Borussia Dortmund hat das Spitzenspiel bei Union Berlin verloren. Am 10. Spieltag der Fußball-Bundesliga unterlag der BVB beim Tabellenführer mit 0:2 (0:2).

Aus Berlin berichtet Boris Rupert

Vor 22.012 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Alten Försterei legte sich der BVB die ersten beiden Gegentore beinahe selbst ins Netz: Janik Haberer war in der achten und 21. Minute der Nutznießer. Nach der Pause stellte Trainer Edin Terzic das System um (zurück auf 4-3-3-) und nahm drei Auswechslungen vor, doch erst in den Schlussminuten entwickelte seine Mannschaft etwas Durchschlagskraft.

Ausgangslage:  
Erstmals seit zwölf Jahren trat Borussia Dortmund auswärts bei einem Tabellenführer an, der nicht Bayern München hieß. Die Köpenicker hatten drei ihrer vorangegangenen vier Ligaspiele gewonnen und saisonübergreifend nur eins der zurückliegenden 16 verloren. Vier Zähler trennten beide Teams. „Den Abstand auf einen Punkt verkürzen“, lautete die von Cheftrainer Edin Terzic formulierte Zielsetzung. In der Bundesliga gewann bei dieser Paarung fünfmal die Heimmannschaft und nur einmal – im bisher letzten Duell am 13. Februar 2022 – das Gästeteam, als der BVB mit 3:0 siegte.

Personalien: 
Der Doppeltorschütze bei diesem 3:0-Erfolg, Marco Reus, zählte erstmals nach einer vor vier Wochen erlittenen Sprunggelenkverletzung zum Kader. Auch der zuletzt verletzt ausgewechselte Thomas Meunier war – im Gegensatz zu Anthony Modeste (Oberschenkelprobleme und Infekt) und Marius Wolf – mit dabei. Wie schon in den vergangenen Wochen fehlten Bynoe-Gittens, Dahoud (beide Schulter-OP), Haller (Tumorerkrankung) und Morey (Knie-OP). Fünf Tage nach dem 1:1 in der UEFA Champions League gegen den FC Sevilla gab es beim BVB vier Änderungen: Schlotterbeck, Can, Guerreiro und Moukoko begannen anstelle von Rothe, Brandt und Malen (alle Bank) sowie Modeste.

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Taktik:  
Beide Mannschaften begegneten sich in einer 3-3-2-2-Grundordnung; erstmals in dieser Saison spielte der BVB mit einer Dreierkette, in der Hummels die zentrale Position übernahm. Eine Reihe vor ihm agierte Can, flankiert von den Außenbahnspielern Meunier und Guerreiro. Bellingham und Özcan wirkten hinter den beiden Spitzen Moukoko und Adeyemi. Union ging von Beginn an aggressiv zur Sache, agierte sehr flexibel bei der Besetzung der Ketten und attackierte bis zum Führungstreffer sehr hoch.

Spielverlauf & Analyse:
Der BVB hatte zunächst Mühe, den Ball über mehrere Stationen in den eigenen Reihen zu halten. Nach vorne, gegen die mit sechs Gegentoren nach neun Spieltagen beste Abwehr der Liga, gelang nicht viel. Die erste Torannäherung verbuchte Can nach einem langen Flankenball, den Torwart Rönnow unterschätzte, doch sein Kopfball ging übers Tor (7.).

