Zu Hause wird gefeiert
Hannover 96 kann zu Hause eine fast makellose Bilanz aus vier Siegen und einem Unentschieden aufweisen. In fremden Stadien stottert der Motor allerdings noch. So langsam wollen die Niedersachsen auch auswärts Punkte sammeln, um den Europa-League-Startplatz zu festigen. Der internationale Wettbewerb ist das erklärte Ziel.
Beinahe hätte Hannover 96 einen neuen Klubrekord aufgestellt. Vier Heimsiege in Serie hatten die Niedersachsen vor der Partie gegen Hertha BSC Berlin vor zwei Wochen schon auf dem Konto, fünf gewonnene Spiele in Folge auf heimischen B
oden gab es noch nie. Lange Zeit nahm die Mannschaft Kurs auch auf die Vereinsbestmarke und führte durch Christian Schulz, der mit dem ersten Torschuss getroffen hatte, mit 1:0. Doch neun Minuten vor dem Ende nahm der kurz zuvor eingewechselte Ronny bei einem Freistoß Maß, in der Mauer zogen sie ihre Köpfe ein, und der Schuss rauschte mit einer Geschwindigkeit von 119 km/h ins Tor. Ausgleich, Ende, Punkteteilung.
13 Zähler sammelte Hannover bislang - und jeden einzelnen davon im eigenen Stadion. Während es zu Hause also läuft und 96 Platz zwei in der Heimtabelle einnimmt (hinter Leverkusen und vor Dortmund, allerdings bei einem Spiel mehr), ist in der Fremde noch reichlich Luft nach oben. Die Spiele bei Borussia Mönchengladbach, Bayern München und Bayer Leverkusen gingen allesamt verloren. Nicht einmal ein Treffer gelang den Niedersachsen in der Fremde. "Wir müssen auswärts einfach besser spielen und Punkte holen. Nur Heimsiege reichen nicht", sagt Stürmer Artur Sobiech. Und Torwart Ron-Robert Zieler fügt hinzu: "Wenn wir nach Europa wollen, dann müssen wir auswärts punkten."
In Europa legt 96 eine Pause ein
Denn da wollen sie wieder hin. Zwei Jahre hintereinander tourten die Roten über den Kontinent, die letzte Reise endete im Februar im Sechzehntelfinale der UEFA Europa League gegen den russischen Vertreter Anschi Machatschkala. Doch mit einem neunten Platz in der Liga wurde der internationale Wettbewerb verpasst. Nach dieser Saison soll das Fernweh wieder gestillt werden, denn die obere Tabellenhälfte ist das erklärte Ziel. "Wenn möglich das obere Drittel und damit die Aussicht auf die Teilnahme an der Europa League", wünscht sich Vereinspräsident Martin Kind von seiner Mannschaft. Noch reichen die Heimpunkte aus, um sich auf den gewünschten Tabellenplätzen aufzuhalten.
Um das Ziel Europa in Angriff zu nehmen, haben die Verantwortlichen den größten Etat der Vereinsgeschichte zur Verfügung. Auch wegen der zuletzt international generierten Einnahmen stehen in dieser Spielzeit 66 Mio. Euro zur Verfügung. Nach dem durchwachsenen Abschneiden im vergangenen Jahr wurde im Kader ein Umbruch eingeleitet. Zahlreiche bekannte Namen haben den Verein verlassen, darunter Mohammed Abdellaoue, Sergio da Silva Pinto, Mario Eggimann, Konstantin Rausch und Karim Haggui. Auf der anderen Seite nahm der neue Sportdirektor Dirk Dufner Geld in die Hand u.a. für Leonardo Bittencourt (den Borussia Dortmund mit einer Rückkaufoption abgegeben hat), Edgar Prib, Salif Sané und Marcelo. Während Prib und Bittencourt (teilweise verletzungsbedingt) zwischen Startelf und Ersatzbank pendeln, scheinen Marcelo und Sané ihren Platz in der Innenverteidigung gefunden zu haben. Nur eine Krankheit verhinderte einen Einsatz des Letztgenannten im Spiel gegen Berlin, in dem sich das Hannoveraner Lazarett weiter vergrößerte.
Pechvogel Didier Ya Konan
Nach Stürmer Diouf, bester Torschütze 2012/13, der wegen eines Muskelfaserrisses ohnehin fehlte, verletzte sich auch sein Angriffskollege Didier Ya Konan kurz vor Ende der ersten Halbzeit schwer am Sprunggelenk. Der Ivorer, der erst im Juli am Knie operiert werden musste, muss mit einer längeren Ausfallzeit rechnen. "Natürlich ist das für Didier und für uns ein schwerer Schlag", sagte Trainer Mirko Slomka. "Er wird uns zweifelsfrei fehlen." Auch auf den defensiven Außenbahnen muss der Trainer auf seine etatmäßigen Verteidiger verzichten. Die Langzeitverletzten Steven Cherundolo und Christan Pander, beide immerhin zurück im Mannschaftstraining, wurden bislang von Hiroki Sakai und Sebastien Pocognoli vertreten.
Christina Reinke