Gruppensieger in der UEFA Champions League, aber in der Bundesliga weiter tief im Abstiegskampf: Für Borussia Dortmund geht es nach dem 0:1 in Berlin nur noch darum, in den verbleibenden zwei Partien irgendwie zu punkten. Der vor allem in der ersten Halbzeit schwache Auftritt bei der Hertha verbietet jegliche Träumerei von einem Mittelfeldplatz.

„Wir sind seit Wochen im Abstiegskampf“, erkannte Sven Bender. Und im Abstiegskampf wird der BVB auch definitiv in den nächsten Wochen und Monaten bleiben. Selbst im Optimalfall sind bis zur Winterpause gegen den VfL Wolfsburg (Tabellenzweiter) und Werder Bremen (17.) nur noch sechs Zähler möglich, Schwarzgelb hätte dann 20 Punkte – aber immer noch die Bilanz einer Mannschaft, die um den Klassenerhalt kämpft.

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Adrian Ramos wurde in der zweiten Halbzeit eingewechselt.

„Wir sind uns der Situation schon maximal bewusst“, erklärte Klopp nach der Niederlage im Olympiastadion, der schon neunten Bundesliga-Pleite der Saison. „Wir machen immer wieder den ersten Schritt wie mit den Siegen gegen Gladbach und Hoffenheim. Und dann versauen wir es wieder“, sagte Marcel Schmelzer. Sven Bender stieß ins gleiche Horn und meinte: „Wir holen uns im Heimspiel immer Selbstvertrauen zurück und machen es uns auswärts kaputt. Es ist zum wiederholten Male der Fall, dass wir die Situation noch verschlimmern. Das tut weh.“

Großartige Mannschaft mit großartigen Problemen

Weh tut auch, wenn die Trainer der gegnerischen Mannschaft nach (fast) jedem Spiel ein Loblied auf den BVB singen, obwohl es wieder nicht gewonnen werden konnte. Diesmal war es Hertha-Coach Jos Luhukay. „Jürgen hat eine fantastische Mannschaft und ist ein fantastischer Trainer“, sagte der Niederländer. Klopps Konter: „Wir hören Woche für Woche, dass wir eine großartige Mannschaft haben. Doch die großartige Mannschaft hat großartige Probleme.“

Im Olympiastadion waren es die Zweikämpfe, die die Borussia nicht konsequent annahm, die fehlende Zielstrebigkeit und das Tempo. „Wir waren in der ersten Halbzeit überhaupt nicht im Spiel, haben keinen guten Fußball gespielt“, erkannte Marcel Schmelzer. „Wir haben einfach nicht gut gespielt, das stimmt. Gegen Hoffenheim waren wir sofort im Spiel, da waren wir sofort aggressiv“, analysierte Lukasz Piszczek.

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Lukasz Piszczek: „Die Hertha hat sehr tief gestanden.“

Die Berliner nutzten dies gnadenlos aus. Piszczek: „Die Hertha hat sehr tief gestanden. Sie hat praktisch nur auf unsere Fehler gewartet, und dann versucht, die Konter zu setzen. Das ist ihr beim 1:0 gelungen.“ Julian Schieber erzielte in der 40. Minute das Tor des Tages, nachdem „Kuba“, kurz zuvor für den verletzten Henrikh Mkhitaryan eingewechselt, den Ball gegen zwei Berliner nicht behaupten konnte.

In der zweiten Hälfte wurde der BVB zwar besser, scheiterte aber meist an Hertha-Keeper Thomas Kraft. Gleich vier Großchancen machte er zunichte, zudem verpasste Ciro Immobile kurz vor dem Ende freistehend den Ausgleich. „Wir hatten unsere Chancen, haben sie aber nicht genutzt“, beklagte Lukasz Piszczek.

Die Borussia belegt statt des erhofften 13. Platzes jetzt wieder Rang 16. Hoffnung auf Besserung macht neben der Tatsache, dass am Mittwoch schon wieder ein (Heim)Spiel ist, vor allem die Reaktion der mitgereisten Fans. In Berlin leisteten sie nach dem Schlusspfiff Aufbauarbeit. Statt eines Pfeifkonzertes sangen sie „Unser ganzes Leben, unser ganzer Stolz“.

Sven Bender appelliert

Jürgen Klopp bezeichnete diese Reaktion als „außergwöhnlich“ und richtete dann den Fokus auf die letzten beiden Partien der Hinrunde: „Wir haben den Auftrag, in diesen beiden Spielen unsere Ausgangsposition für die Rückrunde dramatisch zu verbessern.“ Sven Bender wiederum appellierte zum allerletzten Mal: „Es ist eine brutal schwere Situation. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, stehen komplett schlecht da. Wir müssen uns zusammenreißen. Sonst geht das hier so weiter. Und das darf es nicht.“

Die nächste Chance zur Wiedergutmachung bietet sich am Mittwoch gegen den VfL Wolfsburg... (fu)