Ilkay Gündogan

Die letzte Station auf dem Weg ins Finale und letztlich zum ersten und bisher einzigen Double der Vereinsgeschichte war am 20. März 2012 in Fürth zu absolvieren. Zwischen dem späteren Zweitligameister und dem kommenden Deutschen Meister entwickelte sich eine umkämpfte Partie. Dortmund fehlte die zündende Idee, sodass Gefahr ausschließlich nach Standards resultierte. Erst nach der Pause wurde der Druck größer, der Umgang mit den Großchancen jedoch fahrlässig: So scheiterte Großkreutz per Kopf aus fünf Metern am glänzend reagierenden Grün (56.), Kagawa schoss aus elf Metern freistehend vorbei (58.). Zwei Minuten später wäre das fast bestraft worden: Occean köpfte aber aus sieben Metern hauchdünn über die Latte. In der Verlängerung ließ das Niveau dann merklich nach, das laufintensive Spiel beider Teams forderte seinen Tribut.

Fürths Trainer Mike Büskens hatte sich seinen (vermeintlich) letzten Trumpf bis zur 118. Minute aufgespart. Er brachte Keeper Jasmin Fejzic fürs vermeintliche Elfmeterschießen. Doch er hatte die Rechnung ohne den Gündogan gemacht: Mit dem letzten Angriff knallte Ilkay Gündogan den Ball aus 16 Metern an den linken Pfosten. Von dort traf die Kugel Fejzics Rücken und prallte anschließend ins Tor...

Ein schwarzgelbes Schützenfest am Ronhof

Zweimal standen sich beide Klubs dann noch in der Liga gegenüber. „Ich habe selten ein Spiel erlebt, bei dem – wie in der zweiten Hälfte – gar nichts passiert“, merkte Neven Subotic nach dem 3:1-Erfolg am 17. November 2012 an. Zu klar hatten die Schwarzgelben die Partie in der Hand. Angesichts des bevorstehenden Champions-League-Auftrittes in Amsterdam schonten sie ihre Kräfte. Robert Lewandowski (3. und 15. mit Foulelfmeter) sowie Mario Götze hatten bis zur 42. Minute schon für das Endergebnis gesorgt. Zoltan Stiebers zwischenzeitlicher, früher Ausgleich in Minute fünf war nicht mehr als ein Schönheitsfleck.

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Mario Götze erzielte 2012/13 drei der insgesamt neun BVB-Treffer gegen Fürth.

Jose Mourinho nahm das Rückspiel zum Anlass, neueste Erkenntnisse über den Halbfinalgegner in der UEFA Champions League zu sammeln. Ein paar Minuten lang mochte Real Madrids Coach dem Eindruck erlegen sein, den BVB unter harten Wettbewerbsbedingungen zu beobachten, da die Gastgeber den Schwarzgelben einen munteren Schlagabtausch anboten. Nach zehn Minuten jedoch – Hesl hatte gerade mit reaktionsschneller Fußabwehr gegen Blaszczykowskis Schuss den Rückstand verhindert – brachen die Gastgeber, völlig überfordert vom Dortmunder Tempo, zusammen. Mario Götze (12. und 45.), Ilkay Gündogan (15. und 33.) sowie Jakub Blaszczykowski (39.) schossen eine 5:0-Halbzeitführung heraus. Edgar Prib gelang noch der Ehrentreffer (72.), ehe Robert Lewandowski in der 80. Minute den 6:1-Endstand markierte. Nie gewann der BVB auswärts in der Liga höher.
Boris Rupert