Der FSV Mainz 05 zeigt in dieser Saison - abgesehen von einem Ausreißer am vergangenen Wochenende - konstant gute Leistungen und hat immer noch Chancen auf das internationale Geschäft. In vielen Partien erspielt sich die Mannschaft ein Chancenplus, musste sich zuletzt allerdings mit einigen Unentschieden begnügen.

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Der 1. FSV Mainz 05 hat die Rolle des Außenseiters abgelegt. Mit anhaltend guten Leistungen hatte sich die Mannschaft in dieser Saison zwischenzeitlich bis auf den fünften Tabellenplatz vorgearbeitet und sich den Respekt der gegnerischen Mannschaften erarbeitet. "Seit wir konstant angefangen haben zu punkten, gibt es die Underdog-Rolle in zwei Drittel der Spiele nicht mehr", stellte Trainer Thomas Tuchel kürzlich fest. Am Beispiel Bremen machte er fest: "Wenn man sieht, wie Werder gegen uns gespielt hat und sich die Spiele davor und danach anschaut, dann muss man feststellen, dass sich Bremen gegen uns echt an die Decke gestrafft hat."
Tuchels Mannschaft ist sehr flexibel und kann auch während einer Partie das System wechseln. Alle elf Spieler - bei den Stürmern angefangen - müssen verteidigen. Gegenpressing und Umschaltspiel sind wichtige Bausteine der Mainzer Spielweise. Der attraktive Offensiv-Fußball erfährt große Sympathien. Doch im Gegensatz zur Hinrunde ist den Mainzern zuletzt etwas die Puste ausgegangen, zumindest was die Ergebnisse betrifft. Auf dem Platz erspielt sich das Team zwar weiterhin in den meisten Spielen ein Chancenplus, konnte aber nicht mehr in großem Stile punkten. Nur eines der letzten zehn Bundesliga-Spiele haben die

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Thomas Tuchel

Rheinhessen gewinnen können (am 25. Spieltag gegen Leverkusen), erreichten aber sechs Unentschieden. Im Kampf um die Plätze im Europapokal hat der FSV zwar etwas an Boden verloren, befindet sich jedoch immer noch in Schlagdistanz zum internationalen Geschäft. Doch davon will Tuchel eigentlich gar nichts wissen. "Die Europa League als Ziel auszugeben, kann belasten. Wir verfolgen Handlungs- und Leistungsziele im Training und im Spiel. Damit sind wir erfolgreich."
Einen Ausrutscher leistete sich seine Mannschaft allerdings am vergangenen Wochenende. Während in den vergangenen Spielen zwar immer die Leistung, aber nicht immer die Ergebnisse stimmten, erwischten die Spieler gegen den Hamburger SV einen schlechten Tag. Der Trainer sah ein "spieltaktisch, technisch, von der Mentalität, dem Siegeswillen her" enttäuschendes Spiel: "Wir haben in dieser Saison sehr konstant gespielt, heute war es ein krasser Ausreißer nach unten." Heung-Min Son entwischte der Abwehr zweimal und machte beide Tore für den HSV. Der eingewechselte Shawn Parker konnte vier Minuten vor Schluss nur noch verkürzen.
Normalerweise ist allerdings jemand anderes bei den "Nullfünfern" für das Toreschießen zuständig. Adam Szalai hat mehr als zwei Drittel der Mainzer Tore geschossen und ist mit 13 Treffern bester Torschütze seines Vereins und einer der treffsichersten Spieler der Liga. Ungarns Fußballer des Jahres ist nach einjähriger Verletzungspause in dieser Saison wieder durchgestartet und hat sich zum Fixpunkt des Offensivspiels entwickelt: "Ich habe ein unglaubliches Vertrauen vom Verein und meiner Mannschaft gespürt. Mainz gab mir trotz der langen Verletzungspause das Gefühl, ich bin wichtig für diesen Klub." Die Mainzer feiern ihn als fleißigen und laufstarken Ballverwerter. Der 25-Jährige ackert und kämpft auf dem gesamten Platz. Neben seinem natürlichen Arbeitsplatz in vorderster Front ist er bei Standards des Gegners auch vor dem eigenen Tor zu finden. "Bei Ecken und Freistößen brauchen wir hinten alle Kräfte. Für einen Spieler mit meiner Größe und meinen Stärken ist es normal, da zu helfen", erklärt Szalai, den Manager Christian Heidel auch gerne als "Arbeitstier" bezeichnet.
Der Angreifer sieht sich zwar nicht gerne im Mittelpunkt: "Es zählt der Erfolg der Mannschaft, und sonst nichts." Mit seinen Leistungen hat sich Szalai aber auch in die Notizblöcke der großen Klubs gespielt. Einen der Weltvereine hat er bereits in seiner Vita stehen. Vor seinem Mainzer Engagement lief Szalai für die zweite Mannschaft von Real Madrid auf.
Christina Reinke