Das siebte Spiel innerhalb von 22 Tagen bestreitet Borussia Dortmund am Samstag (15.30 Uhr) zum Abschluss der "englischen Wochen", wenn der Vizemeister beim VfL Borussia Mönchengladbach antritt und als Tabellenführer der Fußball-Bundesliga in die Länderspielpause gehen will. Dann sitzt auch Jürgen Klopp wieder da, wo er hingehört.

Als sich am Dienstagabend um exakt 22.46 Uhr die Fahrstuhltür öffnet, bietet sich den Anwesenden unter der Osttribüne des SIGNAL IDUNA PARK ein ungewohntes Bild. Jürgen Klopp verlässt mit Mediendirektor Sascha Fligge den Aufzug und geht in Richtung Spielerkabinen. Betreten darf er die Katakomben des Stadions aber immer noch nicht. Weitere drei Minuten muss er in der kühlen Herbstluft vor dem Eingang warten, wippt in seinem schwarzen Mantel von einem Bein auf das andere, im Gesicht ein lockeres Lächeln. Erst genau 15 Minuten nach Abpfiff der Partie kann er zu seiner Mannschaft stoßen.

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Cheftrainer Jürgen Klopp

"Ich bin keine Minute früher reingegangen, weil ich nichts riskieren wollte", sagt er später. Es sei ein komisches Gefühl gewesen, seiner Mannschaft von der Tribüne aus hoch oben über dem Rasen des Dortmunder Stadions zugucken zu müssen. Dass das Fehlen des Trainers an der Seitenlinie im Endeffekt zu einem Randaspekt des zweiten Spieltags der UEFA Champions League wurde, war vor allem einer hervorragenden Leistung der Schwarzgelben auf dem Rasen zu verdanken.
"Die Mannschaft hat 1:1 das umgesetzt, was wir vorher besprochen haben", erklärte Klopp, denn vor der Begegnung war dem Trainerteam klar, dass die Gäste aus Frankreich nur mit extrem hohem läuferischem Aufwand zu knacken sein würden. Die Mannschaft setzte es um. 126 Kilometer legten die Borussen in den 90 Minuten insgesamt zurück, ganze 16 Kilometer mehr als der Gegner. Saisonrekord in der Königsklasse. "Wir haben die Räume zugelaufen. Das war ein außergewöhnlich gutes Spiel meiner Mannschaft in diesem Bereich", lobte Klopp demnach auch seine Schützlinge.

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Beim Telekom-Cup trafen beide Teams in der Saisonvorbereitung schonmal aufeinander. Gladbach siegte in letzter Sekunde mit 1:0. [Fotos: firo]

Mit schnellem Konter- und blitzartigem Umschaltspiel überforderten die Borussen die Marseillaise ein ums andere Mal und erarbeiteten sich so ein deutliches Chancenplus (18:7 Torschüsse). "Wir hätten durchaus noch ein oder zwei Tore mehr machen können", stellte Youngster Erik Durm fest, "im Endeffekt sind wir aber alle sehr zufrieden." Eine gerechtfertigte Zufriedenheit, denn nach dem 5:0 gegen den SC Freiburg am vergangenen Wochenende gelang es dem BVB zum zweiten Mal hintereinander, durch eine starke Defensivleistung hinten die weiße Weste zu behalten - offensiv sprechen acht Tore in zwei Spielen ohnehin eine deutliche Sprache.

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Hummels gegen Younes: 1:1 hieß es im letzten Bundesligaduell.

Die Offensive wird auch am kommenden Samstag (15.30 Uhr) wieder gefragt sein, denn laut Statistik steht dann eine Partie mit fast eingebauter Torgarantie auf dem Programm. Im Evergreen zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund gab es seit 32 Spielen (zuletzt 1994, damals noch auf dem Bökelberg) kein torloses Remis mehr, im Schnitt fielen in insgesamt 82 Borussen-Duellen 3,3 Tore pro Partie. Gleichzeitig treffen die beiden stärksten Offensivreihen (BVB 21 Tore/VfL 17 Tore) der laufenden Saison aufeinander. Die Westfalen erwartet am Niederrhein also die nächste schwere Aufgabe, die gelöst werden will, um die Tabellenführung in der Bundesliga zu festigen.
Jürgen Klopp wird es dann wohl wieder etwas einfacher haben. "Ich brauche das nicht so häufig, die Mannschaft soll sich bloß nicht daran gewöhnen", kommentierte er seine unfreiwillige Abwesenheit von der Seitenlinie mit einem Augenzwinkern, "man sieht von der Tribüne zwar besser, aber ansonsten ist es nicht so angenehm."
Am Samstag wird Klopp die bessere Sicht also gerne wieder gegen seinen Platz am Spielfeldrand tauschen, und auch den anwesenden Zuschauern im seit Wochen ausverkauften Stadion im Borussia-Park wird sich wieder das gewohnte Bild bieten.
Dennis-Julian Gottschlich