Leverkusen entführt die Punkte aus dem Signal Iduna Park. In einer am Ende hitzigen Begegnung verlor Borussia Dortmund am Samstagabend gegen den direkten Tabellenkonkurrenten Bayer Leverkusen mit 0:1 (0:1). Die Werkself konnte sich damit auf sechs Punkte vom BVB absetzen, der Tabellendritter bleibt.

Spielpaarung Borussia Dortmund - Bayer 04 Leverkusen

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

80.645 Zuschauer im restlos ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK sahen in der ersten Halbzeit eine ausgeglichene Partie mit leichten Vorteilen für Leverkusen, das die Räume eng machte und durch schnelles Umschaltspiel bestach. Son besorgte das 1:0 für die Werkself (18.). Auch in der zweiten Hälfte tat sich der BVB gegen nun ruppig agierende Leverkusener schwer. Spahic sah nach grobem Foulspiel die Rote Karte (80.), Sokratis flog mit Gelb-Rot vom Platz (90.+2); es blieb beim 1:0 für die Rheinländer.

Ausgangslage
Wie schon beim letzten Mal war auch das 89. Bundesligaspiel beider Klubs das Duell „Dritter gegen Zweiter“ – es war also das absolute Topspiel des 15. Bundesliga-Spieltags. Bayer war mit 34 Punkten nach 14 Spieltagen der beste Tabellenzweite aller Zeiten. Borussia Dortmunds 31 Zähler waren die drittbeste Bilanz des BVB in der Bundesliga-Geschichte. Mit einem Sieg hätte der BVB Bayer die erste Verfolgerposition hinter Bayern München wieder abjagen können.

Personalien
Jürgen Klopp musste auf Hummels, Subotic, Schmelzer und Gündogan verzichten. Im Vergleich zur Partie gegen Mainz am vergangenen Wochenende kamen Mhkitaryan und Sahin neu in die Startelf, Piszczek und Reus nahmen zunächst auf der Bank Platz, und Großkreutz rückte vom Mittelfeld zurück auf die Position des rechten Verteidigers. Bei Bayer fehlten Sam, Boenisch, Hilbert, Palop und Reinartz.

Taktik
Leverkusen machte das Spielfeld eng. Die zehn Feldspieler nahmen einen Raum von etwa 15 Metern in der Tiefe und 30 Metern in der Breite ein. 2-3-2-2-1 war die Anordnung, die es in Zahlen am ehesten wiedergibt - die beiden Außenverteidiger spielten mit dem Sechser auf einer Höhe. Klarer war die Grundordnung beim BVB im 4-2-3-1-System.

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Die Bender-Zwillinge im Zweikampf. [Fotos: firo]

Spielverlauf & Analyse
Es war eine temporeiche Begegnung zweier Mannschaften, die sich nicht voreinander versteckten und beide mutig auf das Tor des Gegners spielten, was sich auf rutschigem Geläuf (ein heftiger Regenschauer kurz vor Spielbeginn hatte den Rasen ordentlich aufgeweicht) aber nicht immer als einfach herausstellte. Leno vereitelte gegen Lewandowski mit dem Oberschenkel die erste Torchance der Partoe (3.), aber auch Can hätte schon früh das 1:0 für Bayer 04 besorgen können, sein Schuss aus 18 Metern landete aber über dem Tor (13.).

Auf der anderen Seite war es Sokratis, der nach 17 Minuten am Fünfmeterraum zum Kopfball hochstieg, das Ziel aber knapp verfehlte. So blieb der erhoffte gute Start für die Schwarzgelben aus, auf der anderen Seite machte es Bayer 04 besser – und profitierte von einem Fehlpass eines Borussen, der den Ball von der Strafraumkante in die Füße von Can spielte. Dieser schaltete blitzschnell, legte auf Castro ab, der wiederum direkt auf den gestarteten Son weiterleitete. Der Koreaner umkurvte Weidenfeller im Eins gegen Eins und schob zur Führung für die Werkself ein (18.).

Borussia versuchte, den Gegenschlag noch vor der Pause herbeizuführen, doch Lewandowski spitzelte den Ball aus der Luft, nach Flanke von Großkreutz, aus sieben Metern direkt  in Lenos Arme (30.). Leverkusen bestach seinerseits mit blitzschnellem Umschalt- und Konterspiel. Nur eine Minute nach Lewandowskis Chance stürmte wieder Son alleine auf Weidenfeller zu, diesmal blieb aber der Torwart der Sieger, indem er den Ball im letzten Moment mit dem linken Arm berührte und am Tor vorbeilenkte (31.). So ging es beim Spielstand von 0:1 in die Kabine. Es war das erste Mal in dieser Saison, dass der BVB zur Halbzeit zurücklag, Leverkusen hatte hingegen eine 1:0-Führung immer ins Ziel bringen können.

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Durm ist vor Donati am Ball.

Der BVB kam druckvoll aus der Kabine, musste aber schon nach gut zehn gespielten Minuten im zweiten Durchgang den nächsten Rückschlag verkraften: Bender knickte im Zweikampf mit Hegeler unglücklich um und musste ausgewechselt werden. Jürgen Klopp schickte Reus auf den Platz, der Mkhitaryans Position im offensiven Mittelfeld übernahm. Der Armenier rückte zurück und spielte nun neben Sahin im defensiven Mittelfeld.

Auch in der Folge taten sich die Westfalen gegen gut organisierte Rheinländer schwer, konnten sich kaum zwingende Möglichkeiten erarbeiten und mussten in der Defensive aufpassen, nicht das 0:2 zu kassieren. Es entwickelte sich eine zerfahrene Partie mit vielen taktischen Fouls und kurzen Spielunterbrechungen. Die Schwarzgelben blieben spielbestimmend, fanden aber nie richtig Zugriff auf das Spiel. Die nächste Hiobsbotschaft folgte sogleich: Auch Sahin blieb nach einem Zweikampf liegen, musste ebenfalls verletzt ausgewechselt werden. Für ihn kam Piszczek in die Partie (82.).

Kurz danach wurde Leverkusen für die rüde Spielweise bestraft: Nach einem üblen Foul an Lewandowski im Mittelfeld kam es zur Rangelei zwischen Spahic und Mkhitaryan. Der Leverkusener langte dem Borussen dabei ins Gesicht und kassierte folgerichtig die Rote Karte, musste frühzeitig unter die Dusche (80.).

Borussia blies nun mit einem Mann mehr auf dem Platz zur Schlussoffensive: Lewandowski scheiterte aus elf Metern an Leno (87.), dann wurde es hektisch. Sokratis schleuderte vor Wut über einen Einwurf den Ball auf den Boden, Schiedsrichter Meyer verwies auch ihn mit Gelb-Rot des Platzes (90.+2). In der Folge verhinderte Leno gegen Reus glänzend den Ausgleich (90.+5).

Ausblick
Am Mittwoch (20.45 Uhr) steht für den BVB in Marseille das entscheidende Spiel um den Einzug ins Achtelfinale der UEFA Champions League an. Kommenden Samstag (14.12., 15:30 Uhr) ist man dann in der Bundesliga bei 1899 Hoffenheim zu Gast.

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