Borussia Dortmund hat in der UEFA Champions League die erste Niederlage hinnehmen müssen. Am 3. Spieltag unterlag der deutsche Vizemeister beim Tabellenzweiten der italienischen Serie A, Inter Mailand, mit 0:2 (0:1). Beide Teams sind nun punktgleich.

Es berichten Boris Rupert und Timo Lammert

Vor 65.673 Zuschauern im Giuseppe-Meazza-Stadion, darunter 4.400 Anhänger von Borussia Dortmund, ging Inter mit dem einzig gefährlich vorgetragenen Angriff der ersten Hälfte in Führung: Nach de Vrijs Pass aus dem Mittelkreis war Martinez plötzlich frei vor Bürki und traf in der 22. Minute zum 1:0. Sancho scheiterte kurz vor der Pause an Torwart Handanovic, ebenso wie Brandt mit einem abgefälschten Schuss nach dem Seitenwechsels (64.). In der Schlussphase machte der BVB richtig Druck, „überstand“ zunächst eine Elfmeterszene (Bürki parierte gegen Martinez, 82.), fing sich in der 89. Minute jedoch einen Konter zum 0:2 durch Candeva.

Bild

Ausgangslage: 
Erstmals seit 25 Jahren und zum erst dritten Mal insgesamt trafen beide Klubs im Europapokal aufeinander. Die Bilanz sprach mit zwei Siegen und einem Remis knapp für die Italiener; das letzte Duell, im März 1994, hatte der BVB jedoch in San Siro mit 2:1 für sich entscheiden können. Der BVB war mit einem Sieg (in Prag) und einem Remis (gegen Barcelona) in den Wettbewerb gestartet, Inter wies nach zwei Spieltagen erst einen Punkt aus, den man mit einem Treffer in der Nachspielzeit gegen Prag gesichert hatte.

Bild

Personalien: 
Wieder mit Götze und Sancho, dafür ohne den gesundheitlich angeschlagenen sowie die verletzten Alcácer (muskuläre Probleme in der Wade) und Schmelzer (Zerrung im rechten Hüftbeuger) nach Mailand geflogen. Bürki (Kapselzerrung im Knie) bestand am Vorabend den Härtetest und konnte spielen. Gegenüber dem 1:0 am Samstag in der Liga gegen Gladbach gab eine Änderung in der Startelf: Sancho ersetzte Reus. Hummels führte den BVB erstmals seit 1250 Tagen als Kapitän auf den Rasen.

Taktik:  
Favre reihte sein Team erstmals in einer 3-4-3-Formation auf. Hummels, Weigl und Akanji bildeten die Dreierkette, die bei Mailänder Ballbesitz fallweise durch Schulz (links) und/oder Hakimi (rechts) zu einer Vierer- oder Fünferkette erweitert wurde. Witsel und Delaney besetzten wie gewohnt das zentral defensive Mittelfeld, vorne stürmten Sancho (rechts), Brandt (zentral) und Hazard (links). Inter agierte ebenfalls mit Dreierkette und zwei echten Spitzen: Akanji übernahm Martinez, Hummels hatte es weitgehend mit Lukaku zu tun. Im Mailänder Mittelfeld gab es mehrere Varianten: Gagliardini rückte häufig von halbrechts auf die rechte Seite, Candreva schob sich dann ein gutes Stück nach vorn, Brozovic rückte zentral nach.

Knapp 20 Minuten vor dem Ende stellte Favre mit der Einwechselung von Bruun Larsen für Akanji um auf Viererkette (Hakimi, Weigl, Hummels, Schulz) und 4-2-3-1-Grundordnung mit Brandt auf der „10“ und Bruun Larsen in der Spitze.

Spielverlauf & Analyse:
Die Borussen machten in der ersten Viertelstunde einen stabilen Eindruck, offensiv fehlte es aber an nennenswerten Aktionen. Inter nutzte die erste Chance der Partie zum 1:0-Führungstreffer. Innenverteidiger de Vrij spielte einen Ball hinter die BVB-Abwehrreihe auf Stürmer Martinez, der aus kurzer Distanz zum 1:0 traf. Schulz hob das Abseits auf.

Bild

Bis zum ersten Torabschluss auf Borussen-Seite mussten die 4.500 mitgereisten Fans eine knappe halbe Stunde warten. Sancho tanzte auf dem linken Flügel Godin aus legte zurück auf Witsel, der aber aus gut 25 Metern das Tor verfehlte. In der Folge blieb es eine Partie ohne große Szenen. Der BVB hatte zwar mehr Ballbesitz, spielte aber ohne Durchschlagskraft im Angriffsdrittel. Erst in der Nachspielzeit wurde es gefährlich für das Tor von Mailand. Nach feinem Steilpass von Brandt zog Sancho aus spitzem Winkel flach ab, aber Handanovic parierte mit einem starken Reflex zur Seite.

Bild

Mit zunächst unverändertem Personal ging der BVB in die zweiten 45 Minuten. Die erste Gelegenheit nach dem Wiederanpfiff gehörte den Gastgebern. Jedoch ging der Drehschuss von Candreva nach Vorarbeit von Brozovic über das Tor. Die Schwarzgelben zeigten zunächst nur in Ansätzen, was sie an diesem Abend nach vorne hätten bringen können. Die Angriffe waren immer ein Stück weit zu kompliziert und zu durchsichtig. Nicht oft gelang es der BVB-Offensive, hinter die Kette zu kommen, wie Hakimi nach Zuspiel von Hazard in der 62. Spielminute. Ebenso fehlte es an Abschlüssen – Inters Torwart Handanovic war fast beschäftigungslos, musste in der 64. Minute einmal stark reagieren gegen Brandt, der es aus der Distanz versuchte. Der Schuss war von de Vrij abgefälscht worden.

Inter schaffte es, das Spiel weit vom eigenen Tor weg zu halten. Favre reagierte und brachte für Delaney nach etwas über einer Stunde Dahoud. Der BVB griff nun höher an, erhöhte das Risiko und schaffte es, mehr Tempo in die Partie zu bringen. Eine Viertelstunde vor dem Ende ersetzte Bruun Larsen Akanji –Favre ging nun volles Risiko. Und schon brannte es lichterloh im Mailänder Strafraum. Nach Vorarbeit von Hazard scheiterte  Sancho aus kurzer Distanz nur an Brozovic, der auf der Linie klären konnte.

In dieser Phase setzte Inter einen Konter über den eingewechselten Espositio, der im Strafraum nur durch ein Foul von Hummels gestoppt werden konnte. Den fälligen Strafstoß von Martinez hielt Bürki und damit auch seine Mannschaft damit im Spiel. Als der BVB aber dann mit allen Männern in der gegnerischen Hälfte agierte und der ebenfalls eingewechselte Guerreiro den Ball verlor, setzte Inter den entscheidenden Konter. Candreva überwand Bürki in der 89. Spielminute zum 2:0 für die Italiener.

Alle Torszenen, alle Highlights auf einen Klick

Ausblick: 
Das Rückspiel zwischen beiden Teams wird in knapp zwei Wochen, am 5. November, um 21 Uhr im Signal Iduna Park angepfiffen. Bis dahin richten sich die Blicke auf die Liga: Am Samstag (Anstoß 15.30 Uhr) steht der erste Saisonhöhepunkt an, wenn der BVB beim FC Schalke 04 antritt.

Teams & Tore