In allen vorangegangenen acht Pflichtspielduellen hatte die Mannschaft gewonnen, die mit 1:0 in Führung ging. Dieses 1:0 gelang Union im Gegenzug. Nach einem Rückpass von Guerreiro wollte Kobel den Ball mit dem Fuß spielen, rutschte dabei aber aus. Haberer hatte freie Bahn und schob links im Fünfmeterraum ins leere Tor ein. Nach einem Foul an Adeyemi gab es in der 17. Minute eine vielversprechende Chance zum Ausgleich, doch Bellingham schoss den Freistoß aus 21 Metern über den Kasten. Vier Minuten später kam Union nach einem schweren Fehler von Adeyemi zum 2:0. Jordan ließ Beckers Hereingabe vom rechten Strafraum prallen für Haberer, der aus 18 Metern mit einem Flachschuss ins linke Eck traf. Der BVB bemühte sich, verbuchte nach 30 Minuten zwar 72% Ballbesitz, wurde aber nie gefährlich, leistete sich dagegen weiterhin zu viele Fehler. 11:3 lautete die Torschussbilanz zu diesem Zeitpunkt, 12:4 nach 45 Minuten, in denen Moukoko noch zu einem allerdings abgeblockten Drehschuss gekommen war (37.).

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Borussia kam mit neuem Personal und neuer Ordnung auf den Rasen: Im 4-3-3 bildeten Süle, Hummels, Schlotterbeck und Guerreiro die Viererkette, Can agierte weiterhin zentral vor der Abwehr, Bellingham und Reus besetzten die offensiven Halbpositionen des Mittelfelds hinter nun drei Spitzen: Brandt, Moukoko und Malen. Özcan, Meunier und Adeyemi waren in der Kabine geblieben.

Der BVB wirkte optisch zwar noch überlegener, doch dem Spiel fehlten jegliche Überraschungsmomente, dazu Tempo und Tiefe. Fast nur Querpässe. Union, das sich weit zurückzog, hatte keine Probleme, die Dortmunder Angriffsversuche zu verteidigen, verbuchte sogar die erste und bis in die Schlussphase beste Torchance im zweiten Durchgang: Kobel parierte stark gegen Baumgartl (56.).

Mit Hazard (für Süle) als rechter „Verteidiger“ ging es in die letzten 20 Minuten. Das Bild blieb das gleiche: Quer- und Rückpässe. Als erstmals schnell gespielt, als Reus im halblinken Mittelfeld startete, nach Doppelpass mit Tempo auf die Abwehr zulief, wurde es gefährlich, allerdings wurde Reus zu weit abgedrängt, als er endlich schießen konnte, war der Winkel zu spitz, konnte Rönnow mit der Brust parieren (77.). Kurz darauf zog Moukoko zweimal ab, beide Male klärte Rönnöw zur Ecke (80./83.).

Ausblick:  
Am Mittwoch tritt der BVB in der 2. Hauptrunde des DFB-Pokals bei Hannover 96 an. Anstoß ist bereits um 18 Uhr. In der Bundesliga ist der VfB Stuttgart der nächste Gegner (Samstag, 22. Oktober, 15.30 Uhr, SIGNAL IDUNA PARK).

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Teams & Tore

Fußball-Bundesliga, 10. Spieltag
1. FC UNION BERLIN – BORUSSIA DORTMUND  2:0 (2:0)

Union Berlin: Rönnow – Baumgartl, Knoche, Leite – Trimmel, Khedira, Ryerson – Schäfer (87. Pantovic), Haberer (62., Thorsby) – Jordan (67. Behrens), Becker (87. Leweling)
Bor. Dortmund: Kobel – Süle (70. Hazard), Hummels, Schlotterbeck – Meunier (46. Brandt), Can (82. Reyna), Guerreiro – Bellingham, Öczan (46. Reus) – Moukoko, Adeyemi (46. Malen)
Bank: Grill, Doekhi, Michel, Seguin, Gießelmann – Meyer, Passlack, Rothe, Papadopoulos
Tore: 1:0 Haberer (8.), 2:0 Haberer (21., Jordan)
Eckstöße: 4:8 (Halbzeit 2:2), Chancenverhältnis: 3:3 (2:1)
Schiedsrichter: Stieler (Hamburg), Gelbe Karten: Baumgartl – Özcan, Schlotterbeck
Zuschauer: 22.012 (ausverkauft), Wetter: sonnig, 18 Grad