Sechs Wochen Pause zwischen Saisonende und Vorbereitungsstart? Das kommt äußerst selten vor - deshalb genießt Alina Grijseels diese Zeit ganz besonders. Die Kapitänin der Handball-Damen von Borussia Dortmund zieht im Interview eine Saisonbilanz und blickt auf die neue Spielzeit.

Alina Grijseels hat eine ebenso stressige wie erfolgreiche Saison hinter sich, wurde mit zahlreichen Titel geehrt und freut sich nun auf das Kennenlernen der zahlreichen Neuverpflichtungen. Doch vorher geht’s noch in den Urlaub. Zwei Wochen Kreuzfahrt hinauf in den hohen Norden stehen an: Norwegen, Lofoten, Spitzbergen. Die 26-Jährige hat sich diese Auszeit verdient nach einer Saison, die von vielen Verletzungen beim BVB geprägt war, aber dennoch mit dem Gewinn der Vizemeisterschaft in der Bundesliga und mit dem Erreichen der Play-Offs in der Champions League einen tollen Abschluss fand.

Alina, Du wirkst erholt und entspannt. Fühlst du dich auch so?
Ja, so fühle ich mich. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich zum letzten Mal eine solche Pause hatte. Es liegt ja auch daran, dass die Nationalmannschaft pausiert. Das ist also eine wirkliche Auszeit. In den ersten beiden Wochen davon habe nichts gemacht, habe den Tag ohne echten Plan gestartet, ohne Sport, ohne Termine. Ich habe mich einfach nur ausgeruht und mit Freunden und der Familie getroffen. Das habe ich absolut genossen.

Wirklich ganz ohne Sport?
Ganz ohne geht das bei mir nicht. Aber ich habe das gemacht, was sonst in der Saison immer zu kurz kommt: Kraftübungen oder auch meine Beweglichkeit verbessert.

Du hast auch das Final4 in Budapest besucht. 
Ja, ich war dort privat. Es hat riesigen Spaß gemacht, so tollen Sport vor 15.400 Zuschauern zu sehen, es war ein neuer Weltrekord für den Frauenhandball. Es war eine coole Veranstaltung, das Drumherum war perfekt - einfach ein Riesen-Event mit einer überragenden Stimmung.

Auch die längste Sommerpause ist mal vorbei, wie geht’s weiter nach dem Urlaub?
Im Juli beginnen wir mit der Vorbereitung und fahren ins Kurztrainingslager nach Winterberg. Ich freue mich schon auf die neuen Spielerinnen. Das wird natürlich eine Herausforderung, so viele Neue zu integrieren - aber wir haben das ja immer hinbekommen. Außerdem haben wir noch eine Menge Zeit.

Nicht alle Eure Neuzugänge sind wirklich "neu" in Dortmund.
Das stimmt, besonders freue ich mich natürlich über die Rückkehr von Harma van Kreij. Insgesamt sind wir gut aufstellt. Die Neuen sind jung und talentiert, da bin ich mit meinen 26 Jahren ja schon etwas älter.

Wo siehst Du Euch in der kommenden Saison in der Bundesliga?
An Bietigheim geht natürlich kein Weg vorbei, das ist keine Frage. Die sind fast komplett geblieben, müssen sich also nicht erst als Mannschaft finden. Aber auch wir haben unsere Qualitäten. Ich hoffe nur, dass wir dieses Mal etwas weniger Verletzungspech haben und unsere gesamte Breite ausnutzen können. Zwischenzeitlich war für unseren immer kleiner werdenden Kader die Belastung mit Champions League und Bundesliga ja schon grenzwertig.

Du warst unterm Strich aber zufrieden?
Ja, natürlich. Wir sind Vizemeister geworden mit großem Vorsprung vor der Konkurrenz, waren in den Play-offs der Champions League. Das war eine einmalige Erfahrung. Und im Pokal hatten wir das Pech, im Viertelfinale auf Bietigheim zu treffen. Wir haben das rausgeholt, was wir leisten konnten.

Jetzt hofft Ihr natürlich auf eine Wildcard für die Königsklasse. Die Entscheidung fällt am 27. Juni.
Ja, alle Spielerinnen wollen unbedingt in der Champions League spielen. Ich bin froh, dass der Verein diesen Weg gegangen ist und in Budapest vor Ort die Bewerbung abgegeben hat. Jetzt bin ich natürlich gespannt, wie die EHF entscheidet.

Die Konkurrenz schläft nicht, wen erwartest du in der kommenden Saison als stärkste Gegner neben Bietigheim?
Das wird wirklich spannend, es gibt viele Vereine, die ähnlich viele Ab- und Zugänge haben wir wir. Neckarsulm hat sich erneut verstärkt, Thüringen ebenfalls, Blomberg bleibt zusammen und Buxtehude hat zahlreiche Abgänge zu verzeichnen. Es wird darauf ankommen, dass wir vom ersten Spieltag an konzentriert da sind und uns keinen Punktverlust erlauben.