Ein Blitzlichtgewitter empfing Sebastian Kehl, als er am heutigen Dienstag von BVB-Chef Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc als Leiter der Lizenzspielerbteilung vorgestellt wurde. „Er besticht durch drei zentrale Punkte, die elementar wichtig sind für das Anforderungsprofil: Kompetenz, Charakter, Identifikation“, betonte Watzke.

Meisterspieler oder Ikonen wie Siegfried Held, Norbert Dickel, Karl-Heinz Riedle oder Lars Ricken sind zahlreich integriert ins Vereinsleben. „Die Kapitäne der erfolgreichen Epochen“ nehmen laut Watzke zudem Sonderstellungen ein: Wolfgang Paul, der Spielführer der Europapokalsieger von 1966, steht dem Ältestenrat vor, Michael Zorc (Meister 1995 und 1996, Pokalsieger 1989, Champions-League-Sieger 1997) bekleidet seit genau 20 Jahren das Amt des Sportdirektors (vormals Sportmanager), und nun ist nach dreijähriger Abstinenz auch der Kapitän der Meistermannschaften von 2011 und 2012 wieder an Bord: Sebastian Kehl. In neuer Rolle. Mit einer klaren Ansprache und eindeutiger Zielsetzung.

Es gelte, „gemeinsam Herausforderungen zu lösen“, kündigte der 38-Jährige an und fügte hinzu: „Ich freue mich auf eine spannende Aufgabe.“ Die unter anderem in der kompletten Organisation des Lizenzspielerbereichs bestehe, erläuterte Zorc. Kehl solle am Trainingsgelände „durch ständige Präsenz schneller Fehlentwicklungen feststellen und Reibungsverluste minimieren“. Nach den ersten Eindrücken der Zusammenarbeit stellte Sportdirektor Zorc fest: „Wie er die Aufgabe angeht, imponiert mir.“

„Das Transferwesen ist komplexer und komplizierter geworden“

„Im Laufe der letzten Saison“ hatte Zorc festgestellt, dass sich der Aufgabenbereich eines Sportdirektors stark verändert, die Ansprüche und Anforderungen sich nochmals erhöht hätten: „Das Transferwesen ist komplexer und komplizierter geworden.“ Zwangsläufig sei die „Erweiterung der Managementebene“. Unter der Leitung von Kehl stehe die „Wiederfokussierung auf Werte wie Disziplin und Mentalität“ im Vordergrund. Und: „Mit dem Nebeneffekt, dass wir mit Sebastian Kehl unsere sportliche Kompetenz vergrößern.“

Der neue Leiter der Lizenzspielerabteilung will „das Dortmund-Gefühl neu erzeugen“. Kehl erläutert: „Dortmund ist eine Arbeiterstadt. Dieser Verein ist etwas Besonderes. Es ist extrem wichtig, dass sich die Spieler mit diesem Verein identifizieren. Disziplin, Respekt, Bodenständigkeit sind BVB-Tugenden.“ Der 38-Jährige erwartet „eine große Bereitschaft“ von den Profis, „um die Leistungskultur wieder zu entwickeln und das Verhältnis zu den Fans wieder deutlich besser hinzubekommen.“

„Es wird nicht automatisch etwas besser“

Hans-Joachim Watzke nickte bei diesen Worten. In den vorangegangenen „kontroversen, aber vertrauensvollen Gesprächsrunden“ habe er den Eindruck gewonnen, dass Rückkehrer Kehl „vor Elan, Ehrgeiz und Einsatz sprüht“. Diesen Eindruck vermittelte der frühere Mittelfeldspieler auch auf dem Podium, wenngleich er anmerkte: „Ein Neustart braucht Zeit. Es wird nicht automatisch etwas besser, weil hier jemand Neues ist.“
Boris Rupert