Selbst in der Diskussion mit den Aktionären steht der Sport gegenwärtig im Mittelpunkt: Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund hat am Montag in großer Harmonie mit seinen Anteilseignern getagt. Die Reden von Hans-Joachim Watzke (Vorsitzender der Geschäftsführung) und Thomas Treß (Geschäftsführer) wurden mit viel Applaus bedacht. Seinen Aktionären zahlt der einzige börsennotierte Fußballklub Deutschlands auch in diesem Jahr eine Dividende.

„Es ist eine schöne Momentaufnahme, hier als aktueller Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga zu stehen. Aber wenn man wie ich weiß, dass sich die Dinge im Fußball schnell drehen, ist Bodenhaftung ein richtiges und wichtiges Stichwort“, betonte Hans-Joachim Watzke auf der Hauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA in der Westfalenhalle 3b. „Es ist nun unsere Aufgabe“, fuhr Watzke fort, „fokussiert zu bleiben und uns die nötige Schärfe zu bewahren!“

Ausdrücklich lobte Watzke vor den mehr als 1000 Aktionären (rund 65 Prozent des eingetragenen Grundkapitals war vor Ort vertreten) den neuen Trainer Lucien Favre und dessen Mannschaft. Als Favre gemeinsam mit Kapitän Marco Reus, Linksverteidiger Marcel Schmelzer und Routinier Lukasz Piszczek um 11.17 Uhr die Westfalenhalle betrat, erhoben sich viele Aktionäre. Jubel brandete auf.

Trotz der aktuell herausragend positiven sportlichen Situation vergaß Watzke nicht, einen Blick in den Rückspiegel zu werfen und die sportlich unbefriedigende Vorsaison sowie deren Analyse in den Fokus zu rücken: „Wir haben uns nach der vergangenen Spielzeit geöffnet und in Sebastian Kehl als Leiter der Lizenzspielerabteilung sowie Matthias Sammer als externem Berater absolute Fachleute hinzugeholt, die mit uns konstruktiv, kontrovers, aber immer mit Elan und Freude die Dinge nach vorn treiben. Jeder hat sein eigenes Ego ein bisschen zurückgeschraubt. Auch das ist sicher ein Grund dafür, dass es bei uns gerade so gut läuft.“

Der BVB sei „personell zukunftsfähig aufgestellt“, sagte Watzke. „Niemand“ müsse „sich hier Gedanken vor Umbrüchen machen. Wir haben so viele junge, dynamische und hochkarätige Personen, dass nie ein Vakuum entstehen wird“, erklärte der Vorsitzender Geschäftsführung und warf einen strategischen Blick in die Zukunft:  „Wir haben mit der Unternehmensberatung McKinsey eine Wachstumsstrategie erarbeitet, die besagt, dass wir bis 2025 einen Umsatz in Höhe von 500 Millionen Euro – ohne Transfers – machen wollen. Sie alle können uns dabei beobachten. Treiber sollen das Sponsoring, die Internationalisierung und die Digitalisierung sein. Was das Sponsoring angeht, gibt es aktuell wieder riesiges Interesse an Borussia Dortmund!“

Beim Streben nach wirtschaftlichen Höchstleistungen mahnte Watzke gleichwohl an, die Basis nicht aus den Augen zu verlieren. „Wir müssen ein feines Gespür dafür haben, wann die Grenzen der Kommerzialisierung erreicht sind und dann auch einmal den Fuß vom Gas nehmen“, sagte er, wandte sich explizit gegen Ticketpreiserhöhungen über die Inflationsrate hinaus und betonte die gesellschaftspolitische Dimension des BVB, der tags zuvor während der Mitgliederversammlung ein glasklares Zeichen gegen Rassismus, Diskriminierung und Intoleranz abgegeben hatte. Dass Borussia Dortmund in der Nähe des Signal Iduna Park ein Fanhaus bauen wird, um die Kommunikation mit den Anhängern weiter zu vertiefen, stieß auch bei den Aktionären auf großes Wohlwollen.

Geschäftsführer Thomas Treß führte anschließend durch die bereits seit August bekannten Zahlen: Höchster Umsatz der Klubhistorie mit 536,0 Millionen Euro (Vorjahr: 405,7 Mio. Euro), Gewinn im Konzern in Höhe von 28,5 Mio. Euro (Vorjahr 8,2 Mio. €), operatives Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) 126,6 Millionen Euro (Vorjahr: 74,0 Mio. Euro). Das alles dokumentiere, wie gut Borussia Dortmund wirtschaftlich aufgestellt sei. In einem Geschäftsjahr, dessen Umsätze zu 41,5 Prozent auf das Transfergeschäft entfielen, verwies Treß auf einen „Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit in Höhe von 158,36 Millionen Euro“. Rund 47 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

Den Substanzwert der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA bewertete Treß „konservativ geschätzt mit 1,1 Milliarden Euro“. Selbst die KPMG sei in einer Analyse „zu einer Bewertung zwischen einer Milliarde und 1,1 Milliarden Euro“ gekommen. Dieser Wert entspreche einem Aktienkurs von 11,96 Euro. „Dort sind wir noch nicht“, sagte Treß, „aber Sie alle werden beobachtet haben, dass wir den Aktienkurs seit 2005 mehr als vervierfacht und alleine seit der letzten Hauptversammlung um 40 Prozent zugelegt haben. Wir befinden uns auch weiterhin auf einem starken Wachstumskurs!“

Seinen Aktionären zahlt der BVB für das Geschäftsjahr 2017/18 eine Dividende von 0,06 Euro (5,5 Millionen Euro Ausschüttung in Gänze) pro Aktie. Die Entlastung der persönlichen haftenden Gesellschafterin und des Aufsichtsrates erfolgte mit überragender Mehrheit von 99,97 Prozent. (sf)

BVB-TV: Die Reden der BVB-Geschäftsführung