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2:0 gegen Real Madrid: Stehende Ovationen, aber kein Happy End

UEFA Champions League

Borussia Dortmunds 100. Sieg im Europapokal bot keinen Anlass zum Feiern. Trotz einer fabelhaften Vorstellung und eines 2:0 (2:0)-Erfolges über Real Madrid schied der Champions-League-Finalist des Vorjahres im Viertelfinale aus dem Wettbewerb aus. Dabei gab es Chancen zuhauf, die 0:3-Hypothek aus dem Hinspiel abzutragen.

Es berichtet Boris Rupert

65.829 Zuschauer verwandelten den restlos ausverkauften Signal Iduna Park beim Anpfiff des slowenischen Schiedsrichters Skomina in einen Hexenkessel. Die Atmosphäre trieb die ersatzgeschwächte Mannschaft zu einer der besten Leistungen überhaupt. Nach gut einer halben Stunde führte sie durch einen Doppelschlag von Reus (24./37.) mit 2:0 und war durch Hummels (32.) und Mkhitaryan (19.) zu zwei weiteren Großchancen gekommen. In der zweiten Halbzeit hatte Mkhitaryan zwei Mal das 3:0 auf dem Fuß, doch er scheiterte zunächst am Pfosten (65.), dann am Torwart (68.), ebenso wie Großkreutz (70.).

Ausgangslage: 
In fünf der vorangegangenen sieben K.O.-Duelle gegen spanische Teams hatte sich Borussia Dortmund durchsetzen können, doch nach der 0:3-Niederlage im Hinspiel benötigte der BVB einen Sieg mit vier Toren Differenz, um ins Halbfinale einzuziehen. Ein 3:0 hätte eine Verlängerung und ein Elfmeterschießen zur Folge gehabt. Real hatte nur vier der letzten 22 Auswärtsspiele im Europapokal verloren, davon jedoch drei in Deutschland.

Personalien: 
Neben Kehl (Gelbsperre), Bender (Schambeinentzündung), Schmelzer (Faserriss im Adduktorenbereich), Blaszczykowski (Kreuzbandriss), Subotic (Kreuz- und Innenbandriss) und Gündogan (Aufbautraining) stand auch Sahin wegen Rückenbeschwerden nicht für einen Einsatz von Beginn an zur Verfügung. Er konnte jedoch auf der Bank Platz nehmen. Weidenfeller (Unterarmprellung) kehrte ins Tor zurück und löste Langerak ab, der ebenso wie Sokratis und Aubameyang auf die Bank rotierte. Stattdessen rückten Friedrich, Durm, Jojic und Kirch in die Startelf. Bei Real saßen gegenüber dem Hinspiel Cristiano Ronaldo und Isco bei Spielbeginn auf der Bank. Illarramendi und di Maria liefen auf.

Taktik: 
Borussia Dortmund begegnete dem 4-3-3-System der Spanier aus einer 4-1-4-1-Grundordnung, wobei Reus und Großkreutz im linken sowie Jojic und Mkhitaryan im rechten Mittelfeld ein Pärchen bildeten. Kirch agierte als  alleiniger Sechser vor der Viererkette. Real-Schreck Lewandowski zog bis zu drei Gegenspieler auf sich. Borussia verteidigte hoch und setzte immer wieder zum Gegenpressing an.

Spielverlauf & Analyse:
Es war von Beginn an ein intensives und mit viel Leidenschaft geführtes Spiel, in dem die Schwarzgelben Lauf- und Einsatzbereitschaft am Limit in die Waagschale warfen, allerdings nicht zu sehr ins Risiko gingen. Real verstand es mit seinen hochveranlagten Spielern jedoch in den ersten 20 Minuten, das Tempo zu verschleppen, Passwege zuzustellen, sich selbst mit sicheren Ballstafetten aus der Bedrängnis zu befreien und das Geschehen ins Mittelfeld zu verlagern.

Den ersten Torschuss der Partie gab es in der 17. Minute – vom Strafstoßpunkt! Fabiaó Coentrao hatte mit einer Flanke den hinter dem Rücken verschränkten Arm von Piszczek getroffen. Keine Vergrößerung der Körperfläche, keine Aktion der Hand oder des Arms zum Ball. Und dennoch zeigte Skomina auf den Punkt. Selten hat man eine gröbere Fehlentscheidung gesehen. Sie blieb zum Glück ohne Folgen: Weidenfeller sprang ins linke Eck und parierte den Schuss von di Maria!

