Nein, schön anzuschauen, war das Gastspiel von Borussia Dortmund in Leverkusen sicher nicht. Torchancen gab es so gut wie keine, die Statistiker zählten am Ende ganze vier Möglichkeiten, zwei für Bayer, zwei für den BVB. Stattdessen gab es viele Zweikämpfe – mit 342 so viele wie noch in dieser Saison – und zumindest bei Schwarzgelb viele Fehlpässe. Und dennoch war das 0:0 ein erster Schritt nach einer völlig missratenen Hinrunde.

Denn die Borussen zeigten endlich wieder eine gewisse Präsenz auf dem Rasen, sie schienen sich ihrer Aufgabe in der BayArena bewusst zu sein und das „Punkten wollen“ im Abstiegskampf verinnerlicht zu haben. „Es war nicht perfekt, aber wir haben das Notwendige angenommen und einen richtig guten ersten Schritt in die Rückrunde gemacht“, analysierte Trainer Jürgen Klopp, der zudem darauf hinwies, dass man nicht „von Abstiegskampf reden und Champagner-Fußball fordern“ könne.

„Der Fußball hat ein bisschen gefehlt“

„Ich hätte schon jedem vor dem Spiel sagen können, dass das kein Leckerbissen wird. Um das Schönspielen, müssen sich in der Bundesliga diesmal andere kümmern. Wir hatten einen Plan, und den haben wir durchgezogen“, sagte Nuri Sahin.

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Ciro Immobile und Marco Reus nach dem 0:0 in der BayArena.

„Es war eine sehr zweikampfbetonte Partie, in der aber ein bisschen der Fußball gefehlt hat. Für uns geht es derzeit aber darum, Punkte zu sammeln, und das haben wir gemacht“, fasste Neuzugang Kevin Kampl die Darbietung zusammen. Der Slowene zählte in der BayArena mit 52 Ballkontakten, 58 % Prozent gewonnener Zweikämpfe, 36 Sprints und abgespulten 12,2 Kilometern zu den Lichtblicken. Klopp: „Fürs erste Spiel war das beeindruckend. Selbstbewusst, gallig, fußballerisch gut.“

Der BVB trat in Leverkusen vor allem defensiv stabil auf, lediglich in der 39. und 75. Minute, als Castro zwei Mal gefährlich zum Abschluss kam, traf dies nicht zu. In Halbzeit eins rettete Mats Hummels für den bereits geschlagenen Roman Weidenfeller mit einem Flugkopfball, in der zweiten Hälfte zielte der 27-Jährige mit einem Lupfer über das Tor. Für die Borussia vergab Ciro Immobile die große Möglichkeit zur Führung kurz nach der Pause, als er aus spitzem Winkel an Bernd Leno scheiterte.

Topraks Einsatz gegen Immobile elfmeterreif!?

Und wer weiß, wie die Partie verlaufen wäre, wenn Schiedsrichter Knut Kircher in der 13. Minute gesehen hätte, dass Bayers Leno den Ball außerhalb des 16ers berührt hatte und Freistoß aus 16 Metern gegeben hätte… Oder wenn Topraks Einsatz im Strafraum gegen Immobile (63.) mit einem Elfmeter geahndet worden wäre…

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Matthias Ginter im Duell mit Stefan Kießling.

„Man kann den Elfmeter geben, weil er vergisst die Hand loszulassen. Ich will das aber nicht zu groß aufhängen, weil es kein glasklarer Strafstoß war“, meinte Klopp. Zu Knut Kircher sagte er sogar: „Der Schiri hat das insgesamt gut gemacht, und beide Mannschaften haben die Grenzen eingehalten.“

Nach dem Punktgewinn in Leverkusen, durch den der BVB sogar in der Tabelle auf Rang 18 abrutschte (Klopp: „Der stört mich überhaupt nicht. Wir haben einen Punkt gut gemacht.“), richteten sich die Blicke jedoch direkt auf den Heimauftritt am Mittwoch gegen Augsburg. „Auf dem Defensivverhalten können wir aufbauen, in der Offensive müssen wir aber noch ein wenig abgezockter sein“, meinte Matthias Ginter. Und Nuri Sahin ergänzte: „Vieles war gut, vieles können wir gegen Augsburg aber besser machen.“

Vorfreude bei Kevin Kampl

Kevin Kampl freut sich auf sein Heimdebüt im Signal Iduna Park dabei besonders: „Ich war bisher nur als Zuschauer da, ein Wahnsinnsgefühl. Jetzt dort als Spieler auflaufen zu dürfen, ist großartig.“ Seine Marschroute: „Wir können befreit aufspielen. Wir sollten uns nicht so viel mit der Tabellensituation befassen, sondern einfach Fußball spielen.“ (fu)