Trotz angespannter Personalsituation will Borussia Dortmund am fünften Spieltag die Punkte sieben bis neun einfahren und den Kontakt zur Spitzengruppe wieder herstellen. Dabei dürfen die Schwarzgelben auf eine imposante Siegesserie unter Flutlicht setzen.

Jürgen Klopp könnte hadern und klagen in diesen Tagen. Henrikh Mkhitaryans Ausfall sorgt dafür, dass in Jakub Blaszczykowski, Marco Reus, Nuri Sahin und Ilkay Gündogan nun ein kompletter, fünfköpfiger Mittelfeldblock verletzungsbedingt nicht zur Verfügung steht, der absolute europäische Spitzenklasse verkörpert. Zudem führt Mkhitaryans Fehlen dazu, dass Pierre-Emerick Aubameyang in den kommenden vier Wochen nicht als zweite Spitze zur Verfügung steht; eine Rolle, die dem Gabuner wie auf den Leib geschneidert zu sein scheint.

Jürgen Klopp könnte daher in Aktionismus verfallen und Mats Hummels, der heute erstmals in dieser Saison wieder zum Kader zählen dürfte, in die Startelf stellen, um die Probleme im Mittelfeld durch die Hereinnahme eines spielstarken Aufbauspielers ein wenig zu mindern. Und er könnte auch bei Ilkay Gündogan an der Temposchraube drehen und einen der wichtigsten Akteure auf dem Weg ins Champions-League-Finale 2013 nach 14 Monaten Pause heute erstmals wieder auf die Bank setzen. Die Trainingseindrücke würden dies nicht komplett verbieten. Doch der Trainer widersteht diesem Drang. Beide Spieler erhalten noch Zeit.

„Trotz personeller Not werden wir keine Hektik aufkommen lassen“

Mats Hummels, seit dem WM-Finale Mitte Juli ohne Einsatz, soll am Donnerstag, statt wie nach einem Spieleinsatz üblich zu regenerieren, im Training intensiv belastet werden („Er muss noch Zusatzschichten fahren“), und über Gündogan sagte der Coach am Dienstag: „Der Tag, an dem Ilkay Gündogan wieder spielen wird, wird ein großartiger Tag für alle sein. Aber 14 Monate Ausfallzeit sind 14 Monate. Trotz personeller Not werden wir keine Hektik aufkommen lassen.“

Klopp bleibt Klopp – und er bleibt ungeachtet der überraschenden wie unnötigen Niederlage in Mainz gelassen. Die Tatsache, dass in Stuttgart momentan alles und bis auf den Trainer jeder hinterfragt wird, entgegnet er vor dem vierten Spiel binnen elf Tagen mit der Feststellung: „Ich habe gar keine Ressourcen, mir wahnsinnig viele Gedanken um den VfB zu machen und mir die Frage zu stellen, in welcher Systematik sie nun auflaufen. Dass Stuttgart hochmotiviert antritt und versuchen wird, die eigenen Probleme zu regeln, versteht sich von selbst.“

Der BVB-Coach stellt seine Mannschaft so ein, dass diese dem VfB ihr Spiel aufzwingen soll. Und nicht umgekehrt. „Sie soll sich durch Druck Respekt verschaffen beim Gegner, damit dort kein Selbstvertrauen aufkommen kann.“ Und am Ende – nach intensiven 90 Minuten – soll ein Sieg auf der Anzeigetafel stehen. „Das wird Arbeit ohne Wenn und Aber. Wir haben ein Heimspiel, und unsere Fans sind sensibilisiert für diese Situation“, sagt Jürgen Klopp.

„Wir haben ein Heimspiel, und unsere Fans sind sensibilisiert“

Vorsichtig formuliert VfB-Trainer Armin Veh, der kurzfristig auf Maxim verzichten muss und um Ibisevic bangt, die Ausgangslage: „Für uns ist das Spiel in Dortmund eigentlich eine Partie, bei wir nur gewinnen können. Das wäre ein Wahnsinns-Break, wenn wir dort etwas holen würden. Das wäre für uns eine richtig geile Kiste.“

Aber auch ein Ergebnis gegen den Trend. Zwar haben sich die Schwaben schon häufiger als unangenehmer Gegner für den BVB präsentiert, doch unter Flutlicht laufen die Schwarzgelben – siehe Arsenal – meist zu großer Form auf. Kein Klub ist in der Bundesliga bei einem Abendspiel länger ungeschlagen als der BVB.
Boris Rupert