Borussia Dortmund hat es geschafft! Der Vorjahresfinalist steht als Gruppensieger im Achtelfinale der UEFA Champions League! In einer an Spannung und Dramatik kaum zu überbietenden Partie gewann der BVB bei Olympique Marseille mit 2:1 (1:1). Das Siegtor erzielte Großkreutz erst in der 87. Minute.

Spielpaarung Olympique Marseille - Borussia Dortmund

Aus Marseille berichtet Boris Rupert

40.000 Zuschauer in der Baustelle „Stade Vélodrome“ sahen nach einem herrlichen, sonnigen Wintertag an der Côte d’Azur bei allerdings am Abend empfindlich kühlen Temperaturen ein heißes Spiel, in dem es nach knapp einer Viertelstunde bereits 1:1 stand durch Tore von Lewandowski sowie Diawara und Payet in der 34. Minute die Ampelkarte sah. In der zweiten Halbzeit war ein Spiel auf ein Tor, doch Borussia ließ beste Chancen aus, Reus traf den Pfosten. Doch dann kam Großkreutz und nagelte die Kugel aus 17 Metern ins schwarzgelbe Glück…

Ausgangslage: 
Marseille hatte wettbewerbsübergreifend neun der zurückliegenden 13 Spiele verloren und belegte vor dem letzten Spieltag in der Gruppe F der UEFA Champions League mit null Punkten abgeschlagen den letzten Platz. Für die Franzosen ging es um die Ehre, für Borussia um Platz eins, zwei oder drei in der Gruppe. Um sicher weiterzukommen, musste der BVB gewinnen – und damit den historisch erst zweiten Auswärtssieg überhaupt in Frankreich erzielen.

Personalien:
Sahin konnte trotz Außenbandanrisses im Sprunggelenk spielen und bildete gemeinsam mit Kehl die Doppelsechs. Der Kapitän kam für den verletzten Bender – neben Gündogan, Hummels, Subotic und Schmelzer sowie dem nicht spielberechtigten Friedrich einer von sechs Ausfällen! – in die Mannschaft. Der 18 Jahre junge Marian Sarr feierte in der Innenverteidigung sein Debüt bei den Profis.

Taktik: 
Beide Mannschaften begegneten sich in einer 4-2-3-1-Grundordnung, wobei Marseilles Akteure in der offensiven Mittelfeldreihe immer wieder die Rollen tauschten. Die Franzosen versuchten es häufig, mit Diagonalbällen gefährlich nach vorne zu kommen. Die Borussen wiederum gelangten über die Außen mehrfach hinter die letzte Linie, brachen vor allem über rechts mit Großkreutz und Blaszczykowski mehrfach gefährlich durch.

Sebastian Kehl im Kopfballduell mit Marseilles Mendy

Spielverlauf & Analyse:
Borussia erwischte einen Traumstart: Nach Durms Pass schüttelte Lewandowski Mendes ab und lupfte den Ball an Keeper Mandanda vorbei ins Netz. Nach exakt 206 gespielten Sekunden führte Borussia in einem von beiden Mannschaften verbissen geführten Duell mit vielen Zweikämpfen.

Lewandowskis 15. Champions-League-Tor für den BVB in der vierten Minute hätte eigentlich die Basis bilden können für ein kontrolliertes Spiel der Schwarzgelben. Doch zehn Minuten später kam Marseille nach einer Standardsituation zum Ausgleich. Payet schlug einen Freistoß scharf vors Tor. Khalifa kam vor dem herausstürzenden Weidenfeller an den Ball und köpfte ihn an die Unterkante der Latte. Den Abpraller köpfte Diawara dann aus kürzester Distanz zum 1:1 ins verwaiste Tor (14.).

Es ging hin und her. Beide Teams überbrückten schnell das Mittelfeld und suchten den Weg nach vorn, allerdings mit vielen Abspielfehlern auf beiden Seiten, vor allem im letzten Drittel.

Schon nach gut einer halben Stunde war Marseille in Unterzahl: Zunächst nach Foul an Blaszczykowski (32.), dann mit dem Versuch, im Zweikampf mit Sahin einen Elfmeter zu schinden (34.), sah Payet innerhalb von zwei Minuten zwei Mal Gelb – und damit Gelb-Rot.

Robert Lewandowski setzt sich gegen Benjamin Mendy durch.

Damit veränderte sich das Spiel völlig. Marseille wagte sich nur noch vereinzelt aus der Defensive. Doch allein Reus nach Lewandowski-Zuspiel (noch vor dem Platzverweis, 31.) und  Kehl, dessen Schuss aus zehn Metern noch abgeblockt werden konnte (42.), sorgten für Gefahr.

Durchgang zwei begann mit Riesenchancen für den BVB. Zunächst brach Mkhitaryan rechts durch, doch sein Zuspiel landete im Rücken des mitgelaufenen und frei vor dem Tor auftauchenden Lewandowski (46.). Wenig später bot sich Blaszczykowski im Strafraum eine Nachschusschance. Doch statt sofort abzuziehen, wollte der Pole noch einen Gegenspieler aussteigen lassen, doch dieser spitzelte ihm den Ball vom Fuß.

Es brannte lichterloh im Strafraum von Olympique, und es ging nur in eine Richtung. Nach einer Stunde schraubte der BVB das Ballbesitzverhältnis auf 67 Prozent. Doch auf der Anzeigetafel stand weiterhin auf beiden Seiten eine „1“. Denn Mandanda erwischte Blaszczykowskis Kopfball nach sehenswerter Lewandowski-Vorarbeit mit der Hacke und anschließender Großkreutz-Flanke wohl vor der Linie (57.) und war in derselben Minute mit dem Glück im Bunde, als Reus die Kugel nach Lewandowski-Pass an den Pfosten donnerte.

Es war zum Haareraufen! In der 67. Minute sprintete Lewandowski in einen missratenen Diawara-Rückpass, umkurvte Mandanda – und traf das Außennetz! Zwei Minuten später setzte Reus in Bedrängnis eine Hereingabe des eingewechselten Hofmann aus sechs Metern über das Tor.

20 Minuten noch; die Uhr tickte erbarmungslos herunter. Und Neapel ging gegen Arsenal in Führung. Das 1:1 reichte jetzt nicht mehr zum Weiterkommen. Klopp reagierte, brachte Piszczek und Schieber für Kehl und Reus (78.).

Dortmund rannte an, fand aber kaum noch Lücken. Die Nervosität wurde zum unsichtbaren Mitspieler. Und Marseille verteidigte mit Mann und Maus.

Doch dann die 87. Minute: Mkhitaryan tankte sich am linken Flügel durch. Schieber behielt den Durchblick, legte zurück auf Großkreutz, der aus 17 Metern flach ins linke Eck zum 2:1 traf! Hofmann verpasste in der 90. Minute nach Mkhitaryan-Zuspiel die Entscheidung. Und so musste der BVB noch vier Minuten bangen, bis die Nachspielzeit überstanden war.

Alle Videos zum Spiel finden Sie bei BVB total!

Ausblick: 
Am Samstag (Anstoß 15.30 Uhr) tritt der BVB in der Bundesliga bei der TSG Hoffenheim an. Am kommenden Montag werden die Paarungen für die K.O.-Runde im Europapokal gelost.

Teams & Tore