Borussia Dortmund darf weiter vom Einzug ins Halbfinale der UEFA Champions League und damit vom größten internationalen Erfolg seit 2013 träumen: Im Viertelfinal-Hinspiel verlor der BVB bei Manchester City zwar mit 1:2 (0:1), zeigte aber eine bärenstarke Leistung.

Es berichtet Boris Rupert

Borussia Dortmund war mehr als ein gleichwertiger Gegner – und legte sich leider ein verspätetes Osterei ins eigene Netz. De Bruyne profitierte bei seinem Treffer zum 1:0 in der 19. Minute von einem Fehlpass der Borussen im Spielaufbau, der Manchester einen Konter ermöglichte. Zu Unrecht zählte Bellinghams Tor in der 37. Minute nicht. Der späte – und verdiente! – 1:1-Ausgleich durch Reus in der 84. Minute hielt leider nur bis zur Schlussminute. Da traf Foden zum 2:1. Abgerechnet aber wird erst am Mittwoch kommender Woche!

Ausgangslage:  
Ins Viertelfinale schaffte es der Tabellenführer der englischen Premier League mit sieben Siegen und 17:1 Toren. Borussias Bilanz auf dem Weg dorthin: fünf Siege, zwei Remis, eine Niederlage (17:9 Tore). Während City die jüngsten sechs Partien gegen deutsche Klubs gewinnen konnte, darunter auch beide im Achtelfinale der laufenden Saison gegen Mönchengladbach, hatte der BVB die vergangenen fünf Partien gegen Gegner aus der Premier League verloren.

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Personalien: 
Ohne die verletzten Youssoufa Moukoko, Jadon Sancho, Marcel Schmelzer, Axel Witsel und Dan-Axel Zagadou trat Borussia die Reise an. Drei Tage nach dem 1:2 in der Liga gegen Frankfurt gab es drei Änderungen in der Anfangsformation: Mateu Morey, Ansgar Knauff und Mo Dahoud ersetzten Nico Schulz, Thomas Delaney und Thorgan Hazard (alle Bank).

Taktik:  
Startelf-Debütant Knauff (19) besetzte die rechte Mittelfeldseite in Borussias veränderter 4-1-4-1-Grundordnung. Emre Can wirkte als Sechser zwischen den beiden Ketten; Erling Haaland operierte wie gewohnt in vorderster Front. In Manchesters 4-3-3 war Ilkay Gündogan im halblinken Mittelfeld Dreh- und Angelpunkt. Kevin de Bruyne schob über die halbrechte Seite an.

Spielverlauf & Analyse:
Borussia war klar in der Spielanlage, hellwach in den Aktionen, eng am Mann. Der Plan ging von Beginn an auf. Im Gegenpressing wurden immer wieder Bälle erobert oder die „Passmaschine Manchester“ zu ungewohnten Fehlern gezwungen. Und so kam der BVB zur ersten Chance des Spiels: Der sehr präsente Bellingham prüfte Ederson aus etwa zehn Metern, platzierte seinen halbhohen Versuch aber zu mittig. ManCity hatte zwar mehr Ballbesitz (60%), bekam aber kaum Tempo und damit auch keine Tiefe ins Spiel gegen die klug gestaffelten Borussen, die stattdessen immer wieder Nadelstiche setzten. Leider aber fehlte beim letzten Pass im oder am gegnerischen Strafraum die Genauigkeit oder unterlief Haaland ein Annahmefehler bei Reus‘ Zuspiel (24.).

Ein Fehlpass von Can im Mittelkreis bescherte Manchester die Führung. Der schnelle Konter landete bei Mahrez, der der Glück hatte, das Zuspiel an der Grundlinie noch unter Kontrolle zu bekommen, zurücklegte auf den einlaufenden De Bruyne, gegen dessen Schuss aus fünf Metern Hitz keine Abwehrchance hatte (19.).

Zehn Minuten später entschied Schiedsrichter Hategan auf Elfmeter für die Gastgeber: Nach einem Freistoß von De Bruyne gingen Rodrigo und Can zum Ball, der Manchester-Spieler warf sich zu Boden, hielt sich das Gesicht – dabei hatte ihn Can gar nicht berührt. Nach minutenlanger Überprüfung korrigierte der Referee seine Entscheidung.

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Und er brachte Borussia um den verdienten Ausgleich: City-Keeper Ederson wollte einen weiten Guerreiro-Pass 18 Meter vor seinem Tor unter Kontrolle bringen, verschätzte sich aber, Bellingham war klar vor ihm am Ball, schob zum vermeintlichen 1:1 ein, doch Hategan wollte ein Foul von Bellingham gesehen haben. Diese Sicht hatte er recht exklusiv (37.).

Auch in der zweiten Hälfte war der BVB ein sehr, sehr unangenehmer Gegner für den Topfavoriten auf den Titel – und besaß die nächsten Chancen zum Ausgleich: Nach Dahouds Pass setzte sich Haaland gegen beide Innenvertediger durch, doch Ederson verkürzte den Winkel und parierte den Schuss des Norwegers (48.), der nach einer Stunde kurz vor dem Strafraum gefoult wurde. Reus trat zum Freistoß an – Torentfernung 19 Meter –, doch die Diaz sprang in der Mauer hoch genug, klärte per Kopf (61.).

Auf der anderen Seite verhinderte Hitz mit einer Klassetat das 0:2, als er nach einem Konter den Schuss von Foden aus kurzer Distanz parierte (65.). Es war der erste Abschluss der Gastgeber im zweiten Durchgang – und der erst vierte im gesamten Spiel! City kam nun zu weiteren Gelegenheiten: De Bruyne schoss aus 18 Metern knapp rechts vorbei (76.), eine Minute später hatte Hitz Mühe bei Fodens Kracher aus ähnlicher Distanz.

Manchester erhöhte den Druck, forcierte das Gegenpressing, wollte nun das zweite Tor. Doch stattdessen jubelte der BVB über den unterm Strich verdienten Ausgleich: Can leitete den Angriff ein, Haaland leitete Bellinghams Zuspiel genau in den Lauf von Reus, der von links in den Strafraum stürmte und platziert zum 1:1 ins lange Eck einschoss (84.).

Doch City fand noch eine Antwort: De Bruyne flankte aus dem rechten Halbfeld an den zweiten Pfosten, Gündogan legte zurück auf Foden, der links am Fünfmetereck zum 2:1 einschoss (90.).

Ausblick:   
Das Rückspiel findet bereits kommende Woche Mittwoch (21 Uhr) in Dortmund statt. Zuvor tritt der BVB in der Bundesliga beim VfB Stuttgart an (Samstag, 18.30 Uhr).

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