Der 3:2-Sieg gegen Hannover 96 war wegweisend für Borussia Dortmund. Sportdirektor Michael Zorc hatte schon im Interview vor dem Spiel festgestellt: „Heute wird sich entscheiden, ob wir wieder tief im Abstiegskampf stecken oder den Blick langsam nach oben richten können.“ Nach der Partie kann konstatiert werden, dass sich das Team der gröbsten Abstiegssorgen endlich entledigt hat. „Wir stecken nicht mehr mitten im Sumpf“, sagte Jürgen Klopp. Acht Punkte beträgt der Vorsprung auf Relegationsrang 16 mittlerweile. Wer hätte das noch Anfang Februar gedacht.

Denn vor gut eineinhalb Monaten, genauer am 4. Februar, verlor man vor heimischer Kulisse mit 0:1 gegen den FC Augsburg. Es war der 19. Spieltag. Borussia hing mit gerade mal 16 Pünktchen am Tabellenende fest. Erstmals in dieser Saison begleiteten Pfiffe der eigenen Fans die Mannschaft vom Platz. Jürgen Klopp wirkte auf der anschließenden Pressekonferenz über alle Maßen enttäuscht. Man müsse den Negativlauf „unbedingt durchbrechen“, forderte er damals mit dunkler Miene von seiner Mannschaft. Genau 45 Tage später hat sein Team dies nun geschafft, auch wenn die Konstanz noch nicht im gewünschten Maße vorhanden ist.

Tuchfühlung nach oben

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„Wer auf die Tabelle schaut, der sieht, wie wichtig der Sieg war“, sagte Jürgen Klopp.

Innerhalb von sieben Spielen konnte man das Punktekonto mehr als verdoppeln (nun 33), ist im Tableau um acht Plätze geklettert und hat als Zehnter wieder Tuchfühlung zur oberen Tabellenhälfte. Nur mehr einen Zähler trennen den BVB von Bremen (9.) und Frankfurt (8.). Selbst der Siebte Hoffenheim (vier Punkte Vorsprung) und der Sechste Augsburg (fünf Punkte) sind wieder halbwegs in Reichweite gerückt. Erst zum zweiten Mal in dieser Spielzeit haben die Westfalen außerdem ein positives Torverhältnis (zuletzt nach dem 3. Spieltag).

„Wer auf die Tabelle schaut, der sieht, wie wichtig der Sieg war“, sagte Jürgen Klopp demnach auch nach Hannover. Trotzdem richtet sich der Blick des Trainers nicht zwangsläufig nach oben. Gerade die Tatsache, dass die nächsten beiden Gegner in der Bundesliga Bayern und Gladbach heißen, lassen den Coach nicht in Euphorie verfallen. „Wenn der Tag da ist, an dem wir nicht mehr absteigen können, gucken wir, wie viele Spieltage dann noch übrig sind.“

„Eine komische Situation“

In jedem Fall aber befindet sich der BVB nun nicht mehr im akuten Abstiegskampf. In der Rückrundentabelle rangieren die Schwarzgelben mit 18 Punkten gar auf Rang drei, nur der FC Bayern und Wolfsburg haben (Stand Samstag) noch einen Zähler mehr gesammelt. Zumindest mit einem Auge kann man nun wieder nach oben schielen, auch wenn „der Blick nach unten dabei nicht verloren gehen darf“, wie Sebastian Kehl treffend feststellt. „Es ist eine komische Situation“, sagt der Routinier.

Eine komische Situation, aus der Borussia Dortmund in den restlichen Spielen bis zum Saisonende aber noch eine halbwegs gute Situation machen kann. Gerade die nächsten drei Spiele werden dafür entscheidend sein. Mit München und Mönchengladbach stehen in der Liga zwei dicke Brocken auf dem Programm, zwischendurch geht es gegen Hoffenheim im DFB-Pokal um den Halbfinaleinzug.

Vernünftige Ausgangsposition

„Es werden spannende Wochen. Ich hoffe, dass die Saison doch noch einen positiven Abschluss findet“, sagt Sebastian Kehl. Die Grundlage dafür haben er und die Mannschaft in den letzten sieben Bundesliga-Spielen gelegt. Der BVB hat sich eine vernünftige Ausgangsposition für den Saisonendspurt erarbeitet. Jetzt gilt es, diesen Weg weiterzugehen und das bestmögliche Endresultat zu erreichen.
Dennis-Julian Gottschlich