Das Kribbeln beginnt, die Anspannung steigt. „Es zehrt langsam am Akku“, verrät Trainer Benjamin Hoffmann. Und spätestens Sonntag, wenn sie gemeinsam ein Hotel beziehen, um sich auf das große Ziel einzuschwören, werden sie alles ausblenden, was ihre Konzentration stören könnte.

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Dann ist ihr Fokus ganz auf das Halbfinal-Rückspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen den VfL Wolfsburg am Montag (18.30 Uhr) auf Platz 1 im Trainingszentrum Brackel gerichtet.

Der hart erkämpfte 3:2-Sieg im Wolfsburger Stadion hat die Sinne der Jungs weiter geschärft. „Wir hatten das Glück auf unserer Seite und dürfen uns auf keinen Fall auf diesem Vorsprung ausruhen. Das wäre der größte Fehler, den wir machen können“, sagt Kapitän Dzenis Burnic. Benjamin Hoffmann hat beim Training genau hingeschaut und registriert, „dass jeder hoch professionell arbeitet.“ Personell kann er aus dem Vollen schöpfen. 21 Feldspieler bewerben sich um die insgesamt 18 Kader-Plätze, so dass Borussias Erfolgstrainer harte Entscheidungen treffen muss. Auch jene, die Montag nur zuschauen dürfen, haben in den vergangenen Monaten dazu beigetragen, dass sich der BVB trotz aller Probleme und Rückschläge wieder für die Endrunde qualifizieren konnte.

Benjamin Hoffmann hat die Leistung in Wolfsburg nicht über den grünen Klee gelobt, sondern kritisch angemerkt: „Es gibt noch Luft nach oben. In spielerischer Hinsicht haben wir nicht das gezeigt, was wir von der Mannschaft erwarten dürfen.“ Wie Nachwuchskoordinator Lars Ricken bemängelte auch er „zu viele Nachlässigkeiten beim vorletzten oder letzten Pass: „Wir können deutlich besser Fußball spielen.“ Diese Qualität werden sie versuchen, Montag verstärkt auf den Rasen zu bringen.

In den Top-Spielen hellwach

Der Gegner hat bei den Schwarzgelben Eindruck hinterlassen. „Die Wolfsburger pressen sehr früh. Wir müssen versuchen, in den Zweikämpfen präsent zu sein und schneller in die Tiefe zu spielen“, gewährt Burnic Einblick in die strategischen Überlegungen. Wichtig wird sein, die pfeilschnelle und torgefährliche VfL-Offensivreihe zu neutralisieren. Im Hinspiel ist ihnen das dank einer leidenschaftlichen Verteidigungsleistung weitgehend gelungen.

Optimistisch stimmt, dass auf den BVB gerade in den Duellen mit den Top-Teams Verlass war. Wie gegen Schalke 04 (2:0) oder Bayer Leverkusen (2:1). „Wir profitieren jetzt vielleicht auch von den Erfahrungen, die wir in der UEFA Youth League sammeln konnten“, bemerkt Hoffmann. Das war für die Jungs ein Lern- und Reifeprozess in acht Spielen auf hohem internationalen Niveau.

Es wird eng in Brackel

Montag haben sie einen echten Heimvorteil, den sie mit einem Umzug in ein größeres Stadion aus der Hand gegeben hätten. Sie belegen ihre Kabine, sie spielen auf ihrem Platz, in ihrer gewohnten Umgebung und nehmen dafür in Kauf, dass höchstens 1200 Zuschauer Platz finden. Allein 150 Scouts, Berater und Spielebeobachter haben sich angesagt.

Es wird also sehr eng in Brackel – und hoffentlich stimmungsvoll. Der BVB bittet die Fans auch wegen der eingeschränkten Parkmöglichkeiten um frühzeitige Anreise und um Verständnis, dass die Tore geschlossen werden, wenn die letzte Eintrittskarte verkauft ist. Sport1 überträgt die Partie live. Sollten die Schwarz-Gelben das Finale erreichen, öffnet sich den Talenten die große Bühne im Signal Iduna Park. Dzenis Burnic versteht dies als Stück Zusatz-Motivation: „Das Endspiel im heimischen Stadion zu erleben, wäre etwas ganz Besonderes. Jeder kennt die Stimmung, die bei den Heimspielen der Profis herrscht.“

Der Endspielgegner wird Dienstag im Wattenscheider Lohrheidestadion zwischen Schalke 04 und Bayern München ermittelt. Der Westdeutsche Vizemeister hat das Hinspiel mit 3:1 gewonnen.
Wilfried Wittke