In der Handball Bundesliga Frauen (HBF) verlustpunktfrei auf Platz zwei, in der EHF Champions League auf Rang sechs mit berechtigten Aussichten auf den Einzug in die Play-offs, im DHB-Pokal im Viertelfinale. Die Handball-Damen von Borussia Dortmund haben in den ersten drei Monate der Saison 2021/22 starke Leistungen gezeigt - trotz großem Verletzungspech. Trainer André Fuhr zieht eine erste Zwischenbilanz.

Am weiten Sandstrand der Nordseeinsel Norderney findet André Fuhr traditionell Ruhe und Zeit, um Weichen zu stellen, durchzuatmen und auf das Erreichte zurückzublicken. Direkt nach dem Champions-League-Spiel gegen das Team Esbjerg ging es für den gebürtigen Ostwestfalen auf das Eiland im Wattenmeer. Eine Woche Urlaub war angesagt nach insgesamt 18 Spielen (plus Supercup) innerhalb von nur drei Monaten. Eine stressige Zeit. Aber auch eine erfolgreiche. Auf Norderney fand der 50-Jährige Zeit für einen Rückblick auf die Bundesliga und die Champions League.

In der Kurzfassung liest sich das folgendermaßen: „Wir sind in allen drei Wettbewerben gut vertreten. Das ist die Momentaufnahme. Unterm Strich hat sich meine junge, fast komplett neu zusammengestellte Mannschaft außerordentlich gut verkauft“, attestierte Fuhr seinen Spielerinnen einen starken ersten Saisonabschnitt. Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene.

Die HBF legt wegen der Weltmeisterschaft in Spanien (1. bis 19. Dezember) gerade eine Pause ein. Für den amtierenden Deutschen Meister Borussia Dortmund geht es am 29. Dezember mit der Partie in Blomberg weiter, am 2. Januar wartet dann das Spitzenspiel in Bietigheim. Der Tabellenerste gegen den Tabellenzweiten. Wer hätte das nach dem unglücklichen Saisonstart mit der klaren Niederlage im Supercup gegen die SG gedacht? Schnell wurden Stimmen laut ob der scheinbar mangelnden Qualität der Mannschaft, die im Sommer gleich mehr als eine Handvoll Leistungsträgerinnen verloren hatte. Das ist alles längst vergessen.

„Ich bin sehr zufrieden, wir haben in der Bundesliga keinen Punkt abgegeben. Dass unser Torverhältnis mit plus 55 schlechter ist, unterstreicht den Unterschied zu Bietigheim (plus 105). Aber ich muss nochmal betonen: Wir hatten fast ausschließlich anstrengende Englische Wochen mit Spielen am Wochenende und am Mittwoch. Das war für unsere junge Mannschaft absolutes Neuland. Zu der extremen physischen und psychischen Belastung kam auch noch der Reisestress hinzu", zog André Fuhr ein positives Fazit nach acht Spieltagen in der Bundesliga (Platz zwei ohne Minuspunkte), acht Gruppenspielen in der EHF Champions League (Rang 6 mit sieben Punkten) und zwei DHB-Pokalspielen (Erreichen des Viertelfinals).

Sieben Borussinnen bei der WM

Überragende Bundesligaspiele in voller Länge waren nicht dabei, das bestätigte André Fuhr: „Die ersten 20 Minuten gegen Buxtehude waren sicherlich extrem stark. Wenn man bedenkt, dass wir die Partie  mit 37:31 gewonnen haben und wenn man sieht, dass Buxtehude heute auf Platz vier der Tabelle steht, war das umso bemerkenswerter. Man darf nicht vergessen, dass unsere Mannschaft ganz neu formiert war und dem Druck standgehalten hat, mittwochs in der Bundesliga immer gewinnen zu müssen."

Im Januar kann es neben Liga und DHB-Pokal auch zu einer Vorentscheidung in der EHF Champions League kommen. Bereits am 8. oder 9. Januar tritt der BVB bei HC Podravka Vegeta an. Es geht um den Einzug in die Play-offs für den BVB, der sich in der europäischen Königsklasse einen Namen gemacht hat. „Der BVB wird als starker Gegner respektiert. Dortmund ist in Europa angekommen und wird nicht mehr unterschätzt", erklärte Esbjergs Coach Jesper Jensen nach dem Champions-League-Spiel in der Helmut-Körnig-Halle.

Höhepunkte der Saison auf europäischer Ebene waren bislang das 30:27 gegen Brest, das 25:25 gegen Budapest und der 38:14-Triumph gegen Podravka. Dass das Rückspiel in Esbjerg mit zehn Toren verloren ging, war für Fuhr natürlich ärgerlich. „Andererseits haben wir zum Schluss Alina Grijseels geschont, das hat sich natürlich negativ bemerkbar gemacht. Zudem gehört Esbjerg für mich zu den vier stärksten Teams in der Champions League", wollte Fuhr nicht übermäßig kritisch mit seiner Mannschaft umgehen.

Zur Erinnerung: Die auf dem Papier qualitativ stärkere Meister-Mannschaft der Saison 20/21 konnte in der Königsklasse nicht überzeugen. Und ein Jahr später? „Wir haben sieben Punkte nach acht Spielen. Das hat noch keine deutsche Mannschaft vor uns geschafft. Platz sechs ist uns nur noch theoretisch zu nehmen. Und wenn es gut läuft, haben wir sogar noch eine Chance auf Platz fünf", blickt Fuhr optimistisch nach vorn. Sollte es so kommen, gehört der BVB zu den Top Ten des europäischen Frauenhandballs. Voraussetzung dafür ist allerdings ein Sieg gegen Podravka Vegeta in der nordkroatischen Stadt Koprivnica.

Bis es für André Fuhr mit seinem Team weiter geht, spielen insgesamt sieben Borussinnen für ihre Nationalmannschaften: Alina Grijseels, Mia Zschocke, Amelie Berger (Deutschland), Laura van der Heijden, Merel Freriks, Yara ten Holte (Niederlande) und Jennifer Gutiérrez Bermejo (Spanien) sind bei der WM in Spanien im Einsatz.