Borussia Dortmund hat nach sieben sieglosen Spielen in der Bundesliga endlich wieder einen Sieg eingefahren: Gegen den Tabellendritten aus Mönchengladbach gewann der BVB 1:0 (0:0) und kletterte in der Tabelle um zwei Plätze von Rang 17 auf 15.

80.667 Zuschauer sahen eine einseitige Partie, in der nur Borussia Dortmund spielte. Schon zur Pause hätte der BVB locker mit 3:0 führen können, vergab aber beste Gelegenheiten. Sommer bewahrte die Gäste mehrfach vor dem Rückstand. Reus scheiterte zudem zwei Mal am Aluminium. Der entscheidende Treffer gelang Christoph Kramer (58.) mit einem Eigentor aus 40 Metern. Der Gladbacher wollte zurück zu seinem Torwart passen, „chippte“ den Ball aber unbedrängt über ihn ins Netz.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Der vor Beginn des elften Spieltags 17. in der Tabelle traf auf den Dritten. Eine ähnliche Konstellation vor dem Borussen-Duell gab es zuletzt vor vier Jahren, im November 2010, wenngleich mit verkehrten Vorzeichen: Dortmund war Erster, Gladbach Letzter. Zwischen den Borussias gab es in der Bundesliga bisher je 28 Siege und 28 Remis, von den vergangenen drei Partien verlor der BVB zwei (1:2/H, 0:2/A) und holte nur ein Unentschieden (1:1/A). Während Schwarzgelb in der Bundesliga sieben Mal sieglos und zu Hause zuletzt zwei Mal torlos geblieben war, kamen die Gäste vom Niederrhein mit der Empfehlung von 18 Pflichtspielen ohne Niederlage in den Signal Iduna Park. Chancenlos sah BVB-Trainer Jürgen Klopp seine Elf aber nicht: „Gladbach hat einen klaren Plan, den ziehen sie durch. Wenn man ihn kennt, kann man sich darauf einstellen. Wir mögen es, wenn Gegner einen Plan haben und auch noch Fußball spielen wollen.“

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Marco Reus war von Gladbachs Julian Korb kaum zu stoppen.

Personalien:
Der BVB trat mit exakt jener Elf an, die am Dienstagabend in der UEFA Champions League mit 4:1 gegen Galatasaray Istanbul gewonnen hatte. Roman Weidenfeller und Marco Reus hatten sich nach überstandenem Infekt rechtzeitig fit gemeldet. Nicht dabei waren Hummels (Bänderdehnung) und Blaszczykowski (Trainingsrückstand). Die Gäste änderten nach dem 2:0-Arbeitssieg in der Europa League auf Zypern die Startformation auf fünf Positionen: Johnson, Wendt, Hazard, Traoré und Hrgota mussten für Herrmann, Hahn, Korb, Alvaro Dominguez und Kruse weichen.

Taktik:
Borussia Dortmund begegnete dem 4-4-2 der Gladbacher, wenn diese in Ballbesitz waren, aus einer 4-3-3-Grundordnung. Reus (links), Kagawa (zentral) und Aubameyang (rechts) störten sehr hoch. Dahinter bildeten Kehl, Bender und Mkhitaryan eine weitere Dreierreihe. Im Spielaufbau schaltete der BVB auf das gewohnte 4-2-3-1 um. Dann orientierte sich Mkhitaryan zu Kagawa und Reus auf eine Linie, Aubameyang war dann alleinige Spitze.

Spielverlauf und Analyse:
Wieso stand es im Duell der Borussia gegen Mönchengladbach zur Halbzeit eigentlich noch 0:0? 80.667 Zuschauer im ausverkauften Signal Iduna Park und Hunderttausende an den Fernsehschirmen stellten sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nach 45 Minuten genau diese Frage. Dass die Gäste vom Niederrhein noch ohne Gegentor geblieben waren, war nicht zu erklären, sie waren mit dem 0:0 in jedem Fall bestens bedient. Denn der BVB war gegen die „Fohlen“ drückend überlegen, trat im Stile eines Spitzenteams auf und präsentierte sich von Beginn an in Champions-League-Form.

