Mit dem Motto „Borussia verbindet“ organisiert der BVB seit vielen Jahren Erinnerungs- und Bildungsprojekte und setzt sich für eine vielfältige Gesellschaft ein. Der 27. Januar nimmt dabei jährlich eine wichtige Rolle ein, denn am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die wenigen verbliebenen Häftlinge des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Auch in diesem Jahr ist der „Tag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“ sowie der „Internationale Holocaust-Gedenktag“ daher Anlass für viele Aktivitäten. 

Digitale Veranstaltung: Tag gegen das Vergessen

Seit vielen Jahren findet rund um den 27. Januar im BORUSSEUM der „Tag gegen das Vergessen“ statt. Bundesweit steht diese Veranstaltung im Kontext des „Erinnerungstags im deutschen Fußball“. In diesem Jahr steht eine häufig vergessene Opfergruppe im Mittelpunkt verschiedener Veranstaltungen, so auch gestrigen Mittwochabend im BORUSSEUM: Menschen, die von den Nationalsozialisten als vermeintlich unheilbar oder psychisch krank verfolgt und ermordet wurden. 

Der Mord an mehr als 70.000 Patientinnen und Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten war zwischen 1940 und 1941 der erste zentral organisierte Massenmord im NS-Staat, euphemistisch als „Euthanasie“ („schöner Tod“) bezeichnet. 

Im Rahmen der gestrigen digitalen Veranstaltung „Von der ‚Euthanasie‘ zum Holocaust. Kranke und behinderte Menschen als Opfer des ersten nationalsozialistischen Mordprogramms“ referierte der Berliner Historiker Robert Parzer in einem Vortrag über die lokalen Aspekte der Patientenmorde – mit besonderem Fokus auf die Heilanstalt im Dortmunder Stadtteil Aplerbeck – und erläuterte zudem auch die Verbindungen zwischen „Euthanasie“ und Holocaust. Daniel Lörcher (Abteilungsleiter Corporate Responsibility beim BVB) und Sarah Hartwich (Museumsleitung BORUSSEUM) führten durch das von zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauern im Livestream verfolgte Event.

„Uns war es ein großes Anliegen, an dieses wichtige Thema und diese Opfergruppe der Nationalsozialisten zu erinnern. Wichtig dabei: Euthanasie ist in diesem Zusammenhang ein Täterbegriff und eine Verharmlosung. Dahinter verbirgt sich die Ermordung von vermeintlich unheilbar psychisch oder körperlich kranken Menschen“, erklärte Lörcher. 

Die Veranstaltung ist nachträglich hier zu sehen:

Gedenkveranstaltung an der LWL-Klinik

Bereits einige Stunden vor der abendlichen Veranstaltung am Mittwoch schloss sich eine BVB-Delegation um den Vereinspräsidenten Dr. Reinhard Rauball am Donnerstagnachmittag der Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus in der LWL-Klinik Dortmund an. Im Verbund mit der Betriebsleitung der Klinik legten die Beteiligten einen Kranz am „Mahnmal gegen das Vergessen der nationalsozialistischen Verbrechen an psychisch Kranken und Behinderten“ auf dem Klinikgelände nieder. Zum Glockengeläut der LWL-Auferstehungskirche hielten alle Anwesenden inne. 

Dem BVB und der LWL-Klinik war es ein wichtiges Anliegen, an das dunkelste Kapitel der deutschen (Psychiatrie-) Geschichte zu erinnern. „Viel zu wenig Menschen traten der unmenschlichen Gesinnung entgegen“, so Klinikpfarrerin und -seelsorgerin Anke Thimm, die während des Gedenkens ein Gebet sprach. 

(Foto: Klinikpfarrerin Anke Thimm, Pflegedirektorin Yvonne Auclair, Ärztlicher Direktor Prof. Hans-Jörg Assion, Kaufmännischer Direktor Prof. Jens Bothe, BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball, BVB-Leiter Corporate Responsibility Daniel Lörcher, BORUSSEUM-Leiterin Sarah Hartwich)

„Licht zeigen“

Gemeinsam mit Daimler, der Deutschen Bahn, der Deutschen Bank und Volkswagen nimmt der BVB an der deutschlandweiten Stickeraktion „Licht zeigen“ des Freundeskreis Yad Vashem teil. In den Konzernzentralen ist am Holocaust-Gedenktag der Chanukka-Leuchter der Familie Posner zu sehen. Arthur Posner war der letzte Kieler Rabbi, bevor die Nazis mit ihren Pogromen begannen. Seine Frau Rahel fotografierte 1931 den Chanukka-Leuchter der Familie, der in der Fensterbank ihres Wohnzimmers der in Stadt stand – draußen auf der anderen Straßenseite hingen bereits riesige Nazi-Flaggen an der Gebäudefassade. „Die unfassbare Zahl von sechs Millionen ermordeter Jüdinnen und Juden wird durch einzelne Biografien greifbarer und es wird deutlich, dass jedes einzelne Opfer ein Mensch mit ganz eigener Geschichte war“, so Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der Geschäftsführung von Borussia Dortmund. „Ich hoffe, die Geschichte des Channuka-Leuchters von Rahel Posner ist für viele Menschen ein Startpunkt für die Auseinandersetzung mit der Geschichte. Nur wenn wir uns unserer Geschichte bewusst sind, können wir gemeinsam Gegenwart und Zukunft gestalten.“

#WeRemember #NieWieder

Seit vielen Jahren beteiligt sich der BVB an der #WeRemember-Kampagne des World Jewish Congress. So auch in diesem Jahr mit einem Videobeitrag. Der BVB freut sich über jede und jeden Fan, die sich ebenfalls beteiligen möchten. 

Gedenkveranstaltung Dortmunder Südbahnhof            

Der 27. Januar gilt in Deutschland bereits seit 1995 als der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und seit vielen Jahren als Internationaler Holocaust-Gedenktag. Und auch am heutigen Donnerstag beteiligte sich eine BVB-Delegation an einer Gedenkveranstaltung und Kranzniederlegung – diesmal am Dortmunder Südbahnhof. Dieser war der zentrale Deportationsbahnhof für den gesamten Regierungsbezirk Arnsberg. Von hier aus wurden in den Jahren 1942 bis 1945 jüdische Dortmunderinnen und Dortmunder, RomaZe und RomNja in Konzentrationslager wie Theresienstadt, Auschwitz und Riga deportiert. Die wenigsten überlebten. 

Zusammen mit Mitgliedern der Dortmunder Bezirksvertretung Innenstadt-Ost, Vertreterinnen und Vertretern der jüdischen Kultusgemeinde Dortmund und Schülerinnen des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums nahmen Sarah Hartwich und Daniel Lörcher im Namen des BVB an der Kranzniederlegung teil.

Livestream Auschwitz-Birkenau

Mit einer Gedenkveranstaltung zum 77. Jahrestag der Befreiung des Lagers erinnert heute auch das Museum Auschwitz-Birkenau an die Gräuel der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. Die Veranstaltung kann ab 16 Uhr hier im Livestream verfolgt werden.