Eine so einseitige Partie im Signal Iduna Park gab es schon lange nicht mehr. Der 1:0-Erfolg des BVB gegen überforderte Gladbacher war hochverdient. Für Borussia Dortmund war es jedoch nur ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Trainer Jürgen Klopp warnte bereits: „Wir haben die Krise noch nicht komplett überstanden.“

Das war richtig gut

„So selbstbewusst Fußball zu spielen, davor ziehe ich den Hut“, sagte Jürgen Klopp nach der Partie. Seine Elf präsentierte sich von Anpfiff weg in bestechender Form oder besser: in Champions-League-Form.

„Die Borussia hat verdient gewonnen, sie war viel besser als wir“, brachte es Trainer Lucien Favre auf den Punkt. In der Offensive erspielte sich der BVB Chancen in Hülle  und Fülle, auch weil die Balleroberung im Mittelfeld (vor allem durch Bender und Kehl) nahezu perfekt funktionierte. „Wir haben so tolle Chancen herausgespielt, solch einen Druck auf den Gegner ausgeübt. Das war der Schlüssel zum Sieg“, analysierte Erik Durm.

Defensiv kamen die „Fohlen“ darüber hinaus überhaupt nicht zum Zuge. Die Borussia ließ in 90 Minuten nur einen Torschuss zu, seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1991 wurden nie weniger Torschüsse gegen den BVB gezählt. Gladbachs Eigentor-Schütze (58.) Christoph Kramer: „Man hatte zu keiner Zeit des Spiels das Gefühl, das wir gefährlich werden können. Der BVB ist eine brutal starke Mannschaft.“

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Das geht noch besser

Die Chancenverwertung war – vorsichtig ausgedrückt – noch nicht optimal. Von insgesamt 22 Schüssen landete kein einziger im gegnerischen Tor. Reus (2., 9., 59.), Piszczek (29.), Mikhitaryan (37.), und Aubameyang (45., 90.) ließen beste Gelegenheiten ungenutzt, scheiterten aber auch zwei Mal am Aluminium.

Es bedurfte schon der Hilfe des Gladbachers Christoph Kramer, der mit seinem absolut sehenswerten Eigentor aus gut 40 Metern den BVB erlöste. Klopp: „Hätte Gladbach kein Tor gemacht, befürchte ich, hätten wir auch keines erzielt.“

Statistisch gesehen schießt Schwarzgelb bei 71 Torchancen und überdurchschnittlich vielen Torschüssen (17,45) nur unterdurchschnittliche 1,09 Tore pro Partie. Die Torquote liegt damit bei 17 Prozent, während der Gegner bei einer Quote von 41 Prozent aus 42 Torchancen stolze 17 Tore erzielte.

Die Matchwinner

Die gesamte BVB-Familie. Die Mannschaft, die ein „sensationelles Spiel“ (Erik Durm) gemacht hat. Das Trainerteam, das den BVB durch diverse Maßnahmen langsam, aber sicher aus der Ergebnis-Krise führt. Die Offiziellen, die auch in schwierigsten Zeiten Ruhe bewahrt haben. Die Fans, die mit ihrer Unterstützung Jürgen Klopp am Sonntag beinahe die Sprache verschlagen hätten: „Wir wurden getragen vom außergewöhnlichsten Publikum, das es gibt.“

Die Tabellensituation

Als 17. ist der BVB in den elften Spieltag gegangen. Nach dem 2:0-Erfolg der Bremer gegen den VfB Stuttgart war er 21 Stunden sogar auf den letzten Platz zurückgefallen. Durch den ersten Dreier seit dem 13. September 2014 verbesserte sich die Borussia auf Rang 15. „Das war ein Sieg für viele Dinge. Auch für die Tabelle“, sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Und: „Ich habe zuletzt immer wieder gesagt, dass ich bei uns durchaus einen Aufwärtstrend sehe, auch wenn der sich in der Tabelle nicht niedergeschlagen hat. Das war jetzt eine Fortsetzung von dem, was wir in den letzten Wochen zum Teil gesehen haben – aber es war auch nur ein erster Schritt.“ Klopp: „Wir haben endlich eine zweistellige Punktzahl. Verrückt. Aber wir haben die Krise noch nicht komplett überstanden.“

So geht es weiter

Nach der Länderspielpause reist der BVB zum Aufsteiger SC Paderborn. Klopp: „Das ist eine schwierige Aufgabe. Fünf, sechs Jungs von unseren Amateuren, die bei mir auch schon im Kader waren, spielen jetzt dort. Für Paderborn ist es das Spiel des Jahres.“ Shinji Kagawa fordert: „Wir müssen jetzt Stabilität reinbekommen, unseren Fußball spielen und weiter dranbleiben.“ (fu)