Am frühen Montagabend machte sich die Mannschaft von Borussia Dortmund mit einer der berühmtesten Spielstätten der Fußballwelt vertraut. Bis auf Sebastian Kehl hat noch kein Borusse auf dem Rasen des Estadio Santiago Bernabeu gestanden, jener imposanten Spielstätte, die sich über fünf Ränge in den Himmel der spanischen Hauptstadt schraubt, mitten im Stadtzentrum Madrids gelegen.

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Jürgen Klopp auf der Pressekonferenz vor dem Spiel: „Wir haben vor, unsere greifbaren Ziele anzugehen.

Aus Madrid berichtet Boris Rupert
"Ich war noch nie in diesem Stadion. Nicht als Spieler, nicht als Fan", sagte Mats Hummels vor dem Abschlusstraining und fügte hinzu: "Ich freue mich wie alle anderen unglaublich auf dieses Spiel; und wir alle hoffen, dass es eine bleibende Erinnerung wird." Mit einem Sieg würde Borussia Dortmund bereits nach dem vierten Spieltag als Achtelfinal-Teilnehmer feststehen - eine Niederlage würde die Aussichten wiederum nicht großartig verkleinern.
Auch Jürgen Klopp zeigte sich "beeindruckt von diesem Stadion", in dem morgen (Dienstag) Abend die Hölle toben wird, und Hummels hofft, dass "die Kulisse eher beflügelt, als dass sie hemmt". Der Deutsche Meister ist Außenseiter gegen das große Real, das die letzten sieben Heimspiele in der Königsklasse allesamt gewonnen hat. "In dieser Rolle fühlen wir uns nicht unwohl", bekräftigt Klopp, "zu Beginn unserer Entwicklung sind wir damit gut zurecht gekommen."

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Abschlusstraining im Bernabeu - vorn: Perisic und Reus

José Mourinho, der charismatische Trainer der Madrilenen, macht aus dem jüngsten Deutschen Meister aller Zeiten (2011) jedoch gleich einen Favoriten auf den Gewinn der UEFA Champions League 2013. Wenn Dortmund die Gruppe überstehe, so der Portugiese, dann hätte es alle Chancen, die Königsklasse auch zu gewinnen. Klopp, mit dieser Aussage konfrontiert, stutzte einen Moment und antwortete dann: "Wir haben vor, unsere greifbaren Ziele anzugehen. Hier in Madrid haben noch nicht so viele Mannschaften gewonnen." Und erst eine deutsche: Bayern München (2000 und 2001).
Klopp richtete den Blick dann auch wieder auf den Gegner, der vermutlich ohne Sami Khedira antreten muss. "Dafür spielt dann wohl nur Luka Modric", betonte der Trainer ironisch: "Real hat technisch versierte Spieler auf allen Positionen. Sich über die Besetzung von Madrids Doppelsechs Gedanken zu machen, macht wenig Sinn. Unser Respekt vor allen Spielern im Kader ist riesengroß."
Im Hinspiel (2:1) fand das Trainerteam einen Weg, dem Starensemble Probleme zu bereiten. Am Dienstag wird der Druck des Gegners aber sicherlich noch eine Spur

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Training mit Maske: Kehl [Fotos: Rupert]

höher sein. "Das wird für unsere Mannschaft eine der größten Herausforderungen, die wir je hatten", mutmaßt Mats Hummels: "Vor heimischer Kulisse werden sie noch offensiver auftreten. Wir müssen versuchen, sie mit elf Mann zu bekämpfen. Dann ist es vielleicht möglich, sie ein Stück weit auszuschalten. Aber auf null Torchancen wird man sie nie drücken können."
Noch ist die Besetzung der Borussen-Defensive offen. Mit Leo Bittencourt und Sven Bender sind zwei Spieler mit nach Madrid geflogen, die gegen Stuttgart nicht dabei waren. "Manni hat gestern das erste Mal normal trainiert", meinte der Trainer, "aber eben das erste Mal nach 14 Tagen Pause." Und bei Sebastian Kehl besteht Hoffnung auf einen Einsatz. "Mal sehen, wie er durch die Löcher sieht", meinte Klopp vor dem Abschlusstraining, das Borussia Dortmunds erfahrenster Spieler nach seinem im Spiel gegen Stuttgart erlittenen Anbruch des Nasenbeins mit einer Spezialmaske bestritt.
Als er nach der 45-minütigen Einheit den Rasen verließ, wirkte er nicht sonderlich optimistisch...