Borussia Dortmund bescherte Borussia Mönchengladbach die erste Heimniederlage in der Bundesliga – und auch die erste Pleite im neuen Stadion. Ein Rückblick auf große Spiele bei einem großen Gegner.

Zu Zeiten der Oberliga West hatte der BVB in den fünfziger und frühen sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nur zwei von elf Gastspielen bei der „anderen Borussia“ verloren. Spektakuläre Ergebnisse waren dabei ein 8:0- und ein 7:0-Auswärtssieg in den Jahren 1953 und 1956, aber auch ein 6:6 (1955) oder ein 4:3 für den BVB in der letzten Spielzeit vor Einführung der Bundesliga. Für die erhielt die Elf vom Niederrhein zunächst keine Zulassung. Erst 1965 gelang der Aufstieg.

Bis heute Rekord: Fünf Elfmeter in einem Spiel

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Nach Gladbachs Auswärts-Remis gegen Neunkirchen, Karlsruhe und Schalke sowie einem 5:0-Heimsieg gegen Tasmania Berlin kam es am 11. September 1965 zum ersten Bundesliga-Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund. An diesem Tag wurde gleich doppelt Fußballgeschichte geschrieben: Für die Gladbacher setzte es nach turbulenten 90 Minuten die erste Heimniederlage in der Bundesliga, und es war das erste und bislang einzige Spiel in mittlerweile 56 Jahren Bundesliga, in dem fünf Elfmeter verhängt wurden.

Den ersten gab es in der 21. Minute: Gladbachs Lowin hakte Dortmunds Emmerich, der zum 0:1 verwandelte. Zwei Minuten vor der Pause stoppte Stopper Wolfgang Paul Gladbachs kommenden Stürmerstar Jupp Heynckes – Milder glich zum 1:1 aus. Dortmund hatte insgesamt ein Chancenplus, ging durch Sturms Weitschosstor erneut in Führung (58.), doch dann trat Günter Netzer auf den Plan, zunächst als Vorbereiter (Kopfballtor Rupp, 62.), dann schoss er einen Freistoß zum 3:2 für Gladbach ins lange Eck (65.). Es war in dieser Phase ein offener Schlagabtausch. Dem Gladbacher Doppelschlag folgte ein Dortmunder Doppelschlag: Jeweils per Kopf trafen Emmerich (67.) und Wosab (69.) postwendend zum 3:4. 34.000 Zuschauer auf dem ausverkauften Bökelberg kamen aus dem Staunen nicht heraus, sie sahen innerhalb von acht Minuten fünf Tore, denn nach Foul von Paul an Rupp gab es erneut Strafstoß: Netzer verwandelte zum 4:4 (70.). Doch damit nicht genug: Wieder Foul von Lowin an Emmerich, wieder Elfmeter, wieder trat der Gefoulte an und verwandelte zum 4:5 in der 73. Minute. Nun waren es sechs Tore in elf Minuten...

In der 78. Minute hatte Egon Milder dann erneut die Chance, vom Punkt aus auszugleichen – doch er scheiterte mit seinem Elfmeter am Dortmunder Keeper und Fußballer des Jahres 1965, Hans Tilkowski. Die schwarzgelbe Borussia gewann ein fulminantes Spiel am Ende mit 5:4.

Über Gladbach zurück in den Europapokal

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Manfred Burgsmüller

Es sollte dann allerdings bis ins Jahr 1982 dauern, ehe Borussia Dortmund wieder einen Auswärtssieg in Mönchengladbach – dem Klub der 70er Jahre mit fünf Deutschen Meisterschaften – feiern konnte: Ausgerechnet Abwehrspieler Rolf Rüssmann, der mit Beginn der 90er Jahre als Manager eine erfolgreiche Epoche am Bökelberg prägen sollte, schoss das 1:0-Siegtor in der 28. Minute. Durch den Auswärtssieg beim Tabellenzweiten kletterte der BVB am 23. Spieltag auf Rang sechs und zog am Saisonende nach 16-jähriger Abstinenz erstmals wieder in einen Europapokalwettbewerb ein.

