Eintracht Frankfurt begeistert in der Bundesliga mit attraktivem Offensivfußball und hat sich in der Tabellenspitze eingenistet. Die Erfolge geben Selbstvertrauen, auch schwächere Spiele bringen die Verantwortlichen nicht aus der Ruhe. Aus einer homogenen Mannschaft ragen Offensivspieler Alex Meier und Torwart Kevin Trapp heraus.

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Trainer Armin Veh führte den Aufsteiger weit nach oben.

Mit Eintracht Frankfurt kommt kein typischer Aufsteiger in den SIGNAL IDUNA PARK. Die Hessen belegen momentan Platz vier und träumen von der Teilnahme an der Champions League. Das ursprüngliche Saisonziel Klassenerhalt hat der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen bereits nach oben korrigiert: "Wir schielen auf einen Tabellenplatz, der zur Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb berechtigt."
Zwischen sich und den fünftplatzierten Hamburger SV hat die Mannschaft einen Puffer von sieben Punkten gebracht. Der viertbeste Aufsteiger aller Zeiten stand zu Beginn der Saison sieben Spieltage in Folge auf Rang zwei und war nie schlechter platziert als Platz fünf. Die meisten Punkte hat die Eintracht zu Hause geholt, wo sie nur einmal verloren hat. In den letzten sechs Partien gingen die Frankfurter ebenfalls nur einmal als Verlierer vom Platz (gegen Leverkusen).
Die nüchternen Zahlen, die sich beeindruckend lesen, werden auf dem Platz mit Emotionen gefüllt. Frankfurt hat mit spektakulärem und attraktivem Offensivfußball in dieser Saison schon viele Mannschaften an den Rand der Verzweiflung gebracht. Auch der BVB bekam in der Hinrunde die Wucht der Eintracht zu spüren, die sich nach 0:2- und 2:3-Rückständen noch ein 3:3-Unentschieden erkämpfte. Das Erfolgsrezept für die gute Saison fasst Trainer Armin Veh zusammen: "Die Spielertypen passen zusammen, wir waren anfangs mit unserem Stil, der sehr offensiv ausgerichtet ist, erfolgreich und haben durch die Ergebnisse viel Selbstvertrauen bekommen. Außerdem haben wir kaum Verletzte."

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Wichtiger Mann: Alex Meier [firo]

Zusammengestellt wurde der harmonische und ausgeglichene Kader von Sportdirektor Bruno Hübner (dem Vater unseres U23-Spielers Florian Hübner), der zusammen mit Veh und Bruchhagen ein erfolgreiches Dreigestirn bildet. Die beiden großartigen Talente Sebastian Jung und Sebastian Rode gehören zu den Entdeckungen der Hinrunde und haben das Interesse anderer Vereine geweckt. Alex Meier spielt die Saison seines Lebens und mischt bei der Vergabe der Torjägerkanone kräftig mit. Zwölf Treffer gehen bereits auf das Konto des 30-Jährigen.
Doch nicht nur die Leistungsexplosionen der etablierten Kräfte haben zum Aufschwung beigetragen, die Verantwortlichen bewiesen auch ein gutes Händchen bei den Transfers. Im Winter holten sie Srdjan Lakic vom VfL Wolfsburg, der nur vier Tage später groß auftrumpfte. Beim 2:0-Sieg über den Hamburger SV erzielte der Stürmer beide Treffer, nachdem er zuvor in 25 Spielen für Wolfsburg und die TSG 1899 Hoffenheim nicht einmal erfolgreich war. "Es ist ein Traumstart", sagte der 29-Jährige anschließend. "Ich habe davon geträumt, solch einen Moment wieder erleben zu dürfen. Es ist super, dass ich so angekommen bin."
Schon die Sommertransfers hatten eingeschlagen. Takashi Inui und Stefan Aigner gehören zu den Leistungsträgern. Konstantester Neuzugang ist Kevin Trapp, der für 1,5 Mio. Euro nach Frankfurt kam (Veh: "Das ist für uns viel Geld und vergleichbar mit dem Martinez-Transfer bei Bayern München"). Deutschlands reaktionsschneller U21-Torwart überzeugt mit außergewöhnlichen Reflexen und hat sich zum notenbesten Spieler der Bundesliga gemausert: "Das ist zwar schön und freut mich, wenn meine Leistung honoriert wird. Ich weiß aber auch, es kann ganz schnell wieder anders aussehen." Am vergangenen Wochenende zeigte Trapp wieder einmal eine Glanzleistung und hat seine Mannschaft gegen Nürnberg im Spiel gehalten. Gegen den "Club" konnten die Hessen nicht an ihre guten Leistungen anknüpfen und hielten mit Glück und Trapp ein 0:0.
Grund zur Sorge bietet die Leistung nicht. "Solche Spiele gibt´s immer", bleibt Armin Veh bescheiden und will den Blick noch nicht nach Europa richten: "Wenn wir 40 Punkte haben, haben wir unser Ziel erreicht. Dann dürfte nichts mehr passieren." Momentan steht seine Mannschaft bei 37 Zählern - die fehlenden drei will sie am liebsten schon in Dortmund holen...
Christina Reinke