Fußball-Fans, die extrem an Statistiken glauben, werden nach der 0:2-Heimniederlage des BVB zum Auftakt der Bundesliga-Saison gegen Bayer Leverkusen vielleicht noch heute den nächsten Buchmacher aufsuchen, um ihr mühsam Erspartes zu verwetten.

Denn mit Blick auf die Zahlen und Daten könnte sich Bundesliga-Geschichte wiederholen und der Fehlstart ein gutes Omen sein: Immer wenn Borussia Dortmund zu Hause am ersten Spieltag mit 0:2 gegen die Werkself verlor, zudem Bayern München am Vortag gegen den VfL Wolfsburg mit 2:1 gewann, wurde Schwarzgelb – wie 2010/11 – am Saisonende Deutscher Meister...

So viel Optimismus und Statistik-Glaube war in den ersten Stunden nach der 0:2-Niederlage bei den BVB-Profis – verständlicherweise – nicht zu finden. Der Rückblick fiel deutlich nüchterner aus, vor allem wegen der unerklärlichen und schläfrigen Anfangsphase.

1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 – nach neun Sekunden waren die Gäste im ausverkauften Signal Iduna Park durch Karim Bellarabi bereits in Führung gegangen. Nie zuvor in der Bundesliga-Historie fiel ein Tor so früh in einem Spiel. Statt vor heimischer Kulisse mutig nach vorne zu spielen, war der BVB nach Bayers Blitzstart geschockt. „Das war ein absoluter Fehlstart“, erklärte Eric Durm.

„Für die erste Minute habe ich keine Erklärung. Da fehlten uns in drei oder vier Szenen zwei Schritte. Wir waren einfach nicht präsent“, analysierte Trainer Jürgen Klopp. Das Rekord-Tor von Karim Bellarabi nahm Dortmunds Coach im Interview dabei selbstkritisch auch auf seine Kappe: „Der Beginn war offensichtlich so schlecht, das können die Jungs nicht alleine verbockt haben.“

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Matthias Ginter hatte kurz vor Schluss das 1:1 auf dem Kopf.

Vor allem das frühe Gegenpressing, das hohe Anlaufen, wenn die Borussia in Ballbesitz gewesen ist, hatte zu Beginn für reichlich Verwirrung gesorgt. Teilweise standen bei Ballbesitz des BVB acht Bayer-Spieler in der gegnerischen Hälfte. Dabei war diese taktische Marschroute der Werkself eigentlich bekannt. „Dass Leverkusen so drauf geht, war klar. Das war nicht das Problem“, sagte Klopp. Er kritisierte eher, dass seine Elf „das Spiel zu selten verlagert“ habe. „Dass Bayer uns früh attackieren würde, haben wir im Training angesprochen“, bestätigte Eric Durm. „Wir hatten eigentlich auch Lösungen dafür, aber wir konnten sie nicht anwenden“, sagte Torhüter Mitchell Langerak, der in seiner elften Bundesliga-Partie die erste Niederlage kassierte.

Hinzu kam eine in der ersten Halbzeit schwache Zweikampfbilanz von lediglich 44 Prozent (später 48 Prozent). Besser wurde der Auftritt der Borussia erst in der zweiten Hälfte. „Da haben wir das Heft in die Hand genommen. Wir waren körperlich präsenter, in allen Bereichen besser“, sagte Jürgen Klopp.

Ginter scheitert per Kopf an Leno
„Mit ein bisschen Glück hätten wir da ein Tor erzielen können, aber wir waren nicht konsequent genug“, meinte der in der 75. Minute für Marco Reus eingewechselte Jonas Hofmann. Der BVB kreierte zwar nicht die ganz großen Chancen, hatte sich jedoch zurück in die Partie gekämpft. Klopp: „In jeder Situation, in der wir ein bisschen Fußball gespielt haben, wurden wir gefährlich.“ Matthias Ginter hatte sechs Minuten vor dem Ende die größte Chance zum 1:1, scheiterte aber mit seinem Kopfball-Aufsetzer an Bernd Leno im Bayer-Tor.

„Wir waren ein paar Mal so nah am Torerfolg, aber der Ball wollte nicht ins Tor“, sagte Mitchell Langerak. Und weil auch Aubameyang nicht traf (90.+4), nutzte Kießling sogar noch einen Fehler von Eric Durm („Ich habe den Ball vertändelt, das war mein Ding“) zum 2:0. Am Ende blieb für den BVB daher eine Erkenntnis, die Mitchell Langerak ganz simpel umschrieb: „Heute war nicht unser Tag.“ (fu)