Borussia Dortmund hat in der Bundesliga einen weiteren Rückschlag hinnehmen müssen: Bei Hertha BSC verlor der BVB mit 0:1 (0:1) - und zu allem Überfluss auch Mkhitaryan, der sich nach einer guten halben Stunde ohne Fremdeinwirkung eine Oberschenkelverletzung zuzog.

Vor 75.254 Zuschauern im Olympiastadion wurde den Schwarzgelben vor allem der schwache Auftritt in der ersten Halbzeit zum Verhängnis. Offensiv ging es beim BVB in der zweiten Hälfte im 4-4-2-System etwas besser, doch Hertha-Keeper Kraft bewahrte sein Team mehrfach vor dem Ausgleich. Das Tor des Tages erzielte bezeichnenderweise auch noch der ehemalige Dortmunder Julian Schieber, der in der 40. Minute mit Hummels, Kehl und Langerak gleich drei Borussen narrte.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Der BVB holte in der Bundesliga zuletzt sieben Punkte aus vier Spielen. „Keine Mördersache“, sagt Jürgen Klopp, aber dennoch ein positiver Trend. Im Berliner Olympiastadion hieß es im Duell des Tabellen-15. gegen den 14. trotzdem Abstiegskampf. Klopp: „Wir haben diese Situation angenommen und empfinden die Chance, einen großen Schritt machen zu können.“ Mit Blick auf die Statistik ging die Borussia als Favorit in die Partie: Der BVB verlor nur eines der vergangenen acht Spiele bei der Hertha (fünf Siege, drei Remis). Die letzte Niederlage gab es am 2:3 am 22. September 2007.

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Sein Einsatz stand erst kurz vor dem Anpfiff fest: Sebastian Kehl.

Personalien:
Mit fast derselben Elf, die am vergangenen Freitag die TSG Hoffenheim mit 1:0 besiegt hatte, trat Borussia Dortmund bei Hertha BSC an. Einzige Änderung: Ciro Immobile, vor vier Tagen in der UEFA Champions League Torschütze beim 1:1 gegen Anderlecht, rückte für Adrian Ramos in die Startelf. Noch nicht mal im Kader war Kevin Großkreutz, dafür saßen Weidenfeller, Durm, Ginter, Blaszczykowski, Kagawa, Sahin und eben Ramos auf der Bank.

Taktik:
Die Hertha – in einer 4-2-3-1-Grundordnung angetreten – überließ der Borussia weite Teile des Spielfelds und verengte dieses mit neun Feldspielern in der eigenen Hälfte. Dabei wurde nicht im Raum gedeckt, sondern die Zuordnungen erfolgten eher „Mann gegen Mann“. Allein Schieber betrieb so etwas ähnliches wie ein alibimäßiges Pressing gegen den wie schon in der Partie gegen Hoffenheim in einem 4-1-4-1 agierenden BVB, der sich entsprechend schwer tat, Anspielstationen zu finden. Kehl spielte zentral vor der Abwehr, Bender und Gündogan besetzten die Halbpositionen, Aubameyang (rechts) und Mkhitaryan die Flügel. Nach der frühen verletzungsbedingten Auswechselung von Mkhitaryan (35.) rückte Aubameyang nach links, Blaszczykowski nach rechts. In Durchgang zwei stellte der BVB auf ein 4-4-2 mit Bender und Gündogan auf der Doppelsechs, Blaszczykowski und Aubameyang auf den Flügeln sowie Ramos und Immobile in der Spitze um.

Spielverlauf und Analyse:
Nehmen wir es gleich vorweg: Der BVB hatte große Probleme, richtig ins Spiel zu kommen. In den ersten 45 Minuten verbuchte Schwarzgelb zwar 66 Prozent Ballbesitz und 7:4 Torschüsse, mit dem Leder wussten die Schützlinge von Trainer Jürgen Klopp aber nichts anzufangen. In der Vorwärtsbewegung haperte es an Ideen, dem finalen Pass, meist war es nur ein Ballgeschiebe im Mittelfeld. Zielstrebige Aktionen gab es so gut wie nicht. Auch deshalb nicht, weil der Ball bei einer Zweikampfquote von nur 44 Prozent zur Pause zu oft auch leichtfertig wieder hergeschenkt wurde.

