In all dem Trubel um Jürgen Klopps und Sebastian Kehls Abschied, der auch mehr als 30 Minuten nach dem Abpfiff des Spiels gegen Werder Bremen noch fast alle 80.667 Zuschauer auf ihren Plätzen im SIGNAL IDUNA PARK hielt, ging am Samstagnachmittag eines fast (aber auch nur fast) unter: Der BVB hat die Bundesliga-Saison 2014/15 auf dem siebten Tabellenplatz beendet, hat sich damit zum sechsten Mal in Serie für den internationalen Wettbewerb qualifiziert. „Damit kann ich heute sehr gut leben“, sagte Jürgen Klopp nach dem Spiel. Nicht nur er, auch die Fans und der gesamte Verein können dies.

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Eine der beeindruckendsten und furiosesten Aufholjagden der Fußball-Geschichte fand in einem Spiel ihren Abschluss, in dem die Borussia besonders in der ersten Halbzeit genau das ablieferte, was sie in den vergangenen sieben Jahren ausgezeichnet hat, was die Gegner in der Bundesliga und in Europa regelmäßig das Fürchten lehrte. Bärenstarkes Pressing, überfallartige, blitzschnell vorgetragene Gegenangriffe, Spielwitz und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor – all das brachten die Borussen in der ersten Halbzeit auf den Platz, sorgten so dafür, dass der Gegner eigentlich schon nach 45 Minuten die Segel streichen konnte.

Balsam auf die Seelen der Fans, die mit dem Abgang zweier so großer Identifikationsfiguren wie Klopp und Kehl ohnehin schon emotional ergriffen waren. „Europapokal, Europapokal“, schallte es durch den SIGNAL IDUNA PARK. So wie vor fünf Jahren, als der BVB es nach Jahren der Abstinenz erstmals wieder in den internationalen Wettbewerb geschafft hatte. „Und wenn Du, das Spiel verlierst, ganz unten stehst, dann steh’n wir hier und singen Borussia, Borussia BVB“, sang die Südtribüne nach dem Spiel. So wie nach den bitteren Niederlagen gegen Hamburg und Hannover in der Hinrunde, als der vorübergehende Absturz der Westfalen in den Tabellenkeller langsam Realität wurde.

Ein Kreis der sich schließt

Es wirkte, als ob sich ein Kreis schließen würde. „Das Phänomen Borussia Dortmund. An diesem Samstag war es für alle sichtbar. Und unüberhörbar!“, stand vor siebeneinhalb Monaten an dieser Stelle, nach dem einzigartigen Treuebekenntnis, das die Südtribüne ihrer Mannschaft nach dem 0:1 gegen Hamburg im Oktober lieferte. Auch an diesem Samstag hätte man es nicht besser ausdrücken können. Borussia Dortmund ist ein Verein, getragen von außergewöhnlichen Anhängern.

Am Ende einer „verkorksten Saison“, wie Kehl es ausdrückte, steht der BVB auf Platz sieben. Noch Anfang Februar hätte daran kein BVB-Fan geglaubt. Ein einziges Mal, nach dem 0:1 gegen Augsburg am 19. Spieltag, musste das Team von Jürgen Klopp Pfiffe der Anhängerschaft gegen sich ertragen. Als Tabellenletzter. Ein Weckruf.

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Danach holten die Schwarzgelben doppelt so viele Punkte (31) wie in der gesamten Hinrunde (15). In der Rückrundentabelle steht man auf Platz fünf, lediglich drei Punkte hinter Meister Bayern München. Ein Aufschwung, der auch von Spielern wie Henrikh Mkhitaryan und Shinji Kagawa getragen wurde. Wie zum Beweis lieferten beide gegen Bremen herausragende Leistungen ab. Mkhitaryan war der Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel, war an 13 Torschüssen direkt beteiligt und krönte seine Leistung mit einem Tor der Extraklasse. Perfekte Ballannahme, weltklasse Abschluss – viel besser geht es nicht. Und Kagawa stand ihm in kaum etwas nach. An allen drei Treffern war der Japaner direkt beteiligt, das war ihm seit seiner Rückkehr aus Manchester noch nicht gelungen.

Das i-Tüpfelchen kann folgen

„Eine für uns viel zu spannende Bundesliga-Saison geht zu Ende“, bemerkte Jürgen Klopp nach dem Spiel treffend. „Auf Platz sieben. Damit kann ich heute sehr gut leben.“ Sebastian Kehl ergänzte: „Wir haben nach der misslungenen Hinrunde versucht, alles aus dieser Saison herauszuholen. Ich bin dankbar und stolz, sie mit einem positiven Ergebnis abschließen zu können.“ Ganz zu Ende ist die Spielzeit aber noch nicht. Der Bonus kommt nächste Woche in Berlin. Im Pokalfinale. „Das wäre das i-Tüpfelchen“, sagt Sebastian Kehl.
Dennis-Julian Gottschlich

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