Karl-Heinz Bandosz ist nicht mehr unter uns. Aber er wird immer präsent bleiben. „Heja BVB“ ist das Lied, die Hymne, die Borussia Dortmund seit fast 40 Jahren begleitet. Bandosz starb vor einigen Wochen im Alter von 79 Jahren.

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Er hatte zu kämpfen mit den Folgen eines Schlaganfalls, war aber noch vital genug, Besuch zu empfangen. Ich begegnete Karl-Heinz Bandosz im Sommer 2012. Auf der Fahrt hatte ich sein Lied in der Dauerschleife gehört, Einstimmung auf einen schwarzgelben Moment.

Es hatte ewig gedauert, ihn zu finden. Bandosz lebte seit Ende der 1990er nicht mehr im Dunstkreis des BVB. Auch war er nie großer Fußballfan, aber sein „Heja BVB“ war Anlass genug, den Interpreten des Borussen-Schlagers zu suchen. Wir (Uli Hesse und ich) hatten vor, ein Buch über die Geschichte der BVB-Fans zu schreiben. Da durfte Bandosz natürlich nicht fehlen, beginnt doch jedes Spiel mit diesem Gesang. Ob auswärts oder zu Hause: Karl-Heinz Bandosz ist immer dabei.

Das zu erfahren hat ihn sehr gefreut. Es war ihm nicht bewusst, dass sein Lied bis heute prägend ist und von vielen Fans sogar irrtümlich für das Vereinslied gehalten wird. Dieses „Heja BVB“ ist überall bekannt und um ein vielfaches berühmter als der Name des Sängers. Insofern sah sich Karl-Heinz Bandosz als ein typisches One-Hit-Wonder, aber es gibt ja Schlimmeres als das.

Zur Welt kam „Heja BVB“ 1976, als der damalige Pressechef Gerd Kolbe die Sache forcierte. Ihm, im Gegensatz zu Präsident Heinz Günther, hatte dieser Liedvorschlag gut gefallen. Unter Mithilfe der Dortmunder Presse konnte Kolbe „Heja BVB“ dann doch im Stadion einführen mit entsprechendem Auftritt von Karl-Heinz Bandosz vor der Südtribüne. Auf Vinyl gepresst wurde das Lied 1977 mit einem kräftigen Männerchor im Hintergrund, der Mannschaft um Trainer Otto Rehhagel.

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Geboren wurde Karl-Heinz Bandosz 1935 in Hamm, verbrachte ein Arbeitsleben auf Zeche Heinrich Robert, und in der Freizeit liebte er Schlager. Bald schon war Bandosz Hobbysänger, mit großem Ehrgeiz am Sonntag auf einem Rheindampfer die Herzen der Ausflugsdamen zu erobern. In dieser Hinsicht war er erfolgreich, und später erlangte er sogar Kultstatus auf Gran Canaria. Bandosz war inzwischen eine Art Entertainer, vergnügt sich und andere in der legendären Voodoo-Bar. Dabei gab es zum Frühschoppen Witze, ein bisschen Klamauk und viel Musik und natürlich auch das „Heja BVB“. Die meisten Urlauber aus dem Ruhrpott fanden das völlig in Ordnung

So saßen wir lange beieinander, hörten Musikkassetten, redeten über dies und das, als Bandosz plötzlich zu singen begann. Mit brüchiger Stimme sang er eigens für mich im Original ein „Heja BVB“, erst leise, dann mit jeder Strophe lauter, minutenlang und mit nicht nachlassender Inbrunst. Erst jetzt begriff ich wirklich, dass er der Sänger unseres Liedes ist, dass dieser alte Mann hier für ein Stück Vereinsgeschichte gesorgt hat. Ergreifend war das. Sehr ergreifend.

Nach unserer Begegnung in dieser Mietwohnung im Stadtteil Horst blieben wir lose in Kontakt. Karl-Heinz Bandosz war also nach Gelsenkirchen gezogen, seiner großen Liebe gefolgt. Zuletzt lag er immer mal im Krankenhaus in Buer und hatte Ärger mit den Bettnachbarn. Bandosz sang jetzt mehr denn je sein „Heja BVB“ und ließ es sich von niemandem verbieten.

Am Ende unseres Treffens hatte Karl-Heinz (wir waren ja längst beim Du) gesagt: „Wenn ich gehe, bleibt das Lied. Wer hätte das gedacht?“

Am 5. September 2014 starb Karl-Heinz Bandosz, der Sänger von Heja BVB.
Gregor Schnittker