Mit einer tollen kämpferischen Leistung und einigen spielerischen Glanzlichtern kam Borussia Dortmund im letzten Auswärtsspiel des Jahres 2013 nach 0:2-Rückstand zu einem 2:2 bei der TSG Hoffenheim. Doch richtig freuen wollte sich darüber niemand. „In der Kabine sieht es nicht nach einem gewonnen Punkt aus, sondern wie nach einer Niederlage“, sagte Jürgen Klopp.

Aus Sinsheim berichtet Boris Rupert

Die positiven Aspekte dürften aber in der Analyse nach dem 25. Pflichtspiel in der Hinrunde überwiegen. Trotz der intensiven Belastung in den zahlreichen vorangegangenen „englischen Wochen“ und dem Kraftakt am Mittwoch in Marseille war der BVB nach einem 0:2-Rückstand dem Sieg am Ende näher als die Gastgeber, verzeichnete in der letzten halben Stunde 11:3 Torschüsse und verbuchte nach 90 Minuten ein dickes Chancenplus (11:5).

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Markus Gisdol und Jürgen Klopp

Die Moral stimmte. „Ich muss meinen Hut vor Borussia Dortmund ziehen“, sagte Hoffenheims Trainer Markus Gisdol anerkennend: „Ich habe gedacht, dass sie ab der 60. oder 70. Minute nachlassen würden, aber das war nicht der Fall.“ Auch Jürgen Klopp lobte die Einstellung der Mannschaft: „Ich habe ihr 95 Minuten lang angesehen, dass sie unbedingt gewinnen wollte.“

Dass es nicht zum Sieg langte, lag an einer schwachen Verwertung bester Tormöglichkeiten und an Fehlern in der Rückwärtsbewegung. Klopp bemängelte „die Absicherung unserer Angriffe“ vor beiden Gegentoren, als die TSG den BVB mit seinen eigenen Waffen schlug: dem brutal schnellen Umschaltspiel. „Wir haben gegen unser fußballerisches Vorbild einen Punkt geholt“, frohlockte Gisdol und sprach von einem „total rasanten und temporeichen Spiel, in dem fast alles drin war“.

Doch wem, bitteschön, will man einen Vorwurf machen, wenn in Abwehr und defensivem Mittelfeld mit Hummels, Subotic, Sokratis, Schmelzer, Bender und Gündogan sechs (!) Stammkräfte fehlen? Und dennoch nahm Klopp dieses mögliche Argument gar nicht mit auf, als er auf der Pressekonferenz über das Spiel sprach: „Wir haben nicht im Ansatz unsere personelle Situation thematisiert.“

Gisdol: „Es macht Spaß, Jürgens Truppe zuzuschauen“
Und so erfreute sich Klopp einerseits über „unglaublich tolle Momente in unserem Spiel“ und die Tatsache, dass „wir immer gefährlich waren und enge Strafraumsituationen kreiert haben“, haderte aber zugleich: „Wir machen die Bälle halt nicht rein.“ Dies sei „der nächste Entwicklungsschritt“, den die Mannschaft in der Rückrunde gehen müsse: „Klar und ruhig bleiben beim Vollenden von Torchancen, auch wenn die Belastung hoch ist und der Gegner uns alles abverlangt.“

Und so fühlten sich „die vergebenen Torchancen härter an als die phantastische Leistung“ insgesamt, so Klopp.

„Wir wären kein unverdienter Sieger gewesen“, lautete sein Resümee, „aber wir hätten auch verlieren können. Das sagt alles aus über dieses Spiel.“ Das doch seine Gewinner hatte, nämlich die Zuschauer. Selbst Markus Gisdol meinte: „Es macht Spaß, Jürgens Truppe zuzuschauen.“

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