Die „Corona-Saison 2020/21“ ist beendet. Sportlich war sie unterm Strich erfolgreich mit dem Gewinn des DFB-Pokals und der Qualifikation für die UEFA Champions League, in der man in den K.o.-Spielen gegen den FC Sevilla und Manchester City auch internationale Ausrufezeichen setzte. In Erinnerung bleiben wird die Spielzeit 2020/21 jedoch in erster Linie als das Jahr ohne Fans und damit ohne Emotionen. Ohne das, was dem Fußball seine Faszination verleiht.

„Wir haben in der abgelaufenen Saison so viele Momente erlebt, in denen die Fans der entscheidende Faktor gewesen wären oder einfach unheimlich gefehlt haben – egal ob bei Siegen oder Niederlagen“, sagte Kapitän Marco Reus und fügte hinzu: „Der Anblick der leeren Südtribüne tat jedes Mal aufs Neue unglaublich weh.“

Dabei begann alles mit einem echten Gänsehaut-Moment. Nachdem das letzte Drittel der Saison 2019/20 pandemiedingt bereits vor leeren Rängen in einem strikt isolierten „Sonderspielbetrieb Bundesliga“ durchgeführt worden war, erhielt Borussia Dortmund vier Tage vor dem Saisonstart die zu diesem Zeitpunkt überraschende Genehmigung, zum Auftakt gegen Borussia Mönchengladbach (3:0) knapp jeden achten Platz im Signal Iduna Park besetzen zu dürfen.

Nach 203 Tagen Fan-Pause erklang endlich wieder „You’ll never walk alone“, kassierten die Spieler endlich wieder das Brot des Künstlers: den Applaus von den Rängen. 9.300 Fans versuchten mit bemerkenswerter Leidenschaft das Fehlen der anderen gut 70.000 zu kompensieren. Gänsehaut pur bei denen, die dabei sein durften. 11.500 waren gegen Freiburg (4:0) zugelassen, doch die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr der Normalität erfüllte sich nicht. Steigende Inzidenzen ließen gegen Schalke (3:0) nur noch 300 Besucher zu. Danach keine mehr.

21 Heimspiele in der Bundesliga, im DFB-Pokal, in der UEFA Champions League – ohne Fans!

Gerade in Dortmund, wo es so laut ist wie in keinem anderen Stadion der Republik, war das eine Hypothek, die nicht nur zu fühlen, sondern auch zu messen war: in Niederlagen und Punktverlusten. Von den ersten sieben Bundesliga-Heimspielen ohne Zuschauer konnte die frühere „Heimmacht“ Borussia Dortmund nur zwei gewinnen! Die Fans fehlten sowohl als Verstärker als auch als Korrektiv.

Was wäre in diesem Hexenkessel los gewesen nach Jude Bellinghams 1:0-Führung im Rückspiel gegen Manchester City? Hätte die Wucht der Tribünen die eigene Mannschaft noch weiter über sich hinauswachsen lassen und den Gegner eingeschüchtert? Was wäre los gewesen in der Arena nebenan, als Erling Haaland mit einem Traumtor das 2:0 schoss? Und wie wäre dieser 4:0-Auswärtssieg bei 04 im Gästeblock gefeiert worden? Und welche Szenen hätten sich im Berliner Olympiastadion schon zur Pause nach einer 3:0-Führung gegen Leipzig abgespielt? Und was nach dem Pokalsieg?

Keine Party. Kein Korso. Jubel im heimischen Wohnzimmer, Glückwünsche per Twitter.

„Ich hoffe sehr, dass wir in der neuen Saison wieder diese Atmosphäre erleben, wie wir sie kennen. Gerade hier in Dortmund. Das ist das, wofür wir Fußball spielen“, betont Mats Hummels.

Das Spiel an sich kann noch so schön, die Taktik noch so clever, die Technik am Ball noch so ausgefeilt sein: Ohne Fans fehlt dem Fußball die Emotion und damit das, was ihm seine Faszination verleiht.

Wir danken Euch. Für jeden Tag, an dem Ihr uns trotz der für alle schwierigen Zeit begleitet habt – auch aus der Ferne. Wir vermissen Euch. Und wir hoffen, dass wir Euch Mitte August wiedersehen können!