Und auch in der Folgesaison gab es einen Sieg auf dem Bökelberg: Nach Treffern von Bernd Klotz zum 1:1 und Erdal Keser zum 2:2 traf Manfred Burgsmüller in der 86. Minute zum 3:2. Der BVB blieb bis zum letzten Spieltag auf Europapokalkurs – bis zur 4:6-Heimniederlage gegen Mönchengladbach am 4. Juni 1983. Dortmund hatte mit 3:1 geführt – in den letzten Spielminuten aber trafen Lothar Matthäus und Frank Mill.

Ab den 80ern wieder gute Ergebnisse auf dem Bökelberg

Zurück zu Auswärtsspielen auf dem Bökelberg: Die waren seit 1981 von guten Ergebnissen begleitet. Bis Ende der 90er Jahre war die Bilanz mit fünf Siegen bei vier Niederlagen und neun Unentschieden knapp positiv. Über glatte 3:0-Auswärtssiege jubeln durften die Schwarzgelben im März 1988 (Mill diesmal für Dortmund, außerdem trafen Möller und Dickel) und im April 1993 (Tore: Sammer, Poschner, Chapuisat). Das Jahrzehnt endete mit einem 2:0-Sieg durch zwei Tore von Stéphane Chapuisat am 29. Mai 1999, das dem BVB am letzten Spieltag den Sprung in die UEFA Champions League bescherte.

Ein Schlüsselspiel auf dem Weg zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2002 war das Gastspiel am 9. Spieltag. Die Dortmunder zelebrierte zu Beginn herrlichen Kombinationsfußball. Zwei Pässe in den Rücken der Gladbacher Verteidigung führten zur schnellen 2:0-Führung durch Ricken (13.) und Ewerthon (23.). Doch dann mussten Torschütze Ricken (20.) und Torwart Lehmann (29.) verletzungsbedingt runter, und nach Rosickys Gelb-Roter Karte (38.) waren die Schwarzgelben nur noch zu zehnt, brachten den Sieg aber über Zeit. Demo verkürzte per Elfmeter in der 78. Minute. Nachdem die Schwarzgelben aus ihren vorangegangenen vier Partien in der Liga nur vier Punkte geholt hatten, folgten sechs Siege, ein Remis und eine Niederlage bis zur Winterpause.

Die Party-Crasher vom Borsigplatz

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Der Spielplan wollte es so, dass zur Eröffnung des neuen Gladbacher Stadions im Nordpark Borussia Dortmund zur Eröffnung antreten sollte. Nach Toren von Ulich und Hausweiler zur 1:0- und 2:1-Führung sprach am 14. August 2004 vieles für Gladbach, doch die Dortmunder sollten sich als Party-Crasher erweisen: Jensen und Koller glichen zweimal aus, Ewerthon besorgte den Siegtreffer. Zwischen dem Gladbacher 2:1 (Hausweiler in der 34. Minute) und dem Dortmunder 3:2 (Ewerthon, 38.) lagen gerade mal vier Minuten – alle fünf Treffer fielen in Durchgang eins.

Die BVB-Bilanz im Stadion „Borussia-Park“ steht bei fünf Siegen, drei Unentschieden und fünf Niederlagen. Die zurückliegenden drei Gastspiele konnten allesamt gewonnen werden: Am 23. Januar 2016 gab es ein 3:1 (Tore: Reus, Mkhitaryan, Gündogan), am 22. April 2017 nach 1:2-Rückstand einen 3:2-Erfolg (Reus, Aubameyang, Guerreiro) und in der vergangenen Saison, am 18. Februar 2018, ein knappes 1:0 dank des Treffers von Marco Reus und der famosen Paraden von Roman Bürki.
Boris Rupert