Es war kein Stein, der den BVB-Profis nach dem Schlusspfiff gegen Wolfsburg vom Herzen gepurzelt ist – es war eine ganze Gebirgskette. Die Spieler sanken erst zu Boden und sangen kurz darauf vor der Süd. „Es war ein brutal wichtiger Sieg“, sagte Sebastian Kehl, und fügte an: „Wenn man auch die Ergebnisse der anderen sieht, hat das heute richtig gut getan.“

Zehn Punkte beträgt mittlerweile das Polster auf Platz vier. Die erneute direkte Qualifikation für die UEFA Champions League ist damit fünf Spieltage vor Saisonende zum Greifen nahe. Und auch der Vorsprung auf Schalke konnte auf drei Zähler erhöht werden.

Jürgen Klopp hatte es schon vorher gewusst: „Wir werden wohl über den Willen kommen müssen – und über die Atmosphäre.“ Nach dem Spiel sah sich Borussias Trainer bestätigt: „Wir haben heute eine unfassbare Mentalität gezeigt.“ Der Wille war groß, die Atmosphäre großartig.

So konnte der Rückstand durch Ivica Olic nach einer imposanten Fehlerkette und einem insgesamt von haarsträubenden Fehlpässen geprägten ersten Durchgang in einer erheblich besseren zweiten Hälfte gedreht werden. So und mit ein paar Umstellungen in der Halbzeit. „Wir haben das System umgestellt und waren dadurch viel präsenter auf dem Platz“, erklärte Klopp.

Erik Durm löste Pierre-Emerick Aubameyang ab, Kevin Großkreutz rückte durch diesen Wechsel eine Position vor. Und für Nuri Sahin kam Milos Jojic. Ein für Klopp ungewöhnlich früher Doppelwechsel, der seine Wirkung aber nicht verfehlen sollte. „Unsere zweite Hälfte“, sagte der Trainer, „war dann richtig gut.“

Wir sind nach dieser Woche kaputt – aber glücklich!“
Jojic sorgte für Dynamik und damit für Druck. Der Neuzugang ist frisch, frech, er ist unverbraucht, draufgängerisch – teilweise zwar noch übermotiviert, aber in jedem Fall belebend. Damit ist er auch eine Option für das Rückspiel gegen Real Madrid, in dem Sebastian Kehl gelbgesperrt fehlen wird. Und Erik Durm schlug jene Flanke, die Geburtstagskind Max Grün nicht festhalten und die in der Folge Marco Reus zum 2:1 einlochen konnte.

Den Ausgleich hatte zuvor der wieder einmal beste Borusse besorgt: Robert Lewandowski. Der Torjäger, der in vielen Szenen seine Weltklasse bestätigte, verlängerte eine Reus-Ecke mit dem Rücken ins Tor. Es war sein 17. Saisontreffer, womit er die Torschützenliste der Bundesliga wieder allein anführt. Und so gilt, was Sebastian Kehl wie folgt festgehalten hat: „Wir sind nach dieser Woche kaputt – aber glücklich!“

Denn Borussia Dortmund hat wieder ein Spiel gedreht. Wie schon eine Woche zuvor in Stuttgart. Wenn nun am Dienstag der Anpfiff ertönt, führt Real Madrid mit 3:0. „Doch auch da gibt‘s noch ein Fünkchen Hoffnung“, hat Sebastian Kehl gesagt. Der Wille jedenfalls kann bekanntlich Berge versetzen. (poo)