Borussia Dortmund hat das 55. und letzte Pflichtspiel des Jahres 2021 verloren. Beim Hinrunden-Finale im Berliner Olympiastadion gegen Hertha BSC gab es auf einem extrem schlechten Platz eine 2:3 (1:0)-Niederlage.

Aus Berlin berichtet Boris Rupert

Nur 5.000 Zuschauer, darunter 200 BVB-Fans, waren für das letzte Spiel des Jahres 2021 zugelassen. Sie sahen ein Spiel mit zahlreichen Torraumszenen. Julian Brandt schoss den BVB nach einer halben Stunde in Führung. Kurz nach der Halbzeitpause drehten die Berliner durch Ishak Belfodil (51.) und Marco Richter (57.) innerhalb von sechs Minuten die Partie. Richter erhöhte 20 Minuten vor dem Ende auf 3:1. Mit dem 2:3 sorgte der eingewechselte Steffen Tigges sieben Minuten vor dem Ende für neue Hoffnung. Doch unterm Strich steht eine unglückliche Niederlage.

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Ausgangslage:  
Vierzehnter gegen Zweiter. Die Berliner hatten zwar nur eins ihrer jüngsten sieben Ligaspiele gewonnen, waren aber seit vier Heimspielen ungeschlagen. Von den 15 vorangegangenen direkten Duellen mit der Hertha hatte der BVB nur eins verloren.

Personalien: 
In Torhüter Kobel (krank) sowie den beiden Innenverteidigern Akanji (Knie-OP) und Hummels (krank) sowie Mittefeldspieler Bellingham (Gelbsperre) fehlte das Gros der Defensiv-Achse. Außerdem waren Reyna, Moukoko, Morey und Schmelzer weiterhin nicht dabei. Gegenüber dem 3:0 am Mittwoch gegen Fürth gab es fünf Änderungen: Hitz, Pongracic, Can, Dahoud und Malen kamen neu ins Team (für die fehlenden Kobel, Hummels und Bellingham sowie Zagadou und Hazard, die auf die Bank rutschten).

Taktik:  
Vor der Viererkette mit Witsel und Pongracic in der Innenverteidigung installierte der BVB eine Mittelfeldraute (Can zentral-defensiv, Brandt und Dahoud auf den Halbpositionen, Reus hinter den Spitzen) und davor zwei Angreifer. Bei Ballbesitz ließ sich Can häufig zwischen die Innenverteidiger fallen, schoben sich Schulz und besonders Meunier weit nach vorn, wirkte Dahoud in zentraler Position im Aufbau. Dem 4-4-2 der Borussen stellte die Hertha ein 4-4-2 mit Doppelsechs und bei Ballbesitz offensiven Außen entgegen. Gegen den Ball waren es zwei Viererketten bei den Berlinern.

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Spielverlauf & Analyse:
Auf tiefem, schwer bespielbarem Rasen hatten die Spieler beider Mannschaften Probleme. Gerade für die Defensiven schien es schwierig, buchstäblich Fuß zu fassen und nach schnellem Antritt am Gegenspieler zu bleiben. So ließen beide Abwehrreihen viel mehr zu als ihren Trainern lieb war. Und so war es kein technisch hochstehendes, aber abwechslungsreiches Spiel mit einigen Torraumszenen, was auch daran lag, dass beide Teams das Mittelfeld mit Steilpässen schnell zu überbrücken versuchten.

Borussia wirkte zunächst gefälliger und geradliniger. Stark verhinderte in der neunten Minute das mögliche 0:1, als er Meuniers auf Haaland gedachtes Zuspiel im Fünfmeterraum blockte. Auf der anderen Seite hatte Ekkelenkamp zuvor nach Belfodils Zuspiel freie Bahn, scheiterte aber am stark reagierenden Hitz (6.), und ließ nach genau einer Viertelstunde die Riesenchance aufs 1:0 aus, als er aus kurzer Distanz am Tor vorbeischoss.

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Sekunden später zappelte der Ball dann im Dortmunder Tor. Doch nach Video-Intervention wurde die Aktion des sehr knapp im Abseits stehenden Belfodil gegen Witsel als strafbar gesehen, so dass Moalidas Treffer nicht zählte. Glück für den BVB, der trotz einiger Wackler in der Defensive nach einer halben Stunde über das eigene 1:0 jubeln durfte: Dahoud spielte im Zentrum nach kurzem Antritt steil auf Haaland, der im Dribbling kein Durchkommen gegen zwei Berliner fand, dem der Blick auf den links einlaufenden Brandt aber nicht verstellt war. Brandt hob das Zuspiel links am Fünfer gefühlvoll an Schwolow vorbei ins lange Eck. Kurz vor der Pause zählte Witsels Abstaubertor nach einer Ecke zurecht nicht (Abseits, 43.).

Kurz nach Wiederanpfiff war alles wieder offen. Nach einem abgefangenen Dortmunder Angriff spielte Darida steil und lang nach vorn. Belfodil setzte sich im Laufduell durch, drang über die halblinke Seite in den Strafraum ein und überwand Hitz zum 1:1 (51.). Sechs Minuten später wurde Maolida nur unzureichend angegriffen und legte quer zu Richter. Der versuchte es direkt aus 17 Metern: Sein Schuss schlug oben links zum 2:1 ein.

Reus musste direkt danach angeschlagen runter und sah von außen, wie sich Haaland durchsetzte, aber an Schwolow scheiterte. Der für ihn eingewechselte Hazard drückte den Ball zwar über die Linie, aber der Treffer zählte nicht: Abseits (61.). Dann kam Malen über rechts, passte nach innen, Dahoud schloss direkt ab, verpasste das 2:2 aber um wenige Zentimeter (65.). Stattdessen setzten sich die Gastgeber mit zwei Toren ab: Nach einem schweren Ballverlust kam erst Belfodil zum Abschluss, Hitz parierte stark, den Nachschuss aber knallte Richter kurz hinter der 16-Meter-Linie zum 3:1 ins Netz (69.).

Es folgte ein Dreifachwechsel: Guerreiro, Zagadou und Wolf ersetzten Schulz, Witsel und Meunier. Nach Pass von Dahoud und Flanke von Guerreiro köpfte Tigges in der 83. Minute zum 2:3 ins Hertha-Tor. Die Mannschaft versuchte alles, aber sie hatte nicht nur die Hertha, sondern auch den glitschigen Rasen zum Gegner. Es war ein Spiel auf ein Tor. Die Berliner schossen die Bälle nur noch heraus.

Ausblick: 
Nun geht es in eine kurze Winterpause, die mehr eine „Weihnachtspause“ ist. Das erste Spiel des Jahres 2022 wird für den BVB am 8. Januar um 18.30 Uhr in Frankfurt angepfiffen.

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