Borussia Dortmunds Siegesserie in Wolfsburg ist gerissen. Am 14. Spieltag der Fußball-Bundesliga verlor der BVB das Auswärtsspiel beim VfL mit 0:2 (0:1). Chancen für weitere Treffer gab es auf beiden Seiten zuhauf. 

Aus Wolfsburg berichtet Boris Rupert

Vor 28.675 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Volkswagen-Arena starteten die Gastgeber mit viel Tempo, gingen bereits in der sechsten Minute durch Micky van de Ven in Führung, waren in der Folge einem zweiten Treffer nahe, ehe der BVB gegen Ende des ersten Durchgangs stärker wurde, in Person von Niklas Süle jedoch am Pfosten scheiterte (45.+2). In einer Partie mit extrem vielen Torraumszenen und starken Torhütern machte der VfL in der Nachspielzeit durch Lukas Nmecha den Sack zu.

Ausgangslage:   
Elfter gegen Vierter. Die Niedersachsen kassierten ihre bisher letzte Niederlage am 18. September (0:2 bei Union Berlin) und waren wettbewerbsübergreifend seit sieben Partien ungeschlagen (BVB sechs Spiele). Borussia hatte jede der sieben vorangegangenen Begegnungen in Wolfsburg gewonnen.

Personalien:   
Nach dem Comeback gegen Bochum musste Reus erneut passen (Schmerzen im Sprunggelenk). Weiterhin standen Bynoe-Gittens, Dahoud (beide Schulter-OP), Haller (Tumorerkrankung), Meunier (Jochbeinbruch) Morey (Knie-OP), Rothe (Knochenstauchung) und Wolf (infektbedingte Störung des Gleichgewichtsorganes) nicht zur Verfügung. Eine Änderung in der Startelf: Adeyemi ersetzte Reyna.

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Taktik:   
Die Übergänge zwischen 4-2-3-1 und 4-3-3 waren fließend bei den Schwarzgelben, sowohl im zentralen Mittelfeld, wenn sich Bellingham von Özcan auf der Doppelsechs löste und sich weiter von postierte, als auch auf den offensiven Außenpositionen mit Malen und Adeyemi, die man auch als Flügelstürmer hätte einordnen können – so wie beim VfL, der ein klares 4-3-3 praktizierte mit Arnold auf der Sechs und zwei vorgeschobenen Mittelfeldspielern im Zentrum (Gerhardt und Felix Nmecha).

Spielverlauf & Analyse:
Im Duell der Mannschaften mit den meisten und den drittmeisten Sprints legten die Gastgeber furios los. Bereits in der dritten Minute musste Kobel das erste Mal sein ganzes Können aufbieten. Nach einem Tempolauf über den rechten Flügel legte Kaminski für Marmoush auf, der aus 15 Metern zentraler Position wuchtig abschloss, doch der BVB-Keeper reagierte stark (3.). Gut zwei Minuten später klärte Bellingham die nächste Hereingabe von rechts mit einer Flugeinlage zur Ecke. Arnold gab den Ball herein, Schlotterbeck verlängerte im Kopfballduell mit Bornauw unfreiwillig nach links an den zweiten Pfosten, wo van de Ven aus kurzer Distanz zum 1:0 einnickte (6.).

Nach einer Viertelstunde bekam der BVB den Gegner zunächst unter Kontrolle, nach knapp 20 Minuten kam er dann auch zu ersten Chancen. Zunächst rutschte Malen in eine scharfe Hereingabe von Guerreiro, doch Casteels war auf dem Posten (19.), zwei Minuten später setzte sich der Holländer links im Strafraum durch und schoss scharf aufs Tor, diesmal war Casteels schon mehr gefordert. In der 22. Minute fing Bellingham einen Aufbaupass tief in der Wolfsburger Hälfte ab, passte sofort zu Moukoko, dessen auf Brandt gedachte Hereingabe von Bornauw zur Ecke geklärt wurde.

