Als Zweitligameister hat sich die SpVgg Greuther Fürth für die Bundesliga qualifiziert und tritt erstmals in Deutschlands höchster Spielklasse an. Für den Deutschen Meister von 1914, 1926 und 1929 zählt am Ende nur der Klassenerhalt. Spielerisch hat die Mannschaft ihr Können schon unter Beweis gestellt, sie belohnt sich aber noch zu selten für den Aufwand.

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Christopher Nöthe ist neben Sebastian Tyrala und Lasse Sobiech einer von drei „Dortmundern“ in der Mannschaft der SpVgg Greuther Fürth.

Auswärts läuft es für die SpVgg Greuther Fürth nach Plan. Sechs von sieben Punkten haben die "Kleeblätter" während ihrer Dienstreisen geholt und auf fremden Plätzen einen Sieg und drei Unentschieden erkämpft. Zu Hause am Ronhof steckt allerdings noch Sand im Getriebe. Lange sah es am vergangenen Wochenende gegen Borussia Mönchengladbach nach dem ersten Heimsieg für die Fürther aus, dem insgesamt zweiten in dieser Saison nach dem 1:0 in Mainz Ende August. In einem unterhaltsamen Spiel stellte der Aufsteiger erneut seine Bundesligatauglichkeit unter Beweis. Doch trotz einer guten Leistung und zweimaliger Führung verlor die Mannschaft mit 2:4.
Neutrale Beobachter kamen bei der Partie voll auf ihre Kosten, die 90 Minuten boten Führungswechsel, Elfmeter und zwei umstrittene Platzverweise. Besonders die Rote Karte für Thomas Kleine sorgte für Unmut. Die vermeintliche Notbremse war keine, sodass der Abwehrspieler nur mit der Mindestsperre von einem Spiel belegt wurde. Doch gegen den Deutschen Meister wird er zuschauen müssen, sodass Lasse Sobiech ein Platz in der Startelf winkt. Der Innenverteidiger ist von Borussia Dortmund an Fürth ausgeliehen, um dort Spielpraxis sammeln zu können. Seine ersten fünf Bundesligaspiele absolvierte der gebürtige Schwerter im grün-weißen Trikot und hatte einen großen Auftritt am 8. Spieltag bei der Partie in Hoffenheim.
In der 88. Minute eingewechselt, köpfte Sobiech in der dritten Minute der Nachspielzeit das 3:3 und rettete seiner Mannschaft einen Punkt. Mit Angreifer Christopher Nöthe und Mittelfeldmann Sebastian Tyrala stehen weitere Spieler im Dienste der Spielvereinigung, die zuvor lange Jahre das schwarzgelbe Trikot getragene haben. Tyrala wird allerdings nicht auf dem Rasen stehen können, der Ex-Dortmunder laboriert an den Folgen eines Kreuzbandrisses.
Für die Fürther ist die Bundesliga Neuland. Sowohl im Hinblick auf den Verein, der sich erstmals für Deutschlands höchste Spielklasse qualifiziert hat und als 52. Bundesligist in die Geschichte eingeht, als auch für die meisten Spieler. Vor der Saison hatten nur zwölf Akteure schon einmal Bundesligaluft geschnuppert. Berücksichtigt man die Fußballer mit nur einem oder zwei Einsätzen nicht, sind es sogar nur noch acht Spieler. Den Routiniers wie Kleine (52 Bundesligaspiele), Milorad Pekovic (71) und Gerald Asamoah (314) hatte Trainer Mike Büskens im Sommer daher eine besondere Rolle zugesprochen: "Das sind Leute, die vorneweg gehen und die Spielvereinigung leben. Sie sind absolut vorbildlich und investieren unglaublich viel in das Abenteuer Bundesliga."

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Jubel um den Torschützen Bernd Nehrig (r.). [Fotos: firo]

Dieses Abenteuer beschrieb Torwart Max Grün kürzlich treffend: "Am Anfang war alles neu, wir mussten uns erst daran gewöhnen. Dann mussten wir uns nach den ersten Rückschlägen alles wieder erarbeiten. Jetzt sind wir auf einem guten Weg, wir spielen schon viel besser. Nur müssen wir uns natürlich auch belohnen." Bis zum gegnerischen Strafraum spielt die Mannschaft gut, nur am Abschluss hapert es noch.
Für den Aufsteiger zählt am Ende der Saison nur der Verbleib in der Bundesliga, doch der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt mittlerweile schon vier Punkte. "Die Tabelle interessiert uns nicht. Wir wissen, dass es ein Kampf bis zum Schluss wird, und diesen Kampf nehmen wir jeden Tag an", erklärte Büskens nach dem Gladbach-Spiel. Wie kämpfende Fürther spielen, hat der BVB im März dieses Jahres schon einmal zu spüren bekommen. Im Halbfinale des DFB-Pokals hat es die SpVgg dem späteren Doublesieger schwer gemacht und die Schwarzgelben in die Verlängerung gezwungen. Eine denkwürdige Partie konnte Borussia erst in der 120. Minute durch ein Tor von Ilkay Gündogan mit 1:0 knapp für sich entscheiden.
Christina Reinke