Ovationen für Präsident Dr. Reinhard Rauball sowie Trainer Thomas Tuchel, beeindruckende Ergebnisse aus den Abteilungen, erneut ein Millionen-Gewinn – und eine große Geschlossenheit prägten die Mitgliederversammlung des BV. Borussia 09 e.V. Dortmund am heutigen Sonntag.

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Mit vier Kernaussagen führte Rauball durch die dreieinhalbstündige Versammlung, zu der 968 stimmberechtigte der insgesamt 130.000 Mitglieder in die Westfalenhalle 3b kamen. „Borussia Dortmund ist kerngesund, sowohl der Verein als auch die KGaA“, stellte der BVB-Präsident fest. Er dankte allen ehrenamtlichen Helfern im Verein sowie im Sport allgemein („Wenn das Ehrenamt wegfällt, haben wir ein Problem in Deutschland“), er untermauerte die Gesinnung des Klubs („Wir schließen uns dem Kampf gegen Rechts uneingeschränkt an“) und er stellte nach den Terroranschlägen von Paris fest: „Wir stehen auf für Rechtsstaatlichkeit und Freiheit, werden dem Terror trotzen und keine Gewalt akzeptieren. Und wir werden unseren freiheitlichen Lebensstil nicht aufgeben.“

Als die Profifußballer um kurz nach zwölf unter großem Applaus die Halle betraten (Rauball: „Ein Zeichen, dass Lizenzspielerabteilung und e.V. zusammengehören“) unterbrach der Vorsitzende der Tischtennis-Abteilung, Bernd Möllmann, spontan seine Rede und wandte sich an Rauball: „Was Sie gerade in den letzten Tagen für den deutschen Fußball geleistet haben, ist großartig. Wir sind stolz, dass Sie Präsident von Borussia Dortmund sind.“ Auch Hans-Joachim Watzke wandte sich in offenen Worten an seinen Freund Reinhard Rauball, der derzeit gemeinsam mit Dr. Rainer Koch interimsweise dem Deutschen Fußball-Bund vorsteht: „Ich wünsche mir, dass Du weiterhin im deutschen Fußball eine herausragende Rolle einnehmen wirst.“

Liebesgrüße nach Liverpool, Ovationen für Tuchel

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KGaA-Chef Watzke blickte auf „ein schwieriges Jahr für Borussia Dortmund“ nach vier Spielzeiten auf den Tabellenplätzen eins und zwei zurück: „Wir haben uns mit brennendem Hintern in die Euro-League-Qualifikation gerettet.“ Hans-Joachim Watzke nannte den Trainerwechsel eine „Operation am offenen Herzen“, er würdigte die Verdienste „des großartigen Botschafters Jürgen Klopp. Wir schicken einen herzlichen Gruß nach Liverpool: Dankeschön für unfassbare sieben Jahre.“

Thomas Tuchels Entscheidung für den BVB nannte Watzke „intelligent, aber auch mutig, zum zweiten Mal die Nachfolge von Jürgen Klopp anzutreten. Wir sind stolz und froh, Dich und Dein Trainerteam hier zu haben“. Den Profis attestierte er: „Großes Kompliment an Euch. Es ist keine Selbstverständlichkeit, so wieder durchzustarten. In dieser Mannschaft stecken so viel Potenzial, Talent und Fähigkeit; da ist noch Luft nach oben.“

„Die sportliche Perspektive ist großartig“, resümierte der Vorsitzende der Geschäftsführung, „die ökonomischen Daten sind hervorragend. Schulden: null! Freie Liquidität – im bayerischen Sprachgebrauch nennt man das Festgeldkonto – 53,7 Millionen, und das bei einem Eigenkapital von 286 Millionen. Mehr braucht man nicht zu sagen.“

53,7 Millionen auf dem Festgeldkonto 

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Bei einem Gesamtumsatz von 276 Millionen Euro belief sich der Netto-Konzernüberschuss für das Geschäftsjahr 2014/15 auf 5,5 Millionen Euro. Noch vor 2018, so Watzke, werde Borussia Dortmund beim Umsatz erstmals (ohne Transfers) die Schallmauer von 300 Millionen Euro durchbrechen.

Der eingetragene Verein BV. Borussia 09 e.V. Dortmund erwirtschaftete vom 1. Juli 2014 bis 20. Juni 2015 einen Umsatz von 7,8 Mio. Euro (Vorjahr: 6,9 Mio. €). Erhöhte Personalaufwendungen in den Bereichen Handball und Jugendfußball sowie für die Mitgliederbetreuung schmälerten ein wenig den Gewinn, der mit knapp 1,6 Millionen Euro unter dem des Vorjahres (2,2 Mio. €) blieb. Das Anlagevermögen beläuft sich auf 11,3 Mio. Euro. Schatzmeister Dr. Reinhold Lunow: „Seit dem Geschäftsjahr 2012/13 haben wir keine Verbindlichkeiten mehr!“

Ballsporthalle: steuerrechtliche Problematik

Weniger positiv waren die Nachrichten, die Dr. Rauball an die Handball- und Tischtennis-Abteilung aussenden musste: Aus steuerrechtlichen Gründen ist der Neubau einer Ballspielhalle in weite Ferne gerückt. Denn die Abteilungen könnten die Betriebskosten nicht mit eigenen Mitteln stemmen. Ein defizitärer wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb dürfe jedoch nicht mit Mitgliedsbeiträgen aus dem gemeinnützigen Bereich ausgeglichen werden, erläuterte Rauball, der ankündigte: „Wir arbeiten an einer steuerrechtlich tragfähigen Lösung.“

Das Präsidium, das einstimmig entlastet wurde, berief Dr. Klaus Engel, Dr. Thomas Steg, Dr. Gerhard Papke und Reinhold Schulte in den achtköpfigen Wirtschaftsrat. Die Mitglieder wählten Dr. Winfried Materna (3 Gegenstimmen, 19 Enthaltungen), Dr. Michele Puller (2/35), Ullrich Sierau (105/81) sowie Martin Eul (7/64) in dieses Gremium.

Einstimmig wurden Stefan Klos sowie Prof. Dr. Ursula Reitemeyer (seit 1978 Damenwartin der Tischtennis-Abteilung) als Nachfolgerin des nach zwei Amtszeiten ausgeschiedenen Josef Schneck zu Kassenprüfern ernannt.
Boris Rupert