Es hat nicht sollen sein: Borussia Dortmund hat die Qualifikation für das Viertelfinale der UEFA Champions League verpasst. Nach dem 1:2 im Hinspiel verlor der BVB gegen Juventus Turin auch im eigenen Stadion, am Ende sogar deutlich mit 0:3 (0:1).

Vor 65.851 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park brachte Carlos Tevez die „Alte Dame“ bereits frühzeitig auf die Siegerstraße. Nach drei Minuten war der Argentinier mit einem Traumtor in den Winkel zur Stelle. Der BVB trat in der Offensive über weite Strecken viel zu umständlich und harmlos auf, spielte sich über die komplette Distanz nur eine Torchance heraus. Die Konsequenz kassierte Schwarzgelb in der zweiten Hälfte, als Morata (70.) und erneut Tevez (79.) eiskalt zuschlugen. Bitter zudem: Schmelzer musste zur Pause aufgrund von Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Der BVB war im laufenden Wettbewerb zu Hause noch ohne Niederlage. Zehn der letzten 13 Heimspiele in der UEFA Champions League wurden gewonnen. Insgesamt 14 Mal ging Dortmund mit einer Auswärtsniederlage in das Rückspiel eines UEFA-Wettbewerbs – achtmal konnte man dennoch die nächste Runde erreichen. Gegen Juventus Turin reichte nach dem 1:2 in Turin am 24. Februar im Rückspiel ein 1:0 zum Einzug in die Runde der letzten acht Teams. Bei einem Weiterkommen hätte sich der BVB zum dritten Mal in Serie für das Viertelfinale der „Königsklasse“ qualifiziert.

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Die BVB-Fans zeigten vor dem Anpfiff eine tolle Choreo und erinnerte an den 3:1-Sieg des BVB gegen Juventus 1997.

Personalien:
Mit drei Änderungen gegenüber dem Bundesligaspiel am Samstag gegen den 1. FC Köln (0:0) ging Borussia Dortmund ins Achtelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin. Sokratis rückte in die Mannschaft und spielte wie im Hinspiel nach Piszczeks Ausscheiden zunächst auf der rechten Abwehrseite. Außerdem standen Kampl und Bender anstelle von Kagawa und Kehl in der Startelf. Nicht dabei waren Sahin (Adduktorenbeschwerden), Piszczek (Teilriss Syndesmoseband), Großkreutz (Muskelbündelriss), Ginter (Zerrung) und Durm (Trainingsrückstand).

Juve-Trainer Massimiliano Allegri wechselte im Vergleich zum 1:0-Sieg in Palermo viermal: Die auf Sizilien geschonten Evra, Vidal, Morata sowie Pogba (Sperre) kehrten für Barzagli, Llorente (beide Bank), Sturaro und de Ceglie (beide angeschlagen) in die Startelf zurück. Regisseur Pirlo fehlte aufgrund einer Wadenzerrung.

Taktik:
Im Gegensatz zum Hinspiel (4-1-4-1) agierten die Borussen aus der 4-2-3-1-Grundordnung mit Bender und Gündogan auf der Doppelsechs. Kampl spielte im Zentrum der offensiven Dreierreihe mit Mkhitaryan und Reus auf den Flügeln. Mitte der zweiten Hälfte wechselte der BVB in ein 4-3-3. Kirch, seit dem Seitenwechsel für Schmelzer in der Mannschaft, rückte von der Rechtsverteidigerposition zu Kampl auf eine der beiden Halbpositionen im Mittelfeld; zentral dahinter agierte Gündogan als alleiniger Sechser. Der eingewechselte Kuba spielte rechter Verteidiger, der ebenfalls neu ins Spiel gekommene Ramos agierte zentral in einem Dreier-Sturm mit Aubameyang und Reus auf den Flügeln.

Juventus trat wie im Hinspiel im 4-1-3-2 an, wobei sich Tevez häufig aus dem Angriffszentrum in die Tiefe orientierte und von hinten die Bälle verteilte. Nach Pogbas Ausfall Mitte der ersten Halbzeit rückte Chiellini aus dem Zentrum auf die linke Abwehrseite, und Evra rückte vor auf die Position, die Pogba bis dahin inne hatte.

