Wie schon in den vergangenen Jahren startete der VfB Stuttgart mühsam in die neue Saison, hat sich aber mittlerweile in der Tabelle nach vorne gearbeitet. Seit vier Partien sind die Schwaben ungeschlagen. Am vergangenen Wochenende konnte im Spiel gegen Eintracht Frankfurt endlich der erste Heimsieg gefeiert werden.

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Im fünften Anlauf hat es endlich geklappt: Dank eines 2:1 gegen den Tabellenzweiten Eintracht Frankfurt konnte der VfB Stuttgart am vergangenen Sonntag erstmals in dieser Saison einen Heimsieg feiern. Schon in der Anfangsphase der Partie wurde klar, dass die Stuttgarter endlich wieder als Sieger den heimischen Rasen verlassen wollten. Sie störten früh, führten aggressive Zweikämpfe und spielten schnell nach vorne. Mit dem Sieg setzte der VfB seinen Aufwärtstrend fort und ist nunmehr seit vier Bundesligaspielen ungeschlagen. Ihre bislang beste Saisonleistung zeigten die Stuttgarter beim Auswärtssieg in Hamburg vor zwei Wochen. Das 1:0-Endergebnis täuscht über die Dominanz des VfB hinweg, über weitere Gegentore hätten sich die Hanseaten nicht beschweren dürfen.
Heimlich, still und leise sammelten die Schwaben in den vergangenen Spielen Punkt um Punkt und arbeiteten sich vom letzten Tabellenplatz auf den achten Rang vor - die bisher beste Platzierung der Saison. Denn nach Plan lief der Start in die neue Spielzeit für den VfB Stuttgart nicht. Die vergangene Rückrunde hatte die Mannschaft noch auf dem dritten Rang abgeschlossen; mit Khalid Boulahrouz nur eine Stammkraft den Verein anschließend verlassen.

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Bruno Labbadia

Klar, dass sich die Spieler ambitionierte Ziele gesteckt hatten. In der Sommervorbereitung ließ Kapitän Serdar Tasci verlauten: "Unser Kader hat sich nicht groß verändert, da kann ich mich jetzt doch nicht hinstellen und sagen, wir wollen im Mittelfeld herumgurken." Trainer Bruno Labbadia trat zurückhaltender auf. Er gab zwar keinen Tabellenplatz an, forderte aber: "Wir wollen unseren Fußball weiterspielen, das ist das oberste Ziel." Auf den Platz gebracht heißt das: frühes Attackieren, schnelles Umschalten bei Ballgewinn und flottes Kombinieren in den gegnerischen Strafraum. Doch nach den ersten Partien mussten sowohl Tasci als auch Labbadia feststellen: Die Ergebnisse stimmten mit den geäußerten Wünschen nicht überein. Einzig der Sprung in die Gruppenphase der Europa League sorgte zunächst für einen Lichtblick im Ländle.
Auf der Suche nach den Gründen für die magere Ausbeute wollte Labbadia nichts von einer Doppelbelastung wissen: "Wir haben ein Jahr hart dafür gearbeitet, international dabei zu sein. Jetzt sollten wir auch dieses Privileg genießen". Der Trainer verschwieg allerdings auch nicht: "Es wird schon spannend, wie wir mit diesem engen Kader da durchkommen." Denn der VfB hat im Sommer viel Qualität in der Breite verloren. Matthieu Delpierre, Timo Gebhart, Stefano Celozzi und der nach Dortmund gewechselte Julian Schieber haben Lücken hinterlassen. Und die Neuzugänge konnten noch nicht alle wie gewünscht ins Geschehen eingreifen.

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Ibisevic im Zweikampf mit Hummels

Daniel Didavi verletzte sich bei einem Freundschaftsspiel schwer am Knie und wird noch die gesamte Hinrunde ausfallen. Tim Hoogland machte zwei Spiele, bevor er sich einen doppelten Bänderriss im Sprunggelenk zuzog. Zudem fällt auch Cacau nach einem Innen- und Kreuzbandriss noch mehrere Monate aus. Der Angreifer gehörte zwar nicht mehr zur Stammelf, war aber der einzige Ersatz für Sturmspitze Vedad Ibisevic.
Der Bosnier ist Stuttgarts Toptorjäger und hat in sieben Spielen fünf Mal getroffen. Auch Ibisevic hatte zunächst mit Startschwierigkeiten und Ladehemmungen zu kämpfen. Seine Tore erzielte er erst an den Bundesliga-Spieltagen 6, 7, 8 und 9. Der 28-Jährige ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. "Er veredelt unser Spiel", lobte Trainer Labbadia nach Ibisevics Wechsel aus Hoffenheim im Januar 2012. Die Tendenz zeigt sowohl für den Stürmer als auch für den VfB Stuttgart eindeutig nach oben, eigentlich keine überraschende Entwicklung: In den vergangenen Jahren kamen die Schwaben immer mühsam in die Gänge, ehe sie dann umso furioser durchstarteten.
Christina Reinke