64 Punkte nach 27 Spieltagen – und doch nur überschaubare Chancen auf die Meisterschale: Mit dieser Situation hadert auch Borussia Dortmunds Kapitän Mats Hummels (27) ein bisschen. Er sagt, warum der BVB nicht noch näher am FC Bayern dran ist – und wie erstaunlich früh er schon wusste, dass diese Saison mindestens die Vizemeisterschaft winkt.

„Alter Schwede, wir können tatsächlich absteigen.“ Dieser Gedanke kam auch Mats Hummels in der vergangenen Saison irgendwann. In Jürgen Klopps letztem Jahr als BVB-Trainer erlebte der Weltmeister „eine richtig krasse Extremsituation, eine Mischung aus Pech, aus Verlust von Selbstvertrauen“, wie er auf der DFB-Website sagt. Und doch reifte schon bemerkenswert bald eine unerwartete Erkenntnis.

„Uns war ab Ende der Rückrunde und spätestens ab dem Ende der Vorbereitung auf diese Spielzeit bewusst“, so Hummels, „dass wir in diesem Jahr wieder mindestens die zweitstärkste Mannschaft in Deutschland sein werden.“ Genau so kam es: Die Borussia hat nach 27 Spieltagen 16 Punkte mehr als der Dritte Hertha und zwei mehr als zum gleichen Zeitpunkt in den Meistersaisons 2010/11 und 2011/12. Wenn da nur die Bayern nicht wären.

„Bayern hat sich noch weniger Schwächen erlaubt“

„Wir agieren zwar absolut auf Meisterniveau“, findet Hummels: „Aber Bayern hat sich in dieser Saison noch weniger Schwächen erlaubt.“ Seine Erklärung für den Fünf-Punkte-Rückstand: „Wir hängen immer noch den zehn Tagen aus dem September und Oktober hinterher, als wir innerhalb von drei Spielen sieben Punkte verloren haben (1:1 in Hoffenheim, 2:2 gegen Darmstadt, 1:5 in München, d.Red.). Deswegen muss man sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, Titel zu gewinnen, für uns auf jeden Fall in den beiden Pokalwettbewerben größer ist als in der Meisterschaft.“

Hummels, mit einem kicker-Notenschnitt von 2,96 drittbester Verteidiger der laufenden Saison, hat auch selbst wieder zu alten Stärken zurückgefunden und ist zudem, abgesehen von kurzen Hüftproblemen im Februar, verletzungsfrei geblieben. Und das hat auch etwas mit England zu tun, Deutschlands Testspielgegner am Samstag (20.45 Uhr) in Berlin.

England 2013, „das war mir eine Lehre“

Im November 2013 kehrte er vom Test in Wembley mit etwas zurück, was sich „knöcherner Bandausriss am rechten Fersenbein“ nannte: Hinrunden-Aus: „Ich sollte an diesem Tag eine Pause bekommen, wollte aber unbedingt mindestens eine Halbzeit dabei sein. Im Wembley-Stadion, gegen England – das war ein Kindheitstraum“, erinnert sich Hummels: „Und dann habe ich mich verletzt und war danach drei Monate lang raus. Das war mir eine Lehre.“

Seitdem „höre ich viel genauer in mich hinein. Wenn mein Körper mir Warnsignale gibt, ignoriere ich sie nicht mehr. Dann gebe ich Bescheid. Eigentlich bin ich geneigt, immer spielen zu wollen. Aber durch die Verletzung gegen England habe ich gelernt, vernünftiger zu sein. Und das ist wichtig“.
Quelle: kicker.de