Im Gegenzug erkämpfte sich Lewandowski an der Grundlinie den Ball, Reus ließ im Anschluss Pepe ins Leere rutschen, doch Mkhitaryan zielte aus sieben Metern zu genau (19.). Es fehlten die berühmten Zentimeter zur Führung, die Reus aber kurz darauf besorgte. Nach Friedrichs langem Ball aus der Abwehr geriet Pepes Kopfballrückgabe zur Vorlage. Reus schien darauf zu spekulieren und kam so an der Sechzehnmeterlinie vor Casillas an den Ball, legte ihn am Keeper vorbei und schob ihn zum 1:0 in die Maschen (24.).

Und noch so etwas aus dem Kuriositätenkabinett: Sergio Ramos schlug Lewandowski im Strafraum den Ellenbogen ins Gesicht. Skomina zeigte dem Spanier dafür Gelb. Aber Elfmeter gab es nicht (28.). Offenbar soll Lewandowski zunächst Ramos gehalten haben. Freistoß für Madrid.

Der BVB hatte das Spiel nach 30 Minuten komplett im Griff und spielte Real in dieser Phase an die Wand. Casillas verhinderte mit einer starken Parade gegen Hummels nach Reus‘ Freistoßflanke das zweite Gegentor (32.).

Borussia kämpfte um jeden Ball, um jeden Zentimeter, um jeden Grashalm. Und das Stadion stand im Wortsinn hinter der Mannschaft. 66.000 zumeist stehende Zuschauer trieben die Mannschaft nach vorn und feierten jeden gewonnenen Zweikampf wie ein Tor.

Doppelschlag durch Reus und stehende Ovationen zur Pause
Den zweiten Treffer gab es in der 37. Minute zu bejubeln. Reus trieb den Ball in zentraler Position nach vorn, passte im perfekten Moment zu Lewandowski, dessen Schlenzer Casillas mit den Fingerspitzen an den Pfosten lenkte. Den Abpraller knallte Reus zum 2:0 ins Netz!

Jetzt gab es kein Halten mehr. Nicht auf den Rängen, nicht auf dem Rasen. 7:1 Torschüsse nach 45 Minuten. Und der eine Torschuss für Madrid war der unberechtigte Handelfmeter gewesen… Mit stehenden Ovationen verabschiedeten die Zuschauer ihr Team in die Halbzeitpause.

Madrid kam sortierter zurück aus der Kabine und durch Bale zur ersten Chance im zweiten Durchgang, die Weidenfeller jedoch entschärfte (49.). Für Unverständnis und gellende Pfiffe sorgte weiterhin Schiedsrichter Skomina, der das taktische Foul des bereits verwarnten Xabi Alonso an Mkhitaryan nicht mit Gelb-Rot ahndete (50.). So durfte Real mit elf Mann weitermachen und kam bei Benzemas Alleingang zu einer Riesenchance, doch Hummels nahm ihm noch den Ball vom Fuß, nachdem er schon an Weidenfeller vorbei war (60.).

Nach einer Stunde war das Spiel wieder offen. Real agierte, Borussia reagierte in dieser Phase – und kam doch zu einer weiteren Großchance: Reus steckte durch zu Mkhitaryan, der Casillas umspielte, aber nur den Pfosten traf (65.)! Drei Minuten später kam der Armenier aus zehn Metern zum Abschluss, doch Casillas reagierte hier ebenso mit einer Weltklasseparade wie bei Großkreutz‘ Schuss in der 70. Minute. Das hätte drei Mal das dritte Tor sein können! Und es wäre so verdient gewesen für eine phantastische Borussia!

Während Madrid in Person von Casemiro die Defensive stärkte, kam beim BVB mit Aubameyang für Piszczek ein Stürmer (82.). Borussia stellte hinten um auf eine Dreierkette. Und Real spielte jetzt gnadenlos auf Zeit. Nach zwei Minuten Nachspielzeit war Schluss. Borussia hatte gewonnen – und dennoch verloren.

Alle Videos zum Spiel finden Sie bei BVB total!

Ausblick: 
Für den BVB gehen die „englischen Wochen“ mit dem Ligaspiel am Samstag in München (18.30 Uhr) und am Dienstag im Pokal-Halbfinale gegen Wolfsburg (20.30 Uhr) weiter.

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09.04.2014 08:26
Ulf Kullmann