Nach der Hinrunde verließ Nürnbergs Trainer Dieter Hecking den Verein. Die Verantwortlichen orientierten sich bei der Suche nach einem Nachfolger am "Leverkusener Modell" und installierten mit Michael Wiesinger und Armin Reutershahn ein Trainergespann. Zum Rückrundenauftakt gab es ein Unentschieden gegen den HSV.

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Die Winterpause begann für den 1. FC Nürnberg mit einem Paukenschlag. Dieter Hecking zog es nach drei Jahren zum Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg, und die Franken standen plötzlich ohne Trainer da. Zwei Tage ließen sich die Verantwortlichen nach Heckings Rückzug Zeit für die Suche nach einem Nachfolger. An Heiligabend hatten sie den Posten bereits wieder besetzt und machten sich mit der Präsentation des neuen Übungsleiters ein Weihnachtsgeschenk.
Der bisherige U 23-Trainer Michael Wiesinger übernimmt die Profis als Cheftrainer, Heckings bisheriger Co-Trainer Armin Reutershahn steht ihm zur Seite und wird mit mehr Verantwortung ausgestattet. Beiden wurde das Vertrauen zunächst bis zum Saisonende ausgesprochen, bei erfolgreicher Arbeit steht einer Verlängerung der Arbeitsverhältnisse nichts im Wege.
Der ehemalige Club-Profi Wiesinger (von 1993 bis 1999) hat zwar den Vorteil, Verein, Umfeld und Spieler bereits einschätzen zu können. Doch nach dem plötzlichen Kaltstart wurde im Januar die Sonne Andalusiens genutzt, um das Verhältnis des neuen Trainergespanns untereinander und mit der Mannschaft aufzuwärmen. "Nach einer Woche Trainingslager und Zusammenarbeit mit Michael kann ich sagen: Das passt! Alles lief reibungslos", resümiert Reutershahn. Im spanischen La Cala de Mijas legten die Franken die Grundlagen für die Rückrunde.

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So erlebte Michael Wiesinger das 1:1 gegen den HSV. [dpa]

Drei Testspiele absolvierte der FCN während der Vorbereitung, dreimal ging es gegen Mannschaften aus der belgischen Jupiler League: Die erste Partie gegen den FC Brügge ging zwar verloren, die weiteren Spiele gegen Sporting Lokeren und RAEC Mons konnte Nürnberg jedoch siegreich gestalten. Auch Wiesinger zog ein positives Fazit des Trainingslagers: "Das war eine gute Woche. Alle haben gut mitgezogen. Mir ging es auch darum, Eindrücke von der Mannschaft zu gewinnen. Das ist auch gelungen."
Große Änderungen hat der neue Trainer nicht angekündigt, allenfalls an kleineren Stellschrauben möchte er drehen: "Dieter Hecking hat, was das Team betrifft, ein stabiles Gebilde hinterlassen, das positiv dasteht. Die Mannschaft ist intakt, insofern sehen wir es als unsere Aufgabe, die Arbeit fortzuführen." Wie Hecking will er die Mannschaft in einem 4-1-4-1- oder 4-2-3-1-System auf den Platz schicken und aus einer kompakten Defensive agieren. Auch personell wird sich das Mannschaftsbild nicht ändern. In der Winterpause hielt sich der "Club" auf dem Transfermarkt zurück. Lediglich Nachwuchsspieler Philipp Klement wurde an Hansa Rostock ausgeliehen. In den Kader zurückgekehrt sind die Langzeitverletzten Adam Hlousek und Markus Mendler.

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Jürgen Klopp im Gespräch mit Wiesingers Vorgänger Dieter Hecking. [firo]

In der soliden Vorrunde sammelte die Mannschaft 20 Punkte und hielt sich stets von den Abstiegsplätzen fern. Momentan belegt der FCN den 15. Tabellenplatz und hat acht Zähler Vorsprung auf den Relegationsrang. Erzielt die Mannschaft in der zweiten Halbserie, wie von Wiesinger gefordert, eine ähnliche Ausbeute, sollte das Saisonziel Klassenerhalt erreicht werden.
Den ersten Punkt gab es bereits am vergangenen Sonntag beim Rückrundenauftakt gegen den Hamburger SV. Wiesinger hatte einige der angekündigten Änderungen umgesetzt und Tomas Pekhart statt Sebastian Polter als einzige Spitze auf den Platz geschickt. Almog Cohen und Robert Mak standen erstmals seit dem 7. Spieltag wieder in der Startelf. Hiroshi Kiyotake und Markus Feulner mussten dagegen überraschend auf der Bank Platz nehmen. Pekhart dankte es seinem Trainer mit dem Tor des Tages auf Nürnberger Seite und glich die Hamburger Führung zum 1:1-Endstand aus. Der "Club" hatte schwungvoll begonnen und sich mehr Spielanteile erarbeitet, konnte die Vorteile jedoch nicht in Torerfolge ummünzen. In der Schlussphase verhinderten Torwart Raphael Schäfer und der Pfosten eine Niederlage. Nürnberg ist damit seit nunmehr sechs Heimspielen ungeschlagen.
Christina Reinke