Für Borussia Dortmund war beim 1:2 gegen Juventus Turin mehr drin. Zumindest ein Unentschieden beim Tabellenführer der italienischen Serie A lag im Bereich des Möglichen. Doch trotz der Niederlage reiste der BVB mit einem guten Gefühl zurück in die Westfalenmetropole.

Den Grund dafür lieferte einmal mehr „Uns Marco“ Reus. Der 25-Jährige hatte in der Juventus-Arena in der 18. Minute zum 1:1 getroffen und damit das so sehr erhoffte und wichtige Auswärtstor erzielt. „Die Niederlage lässt uns fürs Rückspiel alle Optionen“, sagte Trainer Jürgen Klopp nach der Partie.

„Man darf das Glück nicht überspitzen. Die Partie war ausgeglichen. Jeder hatte seine Möglichkeiten. Mit dem Ergebnis können wir leben“, meinte Keeper Roman Weidenfeller. Der zur Pause für den verletzten Sokratis (muskuläre Probleme) eingewechselte Oliver Kirch sprach mit Blick auf das Auswärtstor gar von einem „großen Pfund, das zu Hause spielentscheidend sein kann. Die Ausgangsposition könnte schlechter sein“.

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Der BVB kurz nach dem Abpfiff: Jürgen Klopp klatscht Mats Hummels ab.

Um sich für das Viertelfinale der UEFA Champions League zu qualifizieren, benötigt der BVB am 18. März im Signal Iduna Park entweder ein 1:0 oder ein Erfolg mit mindestens zwei Toren Differenz. In der Vereinsgeschichte verlor die Borussia bislang fünf Mal ein Hinspiel mit 1:2, drei Mal erreichte sie trotzdem noch die nächste Runde.

Vor 41.182 Zuschauern in der ausverkauften Juventus-Arena lieferte Schwarzgelb vor allem in der ersten Halbzeit eine bemerkenswerte Leistung ab. In einem 4-1-4-1-System mit Reus und Aubameyang auf den Außenbahnen sowie Immobile als einziger Spitze stellte der BVB die Passwege im Mittelfeld immer wieder geschickt zu und die „Alte Dame“ vor große Probleme. Klopp: „Wir haben den Gegner super angelaufen, früh gestört, Buffon zu Querschlägern getrieben, beide Innenverteidiger verunsichert. Das haben wir richtig gut gemacht.“

Das erste Mal jubeln konnten jedoch die Italiener: Nach einem Konter ließ Morata auf der linken Seite Sokratis im Strafraum aussteigen und passte scharf in die Mitte. Weidenfeller konnte den Ball nicht festhalten, so dass Tevez zum 1:0 abstaubte (13.). „Für einen Torwart ist es unglaublich schwierig, wenn der Ball so scharf nach innen gespielt wird. Ich komme nur mit den Fingerspitzen ran. Es ist klar dass man da schlecht aussieht“, so der 34-Jährige.

Nach dem Ausgleich durch Marco Reus (18.), der davon profitierte, dass Chiellini ausgerutscht war, spielte lange Zeit nur der BVB. Juventus wirkte verunsichert, war angeschlagen. „Nach dem 1:1 hatte ich gedacht, dass mehr drin ist. Wir waren gut im Spiel. Aber dann bekommen wir so ein dummes Tor 1:2“, analysierte der Torschütze.

Hummels: „Hätte den Ball abfangen können“

Tevez hatte in der 43. Minute den Ball erst gegen Gündogan behauptet, dann links im Strafraum Pogba „mitgenommen“. Der Franzose passte in die Mitte, und dort vollendete der völlig alleingelassene Morata zum 2:1. „Wenn ich zwei Schritte tiefer gestanden hätte, hätte ich den Ball abfangen können“, erkannte Kapitän Mats Hummels selbstkritisch. Für Jürgen Klopp war die Entstehung der beiden Gegentore „wirklich schwer nachzuvollziehen“: „Wir waren da zu passiv, in der letzten Linie hätten wir besser reagieren müssen.“ Und Oliver Kirch ergänzte: „Juve ist eine extrem abgezockte Mannschaft. Unsere beiden Fehler wurden direkt bestraft.“

Zu Gute halten muss man dem BVB allerdings, dass zu diesem Zeitpunkt Sokratis bereits muskuläre Probleme hatte und Piszczek gar nicht mehr im Spiel gewesen ist. Der Pole war nach einem rüden Foulspiel von Pogba, für das es keine Verwarnung gab, nach einer guten halben Stunde vom Platz gehumpelt. Eine genaue Diagnose (Syndesmoseband?) steht noch aus. Für ihn kam Ginter in die Partie. 50 Prozent der Viererkette waren damit neu formiert. Ebenfalls nicht geahndet wurde übrigens das brutale Einsteigen von Juves Vidal gegen Immobile (40.). „In der Bundesliga hätte er dafür Rot bekommen“, sagte sky-Experte Stefan Effenberg. Es gab noch nicht einmal Gelb…

Juventus vergibt drei Großchancen

In der zweiten Halbzeit waren die Italiener, bei denen Pirlo (37.) ebenfalls verletzungsbedingt raus musste, dominanter und flexibler im Spielaufbau, während der BVB zu unruhig und nicht zielstrebig genug auftrat. Die Konsequenz: drei Großchancen durch Tevez (71.), Chiellinie (78.) und Pereyra (85.). Marco Reus: „Da hatten wir enormes Glück, nicht das 1:3 kassiert zu haben.“

Für das Rückspiel sind die Chancen auf ein Weiterkommen daher nach wie vor gegeben. „50:50“ (BVB-Boss Hans-Joachim Watzke) waren sie vor dem ersten Duell mit Juventus. Gesunken sind sie nach dem 1:2 in jedem Fall nicht. Marcel Schmelzer: „Zu Hause müssen wir eh gewinnen, wenn wir das nicht schaffen, hat man es auch nicht verdient weiterzukommen.“ (fu)