Reus scheitert am Pfosten

Die Bilanz zur Pause: 5:0 Chancen, 5:0 Ecken, 15:0 (!) Torschüsse, 51 Prozent Ballbesitz und 66 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Was fehlte, waren die Tore. Dabei hätte es gut und gerne 3:0 stehen können, vielleicht sogar müssen. Marco Reus setzte bereits in der zweiten Minute das erste Ausrufezeichen, als er Julian Korb „abkochte“, aus spitzem Winkel aber einen Meter am rechten Tor vorbeischoss. Wenig später scheiterte der 25-Jährige mit einer Direktabnahme an Gladbachs Keeper Sommer und am rechten Pfosten (9.), Mkhitaryan hatte über die rechte Seite die Vorarbeit geleistet.

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BVB-Trainer Jürgen Klopp an der Seitenlinie.

In der 18. Minute zappelte der Ball sogar im Tornetz, Aubameyang stand jedoch nach einem Pass von Piszczek hauchdünn im Abseits. Und Gladbach? Die „Fohlen“ waren nur ein Spielball der Borussia, es gab schlichtweg keine vernünftigen Angriffe der Gäste.

Ganz im Gegensatz zum BVB, der perfekten Konterfußball bot: Piszczek, der sich toll von Herrmann gelöst hatte, schloss jedoch direkt ab, anstatt den Pass von Aubameyang im 16er erst einmal anzunehmen und dann zu schießen (29.). Mkhitaryan (37.) zielte - nach einem Patzer von Kramer - mit dem Außenrist drüber. Genau in den Winkel hätte Aubameyang (45.) getroffen, wenn Keeper Sommer nicht mit der rechten Hand zur Ecke geklärt hätte. Ein Tor gab es für Schwarzgelb noch nicht, dafür aber stehende Ovationen von den Rängen.

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Gäste-Coach Lucien Favre, der zum 200. Mal in der Bundesliga als Trainer an der Seitenlinie stand, wechselte zur zweiten Hälfte Oscar Wendt für Nordtveit ein. Der Schwede war fortan rechter Verteidiger, Dominguez rückte in die Mitte, und Jantschke spielte im defensiven Mittelfeld. Der Borussia war dieser personelle Wechsel vollkommen egal, sie knüpfte nahtlos an die ersten Hälfte an, versuchte es zunächst aber zu oft durch die Mitte, genau dort, wo Gladbach die Räume extrem eng machte.

Die hochverdiente Führung fiel trotzdem, allerdings nicht durch einen Dortmunder, sondern durch ein Eigentor von Christoph Kramer. Der Weltmeister wollte nach einem Zuspiel von Jantschke den Ball zurück auf Keeper Sommer „chippen“, spielte jedoch aus 40 Metern über den Schweizer hinweg ins Tor - 1:0 (58.). Nur 60 Sekunden später hätte bereits das 2:0 folgen können, Reus knallte das Leder aber aus 16 Metern ans rechte Lattenkreuz.

Fünfte Gelbe Karte für Sokratis

Nach einer guten Stunde kamen auch die Gladbacher erst- und letztmals vors Tor, das Schüsschen von Herrmann verfehlte jedoch den Kasten vom beschäftigungslosen Weidenfeller (64.). Favre brachte Hazard für Raffael (65.) und wollte neue Impulse setzen. Der BVB ließ sich die Butter aber nicht mehr vom Brot nehmen. Angefeuert von den eigenen Fans verpasste es die Borussia zwar nachzulegen, das 1:0 brachte sie aber trotzdem souverän über die Zeit und feierte erstmals seit dem 13. September 2014 wieder einen Sieg. Ärgerlich: Sokratis sah nach einem Foul an Hahn (82.) die fünfte Gelbe Karte und wird dem BVB in Paderborn fehlen.

Ausblick:
Die Bundesliga verabschiedet sich in die Länderspiel-Pause: Am 14.11. trifft die DFB-Elf in Nürnberg auf Gibraltar, am 18.11. in Vigo auf Weltmeister Spanien. Der BVB muss die nächsten drei Pflichtspiele auswärts antreten, die Gegner heißen in der Bundesliga SC Paderborn (22.11.) und Eintracht Frankfurt (30.11.), in der UEFA Champions League FC Arsenal (26.11.). Das nächste Heimspiel im Signal Iduna Park findet am 5. Dezember gegen die TSG Hoffenheim statt.

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