Wenn man mehr Nachrichten als am Geburtstag und an Weihnachten bekommt, muss etwas Besonderes passiert sein. Bei Edin Terzic heißt das: Er ist Cheftrainer von Borussia Dortmund geworden.

„Die vergangenen 24 Stunden waren nicht normal, die letzten 48 Stunden waren nicht normal“, sagte Terzic am Montag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als hauptamtlicher BVB-Trainer. 48 Stunden zuvor hatte er als Co-Trainer die 1:5-Heimniederlage des BVB gegen den VfB Stuttgart miterlebt, vor 24 Stunden war er Nachfolger von Lucien Favre als Cheftrainer geworden. „Ich möchte mich bei Lucien Favre und Manfred Stefes für die Zusammenarbeit bedanken in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Es war ein sehr harmonisches Zusammenarbeiten“, so Terzic. 

Die Niederlage am Samstag habe wehgetan und weil er Teil des Trainerteams war, „bin ich in gewisser Weise auch dafür verantwortlich“, blickte Terzic zurück. „Aber jetzt bietet sich die Chance, es wieder geradezurücken. Wenn mir anvertraut wird, die Mannschaft zu unterstützen eine Reaktion zu zeigen, werde ich diese Aufgabe annehmen.“

Der gebürtige Sauerländer ist nach eigenen Angaben „seit Ewigkeiten“ Fan des Vereins. Seit zehn Jahren ist er mit einer kurzen Unterbrechung in verschiedenen Funktionen für den BVB tätig und ist „geprägt von dem, was hier in der Vergangenheit stattgefunden hat.“ Der ehemalige Spieler von Westfalia Herne, der SG Wattenscheid 09 und BV Cloppenburg arbeitete in seiner ersten Dortmunder Zeit zwischen 2010 und 2013 als Scout für die Profiabteilung. Doch er fahndete nicht nur nach Talenten, er bildete sie auch aus: als Assistenztrainer im Dortmunder Nachwuchs an der Seite seines einstigen Bochumer Studienkollegen Hannes Wolf, der anschließend u.a. den VfB Stuttgart und den Hamburger SV trainierte. Der studierte Sportwissenschaftler wurde anschließend Co-Trainer von Slaven Bilic bei Besiktas Istanbul und bei West Ham United, bevor es 2018 als Assistent von Lucien Favre zurück zum BVB ging. 

Dass er einmal die Verantwortung beim BVB trägt, hätte Terzic nicht zu träumen gewagt: „Eine unglaubliche Situation. Ich bin damals als Neunjähriger erstmals hier im Stadion gewesen. Ich habe nie ansatzweise davon geträumt, hier jemals in so einer Position zu sein.“ Sportdirektor Michael Zorc bezeichnet den 38-Jährigen als „ausgewiesenen Fachmann, der ein super Gespür für die Zusammenarbeit mit den Jungs hat und auch die nötige Emotionalität mitbringt, die man bei Borussia Dortmund braucht.“

Diese bringt er nun in die Arbeit als Cheftrainer ein, die inhaltlich der eines „Co“ sehr ähnlich sei, „weil der Umgang und die Gespräche mit den Spielern auch vorher schon da waren“, so Terzic. In der Rolle des Assistenten sei man allerdings eher Ideengeber und Fragesteller und rede häufiger im Konjunktiv. „Das wird sich jetzt ändern, denn es geht darum, Entscheidungen zu treffen.“ Wichtig sei ihm, „dass die Mannschaft Dinge selbst ausspricht, an denen gearbeitet werden muss. Dann ist es nur meine Aufgabe, sie daran zu erinnern.“

Auch einen kleinen Einblick, wie Terzic Fußball spielen lassen will, gab er einen Tag nach seiner Beförderung: „Es gibt zwei Arten, wie man ein Fußballspiel gewinnen kann: Zu versuchen, ein Tor weniger zu kassieren als der Gegner. Ich bin eher dafür, dass wir ein Tor mehr schießen als der Gegner.“ 

Terzic hat einen Vertrag, der zunächst bis zum Sommer 2021 gilt. „Das ist ein langer Weg, mindestens 26 Pflichtspiele“, so Zorc. „Der Hauptfokus liegt darauf, jetzt, hier und heute, die Mannschaft jetzt wieder ins richtige Fahrwasser zu bringen.“
Christina Reinke