Nach Auschwitz und Dachau gehen BVB-Fans auch im Sommer 2014 wieder auf Gedenkstättenfahrt. Das Ziel in diesem Jahr heißt Lublin. Die schwarzgelbe Delegation berichtet in dieser Woche täglich von der Spurensuche aus Polen.

Im April 1942 kam es in Dortmund am ehemaligen Sportplatz der Eintracht zur Deportation hunderter Jüdinnen und Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg. Diese wurden in Zügen nach Ostpolen gebracht, wo sie im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ in Konzentrationslager überführt wurden. Niemand von ihnen überlebte. Sie starben unter Zwangsarbeit und Folter oder wurden systematisch ermordet. 30 BVB-Fans folgen dieser Tage den Spuren der ermordeten Dortmunder. Die schwarzgelbe Delegation möchte die Erinnerung an diese Menschenwach halten und das Andenken weiter bewahren. Borussia Dortmund, die Fan- und Förderabteilung, das Fan-Projekt Dortmund e.V. und die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache haben diese Fahrt mit Unterstützung der Auslandsgesellschaft NRW organisiert.

An dieser Stelle berichtet die Gruppe regelmäßig von ihren Erlebnissen vor Ort.

Anreise 

Die Gedenkstättenfahrt nach Ostpolen beginnt für uns am späten Samstagabend am Dortmunder Hauptbahnhof. Von dort geht es per Nachtzug nach Warschau, wo uns bereits unser Fanbeauftragter Daniel Lörcher und FA-Vorstandsmitglied Christina Gassner erwarten: Mit dem Fanmobil der BVB-Fanbeauftragten und drei, von OPEL zur Verfügung gestellten Fahrzeugen, machen wir uns auf den Weg. Etwa drei Stunden später erreichen wir unser Ziel Lublin. Nach einer ausführlichen Vorstellung und Einweisung in das Programm nutzen wir den Rest des Tages, um in Kleingruppen die Altstadt zu erkunden und den Sonntag bei regionalem Essen und einem Pivo ausklingen zu lassen.

Tag 1

Am Montagvormittag begeben wir uns zum Grodzka-Tor, das aufgrund seiner ehemaligen Funktion als Trennung zwischen Stadtkern und jüdischem Viertel auch „jüdisches Tor“ genannt wird. In jenem Viertel lebten bis zur Shoah etwa 40.000 Menschen, was etwa einem Drittel der Gesamtbevölkerung Lublins entsprach. Trotz einer etwa 500-jährigen jüdischen Tradition in Lublin gab es immer eine große Distanz zwischen jüdischen und katholischen Bewohnern der Stadt. Die ehemals große jüdische Gemeinde ist heute aus dem Stadtbild fast verschwunden. So verläuft dort, wo früher die Synagoge stand, heute eine Hauptstraße. Im Grodzka-Tor, genauer im „Teatre NN“, befindet sich eine Ausstellung über die jüdische Bevölkerung in Lublin, die vorwiegend mit Fotos das Leben der Menschen damals veranschaulicht. Zudem leistet die Institution Aufklärungsarbeit, um die jüdische Stadtgeschichte wieder ins Gedächtnis der Lubliner Bürgerinnen und Bürger zu rufen. Um das theoretische Wissen über die Stadt zu festigen, führt uns die Leiterin der Institution anschließend zu den historisch bedeutsamen Orten jüdischen Lebens vor Ort. Eines dieser Ziele ist das Haus in der Grodzka 11, das früher ein Waisenhaus und der Sitz des „Judenrates“ war.

Der Nachmittag steht zur freien Verfügung und wird bei sonnigem Wetter zur weiteren Erkundung Lublins genutzt, bevor es am Abend ein gemeinsames Abendessen gibt. Dies findet in einem Kulturzentrum statt, dessen Mitglieder sich aktiv in der lokalen Antidiskriminierungsarbeit engagieren und uns herzlich aufnehmen. In der Küche des Hauses kochen wir für die Gastgeber und unsere Reisegruppe. Anschließend genießen wir den Sommerabend bei netten Gesprächen und erfreuen uns an der herzlichen Gastfreundschaft.