Drei verdiente Punkte eingefahren, eine Negativserie beendet und zudem mit auf 16 Schultern verteilter Belastung in die Englischen Wochen gestartet: Lucien Favre hat am Samstag, in seinem 300. Spiel als Cheftrainer einer Bundesligamannschaft, alles richtig gemacht. Sein Team ist bereit für eine Woche mit Topspielen gegen Lazio Rom und Schalke 04.

Bild

Gut eine Stunde war gespielt in der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim. In einer bis dahin ausgeglichenen Partie hatte Borussia Dortmund mit Beginn der zweiten Halbzeit das Heft des Handels immer fester in die Hand genommen, als Lucien Favre seine ersten beiden Joker ins Rennen schickte: Marco Reus und Erling Haaland kamen beim Stand von 0:0 und bis dahin jeweils drei Top-Torchancen auf beiden Seiten in die Begegnung.

Gemeinsam mit dem zehn Minuten später eingewechselten Raphael Guerreiro drehten sie die Partie in die aus Dortmunder Sicht richtige Richtung: An allen sechs BVB-Großchancen bis zum Schlusspfiff war dieses Trio beteiligt – und natürlich am Siegtor, das Reus in Spielminute 76 erzielte. Im Offensivpressing hatten die Borussen einen Befreiungsschlag von Torwart Baumann erzwungen, und dann ging es blitzschnell: Kopfball Guerreiro, Kopfballverlängerung von Reyna in den Lauf von Haaland, der vor dem herausstürzenden Baumann quer legte auf Reus.

Favre hatte sich diese Aufstellung und die damit möglichen Einwechselungen genau überlegt. Haaland und Guerreiro hatten 67 Stunden zuvor mit Norwegen bzw. Portugal noch gespielt und in drei Länderspielen binnen sieben Tagen (Donnerstag, Samstag, Mittwoch) 282 bzw. 250 Einsatzminuten in den Beinen. Und Reus konnte nach dem Ligaspiel gegen Freiburg „acht Tage nicht trainieren und erst am Dienstag wieder angefangen, einen Teil mit der Mannschaft zu machen“.

Also legte sich der Schweizer eine Strategie zurecht, die voll aufging. Nach zuvor vier sieglosen Partien unter seiner Regie gegen die TSG Hoffenheim (zunächst zwei Remis, dann zwei Niederlagen) gab es endlich einen Dreier gegen diesen Gegner. Für Borussia Dortmund war es der erste Auswärtssieg in Sinsheim seit Dezember 2012.

Noch wichtiger: Es war der bereits dritte zu-Null-Erfolg im vierten Saisonspiel. Für Favre ist das eine logische Folge, wenn „alle zusammen arbeiten“. Denn: „Wenn das nur acht oder neun machen, ist das zu wenig. Wir müssen alle zusammen verteidigen und machen das im Moment nicht schlecht.“

In zwei Tagen geht es schon weiter. Und vermutlich wird es erneut Wechsel geben in der Dortmunder Startelf. „Ich verstehe das und habe es sehr, sehr gern, dass er immer spielen will“, sagte Lucien Favre am Samstag beispielsweise über Erling Haaland und fügte allgemein hinzu: „Aber wir müssen vernünftig sein. Wir müssen ein Auge haben auf unser Champions-League-Debüt. Wir wollen, dass alle frisch sind. Das ist schwer.“

Bild

Der Trainer will in Rom die Möglichkeiten nutzen, die ihm der Kader bietet. „Vorne mache ich mir keine Sorgen. Wir haben Haaland, Reus, Reyna, Sancho und Brandt.“ Hinzu kommt der momentan noch verletzte Hazard. „Wir haben ein leichtes Problem auf einer anderen Position“, meinte er mit Blick auf die etwas ausgedünnte Defensive, in der Schmelzer und Zagadou verletzt fehlen, Akanji in Quarantäne sitzt und Schulz einen Faserriss auskuriert. In Rom wird zudem Can fehlen, der in den beiden ersten Gruppenspielen eine Rotsperre (aus dem Achtelfinal-Rückspiel gegen Paris) absitzt. Zudem bangt Favre um Lukasz Piszczek, der in Sinsheim früh ausgewechselt werden musste. „Wir hoffen, dass er am Dienstag wieder spielen kann“, sagt Sportdirektor Michael Zorc.
Boris Rupert