Ballgeschiebe in der ersten Halbzeit

Die Borussia hatte Glück, dass sich auch die Gastgeber über weite Strecken damit begnügten, die Offensive zu vernachlässigen. Torgefahr gab es erstmals in der 26. Minute, als Ronny einen Freistoß aus gut 20 Metern nur knapp über den Kasten donnerte. Wenig später fasste sich Mkhitaryan nach einem Schussversuch an den Oberschenkel: Der Armenier verließ verletzt den Rasen (35.), Blaszczykowski kam in die Partie. Und der Pole musste mitansehen, wie die Hertha fünf Minuten danach die zweite Chance zur 1:0-Führung nutzte.

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Mkhitaryan musste in der 35. Minute verletzt ausgewechselt werden.

Nach Kubas Ballverlust schaltete Skjelbred blitzschnell und passte auf Schieber, der Ex-Dortmunder ließ erst Hummels und Kehl aussteigen und auch Langerak keine Abwehrmöglichkeit - 1:0 (40.). Die Hertha erzielte gegen den BVB damit zum elften Mal den ersten Treffer eines Spiels, noch nie gaben die Berliner bis dato anschließend die drei Punkte aus der Hand...

Ein schwarzgelbes Lebenszeichen sendete Gündogan in der 42. Minute ab, sein Schuss flog aber knapp über die Latte. Im direkten Gegenzug wäre den Berlinern beinahe sogar das 2:0 gelungen, Beerens (45.) vergab jedoch gegen Langerak, der mit dem rechten Fuß sehenswert parierte.

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Nach der Pause wechselte der BVB zum zweiten Mal: Für den angeschlagenen Kehl kam Ramos - taktisch wurde so aus einem 4-1-4-1 ein 4-4-2. Für mehr Durchschlagskraft sorgte diese Maßnahme indes nicht. Die Borussia kam einfach nicht gefährlich in Schussposition. Die beste Gelegenheit hatte Immobile (65.), als er nach Pass von Bender sofort abzog, Hertha-Keeper Kraft aber die Fäuste hoch reißen konnte. Wenig später war es Hummels (73.), der nach einer Ecke per Kopf ebenfalls an Kraft scheiterte.

18:5-Torschüsse reichen nicht für ein Tor

Und die Hertha? Die Berliner hielten mit großer Leidenschaft dagegen, riskierten im Angriff aber auch nicht übermäßig viel. Zum 2:0 hätte es dennoch reichen können, wenn Ben-Hatira (58.) anstatt selbst zu schießen, auf den freistehenden Beerens gepasst hätte. So blieb es Gott sei Dank beim 1:0. In der Schlussphase hatte Immobile das 1:1 gleich zwei Mal auf dem Kopf (86., 87.), zunächst lenkte Kraft den Ball um den rechten Pfosten, danach ging er links vorbei.

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Mats Hummels grätscht nach dem Ball.

Gemessen am Torschussverhältnis von 18:5 sowie aufgrund der klareren Chancen in der zweiten Hälfte hätte der BVB zumindest einen Punkt verdient gehabt, insgesamt war es jedoch ein „gebrauchter Tag“, an dem wenig gelang. Aufgrund der neunten Saisonniederlage belegt der BVB in der Tabelle Platz 16.

Ausblick:
Bis zur Winterpause kann der BVB noch sechs Punkte holen: Zu Hause gegen den VfL Wolfsburg (17.12., 20 Uhr) und bei Werder Bremen (20.12., 15.30 Uhr). Vorher richten sich die Blicke am Montag in die Schweiz: In Nyon wird dann ab 12 Uhr das Achtelfinale der UEFA Champions League ausgelost.

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