60 Minuten aufopfernd gekämpft, lange Zeit gut mitgehalten, den hohen Favoriten aus Rostov am Don zumindest geärgert. Die Handball-Damen von Borussia Dortmund können mit ihrem Champions League-Auftritt gegen die russische Spitzenmannschaft Rostov/Don zufrieden sein. 300 Zuschauer in der Helmut-Körnig-Halle sahen einen BVB, der trotz großer Personalsorgen niemals aufgab und mit dem 25:31 (12:17) ein achtbares Ergebnis erzielte gegen eine Mannschaft, die mit international erfahrenen Spielerinnen besetzt ist und zum Favoritenkreis auf den Champions League-Titel gehört. 

Großer Rückhalt beim BVB war Torfrau Yara ten Holte, die mit zahlreichen Paraden eine höhere Niederlage verhinderte. Beste Werferinnen waren Kreisläuferin Merel Freriks (sechs Tore) und die sichere Siebenmeter-Schützin Fatos Kücükyildiz mit sieben Treffern. "Ich bin durchweg glücklich, wie wir uns hier präsentiert haben", lobte Handball-Abteilungsleiter Andreas Heiermann die kämpferische Vorstellung seines Teams.

Weiter geht's für den BVB am Mittwoch mit dem Bundesliga-Heimspiel gegen den Thüringer HC. In der Champions League reisen die Dortmunderinnen am kommenden Samstag zu CSM Bucuresti. "Der Fokus liegt jetzt absolut auf der Bundesliga mit dem Heimspiel gegen den THC. Das ist das wichtigste Spiel für uns", so BVB-Trainer André Fuhr.

Das Fazit von Fuhr fiel positiv aus. "Am Anfang hatten wir zu viel Respekt, als wir den abgelegt hatten, sind wir bis auf zwei Tore rangekommen. Am Ende fehlte unserem kleinen Kader aber die Durchschlagskraft gegen diese international stark besetzte Mannschaft aus Rostov. Ich bin dennoch absolut zufrieden mit der Leistung", kommentierte Borussen-Coach André Fuhr die Partie.

Dass es ein harter Kampf werden würde gegen Rostov/Don, war von vornherein klar. Mit 27:37 hatten die Handballdamen des BVB das Hinspiel in Dortmunds Partnerstadt verloren. Trainer André Fuhr hatte schon in Vorfeld vor dem physischen Spiel der Russinnen gewarnt. Und so sollte es auch kommen. Für den BVB gab's zunächst einfach kein Durchkommen gegen den von der 1,82 m großen Französin Beatric Edwige geführten Mittelblock. Als André Fuhr nach zwölf Minuten seinen ersten Timeout nahm, lag der BVB schon mit 4:8 zurück. Selbst die sonst so treffsichere Niederländerin Merel Freriks konnte sich am Kreis nur sporadisch gegen die hart zugreifenden Russinnen durchsetzen. Fünf Minuten später hieß es schon 5:12. Es sah nicht gut aus für die Gastgeberinnen.

Da konnte auch der Kurz-Einsatz von Clara Woltering beim Siebenmeter gegen Grace Zaadi Deune nichts ändern. Die BVB-Torwarttrainerin sprang für die am Freitag auf Corona positiv getestete Torhüterin Madita Kohorst ein und feierte am Samstag sieben Jahre nach ihrem letzten Champions League-Spiel ihr Comeback in der Königsklasse. 2015 hatte die 37-Jährige mit ZRK Budocnost Podgorica die Champions League gewonnen und wurde dabei sogar zur wertvollsten Spielerin ausgezeichnet.

Doch die Borussinnen rappelten sich auf und kämpften sich energisch zurück ins Spiel. Großen Anteil daran hatten die stark aufgelegte Torfrau Yara ten Holte und Kreisläuferin Merel Freriks, die sich mehr und mehr freispielte. Als Fatos Kücükyildiz mit einem schönen Schlagwurf in der 26. Minute auf 12:15 verkürzte, sah sich Rostovs Trainer Jonassen zu einer Auszeit genötigt. Die taktischen Maßnahmen von André Fuhr fruchteten. In der Abwehr stellte er Kücükyildiz offensiv auf, im Angriff setzte er auf eine zweite Kreisläuferin. Rostov fand keine Antwort auf diese Maßnahmen.

Schockmoment dann Sekunden vor dem Abpfiff beim Stand von 12:17. Tessa van Zijl traf beim Freiwurf aus kurzer Distanz Grace Zaadi Deune unglücklich am Kopf und sah dafür die Rote Karte. Längst hatte der BVB die anfängliche Schockstarre abgelegt, obwohl die Dortmunderinnen nach der Disqualifikation von Tessa van Zijl die ersten zwei Minuten nach der Pause in Unterzahl agierten. Merel Freriks und Jackie Moreno verkürzten auf 14:17, die Schwarzgelben waren wieder dran. Kücükyildiz traf zum 16:18. Ausgerechnet in dieser wichtige Phase kassierten Jackie Moreno und Mia Zschocke Zeitstrafen. Die beiden Schiedsrichterinnen meinten es nicht sonderlich gut mit dem BVB.

Dass es in der zweiten Hälfte des zweiten Durchgangs nicht noch enger wurde, war dem Personalnotstand der Dortmunderinnen geschuldet. Kapitän Alina Grijseels fehlte noch aufgrund ihres Nasenbeinbruchs, Jennifer Gutiérrez Bermejo kam nach überstandener Corona-Infektion noch nicht zum Einsatz und muss noch einige Untersuchungen über sich ergehen lassen. André Fuhr hatte nach der roten Karte für Tessa van Zijl kaum noch Wechselmöglichkeiten. In der 50. Minute stand es 21:26. Amelie Berger brachte dann fünf Minuten vor dem Abpfiff den BVB mit ihrem zweiten Treffer zum 23:27 wieder auf vier Tore heran.

In den Schlussminuten löste André Fuhr schließlich den Deckungsverband auf. Fatos Kücükyildiz traf per Siebenmeter zum 24:28, zwei Minuten später erneut per Siebenmeter zum 25:29. Am Ende hieß es 25:31. Die 300 Zuschauer waren zufrieden und bedankten sich mit stehendem Applaus für eine achtbare Leistung der Handballdamen.

BVB: ten Holte, Woltering; van Zijl (2), van der Heijden (4), Kücükyildiz (7/3), Rønning (1), Zschocke(1),  Moreno (2), Abdulla, Berger (2), Freriks (6), Sando, Uscinowicz.

Stimmen:

Per Anders Johannsson (Trainer Rostov/Don): "Wir haben uns intensiv auf Dortmunder vorbereitet und mussten uns in der ersten Hälfte immer wieder auf neue taktische Maßnahmen einstellen. Wir wussten, dass Dortmund stark ist und sind glücklich, hier gewonnen zu haben."

Vladlene Bobravnikova (Spielerin Rostov/Don):  "Wir wussten, dass es in Dortmund schwierig sein würde. Es wurde ein Spiel mit vielen Höhen und Tiefen. Wir konnten uns nie entscheidend absetzen."
Andre Fuhr (Trainer Borussia Dortmund): "Am Anfang hatten wir zu viel Respekt, als wir den Respekt abgelegt hatten, sind wir bis auf zwei Tore rangekommen. Am Ende fehlte unserem kleinen Kader aber die Durchschlagskraft gegen diese international stark besetzte Mannschaft aus Rostov. Ich bin aber absolut zufrieden mit der Leistung."