Traumtor von Tevez nach drei Minuten

Spielverlauf und Analyse:
Die Partie begann mit einem Schock: Denn Juventus Turin ging bereits in der dritten Minute in Führung. Nach einem Einwurf auf der rechten Abwehrseite bekam Subotic den Ball nicht weg, Gündogan und Hummels griffen Carlos Tevez nicht oder zu spät an. Der Argentinier nutzte die Freiheiten aus und zog aus dem Stand und aus 20 Metern einfach mal ab - 1:0 (3.). Ein Traumtor oben links in den Winkel, sein fünfter Treffer im laufenden Wettbewerb. Weidenfeller hatte keine Abwehrchance.

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Hart zur Sache ging es vor allem auf Seiten von Juventus. Vor allem Vidal genoss Narrenfreiheit.

Der Start verlief also alles andere als nach Plan, der BVB ließ sich dennoch nicht hängen. Für ein direktes Weiterkommen waren jedoch auf einmal drei Tore notwendig. Die Borussia mühte sich, biss sich in die Partie, tat sich aber gegen extrem aggressiv verteidigende Gäste (8:2 Fouls zur Pause) schwer. Bis zur Strafraumkante war Schwarzgelb überlegen, verbuchte in der ersten Hälfte 63 Prozent Ballbesitz, gewann 56 Prozent aller Zweikämpfe und hatte eine Passquote von 84 Prozent. Gefährliche Abschlüsse in der Offensive gab es jedoch nicht, es waren bei lediglich zwei Torschüssen lediglich halbe Chancen.

Kaum Ideen im Angriff

Der BVB wirkte bei den entscheidenden Zuspielen einfach zu hektisch, hatte kaum Ideen gegen nach einer halben Stunde allerdings defensiver ausgerichtete Gäste: Nach der verletzungsbedingen Auswechselung von Pogba (22.) agierte die „Alte Dame“ bei eigenem Ballbesitz mit einer Dreierkette in der Abwehr, bei gegnerischem mit einer Fünferkette. Doch Juventus stellte sich nicht nur hinten rein, bei der zweiten guten Mögklichkeit durch Lichtsteiner war Weidenfeller allerdings mit den Fäusten zur Stelle (16.).

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Mkhitaryan absolvierte gegen Turin sein 50. Spiel im Europapokal.

Der Dortmunder Keeper war es auch, der nach dem Wechsel seine Elf im Spiel behielt: Gleich zwei Mal (50., 56.) rettete er im Duell mit Morata, in der ersten Situation war der Spanier allerdings klar im Abseits. Es war nicht die einzige Fehlentscheidung des Unparteiischen Milorad Mazic. Der Serbe ließ Juve viel zu oft ungestraft Foul spielen, vor allem Vidal genoss bei zahlreichen Aktionen - unter anderem ein Ellenbogen-Einsatz gegen Reus (21) - Narrenfreiheit. Gelbe Karten gab es für die Italiener nicht.

Oberschenkelverletzung bei Schmelzer

26 Minuten vor dem Ende setzte BVB-Coach Jürgen Klopp alles auf eine Karte: Nachdem zur Pause Schmelzer (Oberschenkelprobleme) in der Kabine geblieben und Kirch gekommen war, wechselte er mit Ramos (für Bender) und Kuba (für Mkhitaryan) doppelt und stellte auf ein 4-4-2-System um. Volle Offensive. Weitere sechs Minuten später, Subotic hatte zwischenzeitlich in der 67. Minute die erste BVB-Chance, war die Aufholjagd jedoch beendet. Kuba hob bei einem Konter der Gäste das Abseits auf, Tevez legte im Strafraum quer zu Morata - 2:0 (70.).

Danach war der Drops gelutscht: Tevez erzielte in der 79. Minute sogar noch das 3:0. Für den BVB, der in der zweiten Hälfte die Überlegenheit bei den Zweikämpfen verlor, war es die höchste Heimniederlage in der Geschichte der UEFA Champions League. Ebenfalls ein 0:3 gab es zuvor am 19. Oktober 1999 gegen Rosenborg Trondheim.

Ausblick:
In Sachen „Königsklasse“ richten sich die Blicke am Freitag nach Nyon: In der Schweiz werden ab 12 Uhr die Paarungen des Viertelfinales ausgelost. Da es keine gesetzten Teams gibt, können auch Mannschaften aus dem gleichen Land gegeneinander gelost werden. In den beiden Lostöpfen befinden sich der FC Bayern (GER), Paris St. Germain (FRA), Real Madrid (ESP), FC Porto (POR), FC Barcelona (ESP), Atlético Madrid (ESP), AS Monaco (FRA) und Juventus Turin (ITA). Der BVB tritt in der Bundesliga am Samstag bei Hannover 96 an.

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