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Wolfsburg wirkte insgesamt jedoch entschlossener, kam durch Marmoush nach 24 Minuten zu einer weiteren Gelegenheit (aber nicht an Kobel vorbei), dann musste Süle in höchster Not vor Wind klären, nach der folgende Ecke rettete Guerreiro Kaminskis Schuss auf der Linie (32.). Fünf Minuten vor der Pause schoss Marmoush von der Strafraumlinie knapp am rechten Pfosten vorbei. Davor und danach kam aber auch der BVB wieder zu Chancen. Nach Malens Flanke vom rechten Flügel verfehlte Brandts Kopfball das Ziel nur um wenige Zentimeter (39.), nach einer Ecke kam Süle am Fünfer zum Abschluss, auch hier fehlte nicht viel (43.). Und in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs war es erneut Süle, der das 1:1 auf dem Fuß hatte: Sein Schuss aus halbrechter Position nach Guerreiro-Flanke knallte an den rechten Pfosten. Nach Chancen (5:5) war es zur Pause ausgeglichen, doch Wolfsburg war insgesamt die aktivere Elf (lief über vier Kilometer mehr) und gewann 60% der Zweikämpfe.

Zehn Minuten waren im zweiten Abschnitt absolviert, als Schwarzgelb das nächste Mal am Ausgleich schnupperte. Zunächst zog Guerreiro einen Freistoß aus spitzem Winkel direkt aufs Tor, Casteels bekam aber so eben noch die Hände heran (55.). Sekunden später flankte Malen vom linken Flügel, Moukoko setzte sich gegen zwei Abwehrspieler durch, doch Wolfsburgs Schlussmann parierte abermals stark. Der BVB war überlegen, musste aber aufpassen und konnte sich zweimal binnen Sekunden bei Kobel bedanken, der gegen Wind (61.) und Nmecha (62.) stark parierte.

Nach gut einer Stunde hatte der BVB die Zweikampfstatistik ins Positive gedreht (52%). 20 Minuten vor dem Ende veränderte Terzic durch einen Doppelwechsel die Statik: Hazard ersetzte den guten Süle, um noch mehr Wucht über diese Seite zu erzeugen, Modeste kam (für Malen) als zweite Spitze. Reyna war bereits in der 61. Minute für Adeyemi ins Spiel gekommen. Guerreiro traf den Pfosten, doch Hazards Ball war zuvor im Aus (75.). Wolfsburg verteidigte leidenschaftlich und kam in der Nachspielzeit zum zweiten Treffer: Brandt rutschte im Aufbau weg, ein Wolfsburger spielte nach rechts raus zu Wimmer, dessen Hereingabe Lukas Nmecha zum 2:0 über die Linie drückte (90.+2).

Ausblick:   
Im letzten Spiel des Jahres 2022 tritt Borussia Dortmund am Freitag (Anstoß 20.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach an.

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Teams & Tore

Fußball-Bundesliga, 14. Spieltag
VFL WOLFSBURG – BORUSSIA DORTMUND  2:0 (1:0)

VfL Wolfsburg: Casteels – Baku, Bornauw, van de Ven, Paulo Otavio – Arnold – F. Nmecha (88. Svanberg), Gerhardt – Kaminski (88. Roussillon), Wind (75. L. Nmecha), Marmoush (57. Wimmer)
Bor. Dortmund: Kobel – Süle (70. Hazard), Hummels, Schlotterbeck, Guerreiro – Bellingham, Özcan (80. Pasalic) – Adeyemi (61. Reyna), Brandt, Malen (70. Modeste) – Moukoko
Bank: Pervan, Fischer, Lacroix, Waldschmidt, Brekalo– Meyer, Can, Passlack, Coulibaly, Papadopoulos
Tore: 1:0 van de Ven (6., Arnold), 2:0 L. Nmecha (90.+2, Wimmer)
Eckstöße: 6:10 (Halbzeit 3:5), Chancenverhältnis: 8:8 (5:5)
Schiedsrichter: Dingert (Gries), Gelbe Karten: F. Nmecha, Marmoush, L. Nmecha – Hummels
Zuschauer: 28.675, Wetter: trocken, 13 Grad