Eine Mammut-Saison liegt hinter dem BVB, die am Wochenende mit dem Aufstieg in die 3. Liga gekrönt werden kann. 39 Spiele sind absolviert, der Rhythmus durch Corona-Quarantänen und Spielabsagen bereits früh in der Saison durcheinandergebracht. Und trotzdem schaffte es die junge Dortmunder Mannschaft, sich gegen alle Widerstände zu stemmen, wozu auch lange Verletzungspausen von Stammkräften zählten. Dem Team um Cheftrainer Enrico Maaßen gelang es im Kollektiv jede Woche aufs Neue, ansehnlichen und erfolgreichen Fußball zu spielen. Am Samstag geht es im 40. und letzten Spiel der Saison um die Belohnung - den Aufstieg in die 3. Liga. 

Bevor der Blick auf das Duell am Samstag geht, machen wir eine kleine Zeitreise. Wir springen zurück in das Jahr 2012, schreiben den 19. Mai. Ein herrlicher Frühsommertag, strahlender Sonnenschein im Stadion am Zoo in Wuppertal. Am jenen 19. Mai stand der letzte Spieltag der Regionalliga West Saison 2011/2012 auf dem Programm. Borussia Dortmunds U23 ging als Tabellenführer in das Auswärtsspiel beim Wuppertaler SV, hatte den Aufstieg in die 3. Liga zum Greifen nah. Über 4.000 BVB-Fans begleiteten die Mannschaft des damaligen Trainers David Wagner an die Wupper und sorgten für einen würdigen Rahmen im Saisonfinale. Lange in der Saison lieferte sich der BVB ein Duell mit den Sportfreunden Lotte, die einen Spieltag vor Schluss nur einen Punkt weniger als Schwarzgelb hatten. Ein Sieg war also Pflicht, da auch Lotte das letzte Spiel gewinnen sollte. Im Stadion am Zoo entwickelte sich ein bis heute historisches Spiel.

Nehmen wir es vorweg: Der Traum vom Aufstieg in die 3. Liga wurde perfekt gemacht. Es war die verdiente Krönung einer überragenden Rückrunde. Doch bevor die Feierlichkeiten steigen konnten, wurden die Nerven von Mannschaft, Trainerstab und Fans auf eine harte Probe gestellt. Das letzte Spiel bot so ziemlich alles, was ein dramatisches Fußballspiel auszeichnet. Nach einer Viertelstunde führte der BVB bereits mit 2:0, obwohl die Anfangsphase doch eher den Gastgebern gehörte. Wuppertal kam zehn Minuten vor der Halbzeit zum Anschlusstreffer, ehe Jonas Hofmann fünf Minuten vor dem Ende den alten Abstand wieder herstellte. Nach dem Seitenwechsel kam Wuppertal erneut zum Anschluss, musste die letzte halbe Stunde nach einer Roten Karte aber zu zehnt absolvieren. Der BVB erzielte das vierte Tor noch davor, das Spiel schien entschieden. Doch Wuppertal kam nochmal heran und ließ den BVB bis in die Nachspielzeit zittern. Erst als Mario Vrancic mit dem Schlusspfiff das 5:3 erzielte, war klar, dass der BVB es tatsächlich geschafft hat. "Das war so ein geiler Sieg, ein 5:3. Es war so spannend. Wir hätten uns gern einen anderen Spielverlauf gewünscht, aber was soll's", sagt Vrancic. Auch BVB-Torhüter Zlatan Alomerovic, der sich in der Saison den Platz mit Johannes Focher im Tor teilte, fand nur positive Worte über den Tag: "Es war eine unglaubliche Stimmung, das Spiel hat uns alle Nerven gekostet. Wir hatten ein Heimspiel in Wuppertal, es ist überragend, was passiert ist. Wir haben eine außergewöhnliche Rückrunde gespielt."

Ähnlich erfolgreich und emotional soll es auch am Samstag werden. Neun Jahre nach dem Trumpf der Mannschaft um Mario Vrancic, Jonas Hofmann und Marcel Halstenberg geht es für Steffen Tigges, Franz Pfanne, Niklas Dams und Co. am Samstag an selber Stelle ab 14 Uhr um den nächsten großen Erfolg. An Rechenbeispielen beteiligt sich der BVB nicht, auch weil BVB-Trainer Enrico Maaßen eine klare Vorgehensweise für Samstag vorgibt: "Wenn du auf einen Punkt spielst, geht das meistens in die Hose. Also versuchen wir – wie in jedem Spiel – die letzte Partie auch zu gewinnen.“ Gegen Wuppertal, die derzeit den 12. Rang belegen, wird es kein Selbstläufer. Wettbewerbsübergreifend gewann der WSV die letzten fünf Pflichtspiele und will sich mit einem guten Ergebnis von seinen Fans verabschieden, die am Samstag das erste Mal wieder dabei sein dürfen. Zugelassen sind 500 Heimfans im Stadion am Zoo. 

Das Spiel noch einmal in kompletter Länge anschauen