90 Minuten vor dem geplanten Anpfiff des Viertelfinal-Hinspiels zwischen Borussia Dortmund und AS Monaco wird auf den BVB-Mannschaftsbus ein Anschlag verübt, bei dem Marc Bartra am Arm verletzt wird. Es sind nur kleine Details, die viel Schlimmeres verhindern.

Auf der Wittbräucker Straße, wenige Meter nachdem der Bus die Ausfahrt vom Teamhotel „L’Arrivée“ passiert, detonieren drei Sprengsätze, in denen sich auch Metallsplitter befinden. Ein solcher findet sich später in einer Kopfstütze eines Sitzplatzes; nur wenige Zentimeter fehlen zu einer Katastrophe. Es ist pures Glück, dass „nur“ (in Anführungszeichen!) ein Polizist auf dem vorausfahrenden Motorrad und ein Spieler verletzt werden: Marc Bartra muss an Hand und Arm operiert werden.

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Eine Welle der Solidarität begleitet das für den nächsten Tag angesetzte Nachholspiel: BVB-Fans bieten gestrandeten Monaco-Anhängern ein Bett für die Nacht an, diese zeigen offen ihre Sympathie für Schwarzgelb. Die französische Sportzeitung L’Equipe fragt: „Wie soll man von diesem deutschen Team und diesen Spielern verlangen, 24 Stunden danach einsatzfähig zu sein, als ob nichts wäre und im Vollbesitz ihrer Fähigkeiten?“ Der Spielverlauf kann ungünstiger nicht sein für eine Mannschaft, die nur 22 Stunden nach dem Erlebten wieder ran muss: Abseitstor zum 0:1, Eigentor zum 0:2. Nach dem Seitenwechsel streift die Mannschaft den Ballast etwas ab, verkürzt durch Ousmane Dembélé (57.) und erzielt durch Shinji Kagawa (84.) den 2:3-Endstand, nachdem Monaco zwischenzeitlich noch einmal getroffen hat.

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Im Rückspiel eine Woche später liegt Borussia schnell mit 0:2 hinten, ehe Marco Reus direkt nach der Pause für etwas Hoffnung (48.) sorgt. Doch mit einem Kontertor schießt Germain die Monegassen in der 81. Minute endgültig ins Halbfinale.

Nach der Festnahme eines Tatverdächtigen hofft der BVB auf eine umfassende Aufklärung. Marcel Schmelzer verleiht im Namen der Mannschaft seiner Hoffnung Ausdruck, „dass wir die tatsächlichen Hintergründe des Anschlags erfahren. Für alle, die im Bus saßen, wären diese Informationen wichtig, denn sie würden den Verarbeitungsprozess deutlich erleichtern“.

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Nachdem es vor dem Anschlag ein 1:1 gegeben hat im 150. Revierderby beim FC Schalke 04 (Tor: Aubameyang) sowie eine 1:4-Pleite beim FC Bayern München (Guerreiro), der Hamburger SV wiederum durch Treffer von Gonzalo Castro, Shinji Kagawa und Pierre-Emerick Aubameyang mit 3:0 besiegt worden ist, sorgt der enge Terminplan mit neun Spielen im Monat April jedenfalls für Ablenkung.

Bereits vier Tage nach dem Anschlag gibt es einen 3:1-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt. Bereits nach 120 Sekunden erzielt Reus per Hacke die Führung. Fabián egalisiert nach einer guten halben Stunde (29.) mit einem Kracher aus 22 Metern. Doch Sokratis nimmt sich den Mexikaner zum Vorbild und stellt mit einem nicht minder schönen Distanzschuss die Führung wieder her (34.). Kurz vor Schluss vollendet Aubameyang einen Konter aus dem Lehrbuch mit dem Treffer zum 3:1.

In Mönchengladbach kommt der BVB nach 1:2-Rückstand zu einem 3:2-Sieg und klettert wieder auf Rang drei. Reus bringt Schwarzgelb per Strafstoß (Dahoud an Pulisic) in Führung (10.), Stindl (43.) gleicht mit der ersten Chance der Gastgeber aus (43.). Nach dem Wechsel sorgt ein kaum zu vermeidendes Eigentor (Schmelzer, 48.) für den unverdienten Rückstand. 108 Sekunden nach seiner Einwechselung trifft Aubameyang zum 2:2 (59.), Raphael Guerreiro in der 87. Minute per Kopf zum 3:2.

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Es kommt noch besser: Durch ein 3:2 beim FC Bayern zieht Borussia ins Pokalfinale ein. Nach starken 25 Minuten und verdienter Führung (Reus) kommen die Bayern mit Martinez’ Ausgleich (29.) auf und schaffen durch Hummels auch das 2:1 (41.). Im zweiten Durchgang, nachdem Sven Bender mit einer heroischen Tat eine Riesenchance vereitelt, können sich die Schwarzgelben aus der Umklammerung befreien und bejubeln nach Toren von Aubameyang (69.) und Dembélé (74.) den Sieg! Der Monat April endet mit einem furiosen Spiel, aber torlos 0:0 daheim gegen den 1. FC Köln.
Boris Rupert