Fußball-Europa überschlägt sich vor Begeisterung, diese aber hält sich in Dortmund in Grenzen. "Wir stehen noch lange nicht mit einem Bein im Finale, höchstens mit dem kleinen Zeh", meinte Mats Hummels nach dem begeisternden 4:1 im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid. Die mannschaftliche Geschlossenheit, die Borussia Dortmund in den atemberaubenden Match auf dem Rasen gezeigt hatte, zeigte der Klub auch nach dem Schlusspfiff: Freude ja, Euphorie nein!

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BVB-Sportdirektor Michael Zorc:

"Nächsten Dienstag definiert sich die Welt komplett neu. Wir sind längst noch nicht durch", mahnt Hans-Joachim Watzke. Auf der "Road to Wembley" muss der BVB erst noch im Estadio Santiago Bernabeu bestehen. Was Real-Trainer José Mourinho

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Der Held des Abends in den Armen von Marcel Schmelzer

schon nach dem Abpfiff des Hinspiels andeutete, dürfte Realität werden: Ein Sturmlauf des offensivstärksten Teams der Königsklasse. "Wenn ich die Mannschaft jetzt frage, ob sie an Weiterkommen glaubt, dann sagt vielleicht einer ja", meinte Mourinho gestern gegen 23 Uhr: "In ein paar Stunden werden es schon eine Handvoll Spieler sein, und ab morgen werden alle daran glauben."
In Madrid wird man "Wunder" beschwören wie jenes 4:0 gegen Borussia Mönchengladbach nach 1:5-Pleite im Hinspiel Anfang der 80er Jahre. Ein 3:0 würde sogar schon reichen. Mourinho beschwört: "Im Fußball ist alles möglich. Wenn wir jede Chance nutzen und jeder auf höchstem Niveau agiert, dann können wir das im Rückspiel noch drehen."
Die Borussen wissen: Ein Auswärtstor muss her, vielleicht sogar ein zweites - dann müsste Real schon sechs Mal treffen. "Wenn man nach Madrid fährt und behauptet, man könne nicht mit 0:3 verlieren, dann wäre man überheblich", sagt Mats Hummels - und Sven Bender fügt hinzu: "In Madrid haben wir noch 90 sehr harte Minuten vor uns, und wir müssen uns das Finale in London erst noch verdienen."

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Freude nach dem Sieg: Schieber, Götze, Bender, Reus, Piszczek

Die Statistik spricht jedenfalls für Borussia. Wenn sie im Hinspiel einen Heimsieg vorgelegt hat, kam sie - bis auf eine Ausnahme - immer weiter. 1987 reichte ein 3:0 gegen den FC Brügge nicht (Rückspiel 0:5 n.V.). Und dass sogar ein 4:0 keine Garantie sein muss, erlebte der BVB bei seinem letzten Halbfinale vor elf Jahren gegen den AC Mailand. Einer 4:0-Sternstunde an der Strobelallee folgte eine Zitterpartie in San Siro. Erst Rickens Tor in der Nachspielzeit zum 1:3-Endstand erlöste die Schwarzgelben...
Boris Rupert

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4:1 gegen Real Madrid... [Fotos: firo]