Borussia Dortmund hat die zweite Runde im DFB-Pokal erreicht. Drei Tage nach dem Gewinn des deutschen Supercups gewann der Vorjahresfinalist durch Tore von Aubameyang, der zwei Mal traf, sowie Mkhitaryan und Ramos mit 4:1 (1:0) bei den Stuttgarter Kickers.

Aus Stuttgart berichtet Boris Rupert

Unter den 37.000 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena, die den Kickers einen historischen Rekordbesuch bescherten, waren fast 20.000 Schwarzgelbe. Und die sahen einen am Ende deutlichen Sieg ihrer Mannschaft, die mit dem Drittligisten zwischenzeitlich große Probleme hatte.

Ausgangslage: 
Genau 91 Tage nach dem mit 0:2 n.V. verlorenen Pokalfinale gegen Bayern München begann für Borussia Dortmund die Spielzeit 2014/15 im gleichen Wettbewerb. Der Tabellenvierte der 3. Liga, Stuttgarter Kickers, trat mit dem Vorteil an, bereits vier Ligaspiele absolviert und damit Rhythmus aufgenommen zu haben. Der BVB hatte drei Tage zuvor den deutschen Supercup mit 2:0 gegen Bayern München gewonnen und steht mittlerweile nicht mehr im Verdacht, unterklassige Gegner im Pokal nicht „ernst“ zu nehmen: In den vergangenen vier Jahren gab es zum Auftakt jeweils 3:0-Auswärtssiege.

Personalien: 
Beim BVB fehlten neben dem verletzten Schmelzer (Faserriss im Adduktorenbereich) die Weltmeister Hummels und Weidenfeller (beide erst seit einer Woche im Training) sowie Sahin (Kniereizung), Gündogan und Blaszczykowski (beide Trainingsrückstand).

Nach elf Wochen Zwangspause und verpasster WM kehrte Marco Reus auf den Rasen zurück und führte die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. Drei Tage nach dem mit 2:0 gewonnenen Supercup gegen Bayern München brachte Klopp neben Reus noch vier weitere frische Kräfte: Subotic (Pflichtspiel-Comeback!), Durm (für den verletzten Schmelzer), Jojic und Ramos ersetzten Ginter, Kehl, Hofmann und Immobile in der Startelf.

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Zwei Tore, eine Vorlage: Pierre-Emerick Aubameyang

Taktik: 
Neues Personal, alte Taktik: Bei den Kickers kehrte der BVB zur aus den letzten Jahren gewohnten 4-2-3-1-Grundordnung zurück, wobei der Trainer auf einen klassischen „Sechser“ verzichtete und auf der Doppel-Sechs in Kirch und Jojic zwei Akteure brachte, die im Fußball-Sprachgebrauch als „Achter“, also als etwas offensivere, spielstärkere Typen, bezeichnet werden. Reus rückte ins Zentrum der offensiven Dreierreihe mit Aubameyang und Mkhitaryan auf den Flügeln. Gegen den Ball agierte der BVB in einem 4-3-3 mit Reus ganz vorn, um die Stuttgarter frühzeitig unter Druck zu setzen.

Die Kickers waren in einem 4-3-3 aufgereiht, doch was offensiv klingt, wurde in der ersten halben Stunde äußerst defensiv interpretiert. Wenn sich der BVB in der gegnerischen Hälfte befand, agierten die zehn Stuttgarter Feldspieler in einem Korridor von maximal 15 Metern Höhe.

Spielverlauf & Analyse:
Borussia Dortmund trat von Beginn an so auf, dass die Schwaben keine Hoffnung auf eine neuerliche Pokalsensation hegen sollten. Vor 15 Jahren, im Oktober 1999, war der BVB mit 1:3 an den Kickers gescheitert, damals allerdings im Stadion am Degerloch. In der Mercedes-Benz-Arena gab es keinen tatsächlichen Heimvorteil, denn das Bild auf den Tribünen war mehr als zur Hälfte schwarzgelb!

Der Bundesligist bestimmte zunächst eindeutig das Geschehen, das sich fast ausschließlich in der Hälfte der Kickers abspielte. Doch Chancen gab es in der ersten halben Stunde nur eine: Aubameyang zündete auf der linken Seite nach Doppelpass mit Mkhitaryan den Turbo, brachte den Ball in die Mitte, wo Ramos verpasste, aber Jojic am Elfmeterpunkt unbedrängt zum Abschluss kam, das Leder gegen die Laufrichtung des Torwarts, aber auch knapp neben den linken Pfosten platzierte (13.).

Weil es der BVB nicht schaffte, das Tempo zu forcieren, blieb es lediglich bei einer optischen Überlegenheit – bis Kirch mit einem öffnenden Pass von der linken Seite in den Lauf von Piszczek eine Lücke riss. Piszczek stürmte über den rechten Flügel, passte von der Grundlinie zurück auf Mkhitaryan, der aus etwa neun Metern überlegt mit dem linken Fuß zum 0:1 traf (30.). Bis auf das 0:4 in Liverpool trat der Armenier damit in jedem Pflicht- und Testspiel 2014/15 als Torschütze in Erscheinung.

Doch mit der Führung schlich sich ein wenig der Schlendrian ein. Die Deckung wackelte bei Ecken der Schwaben bedenklich, und nach einem Doppelfehler der Innenverteidiger hatte Soriano das 1:1 auf dem Fuß, verzog aus acht Metern halblinker Position jedoch knapp (37.). Fünf Minuten später rettete Langerak gegen Braun den knappen Vorsprung in die Halbzeitpause. 68 Prozent Ballbesitz für den BVB, aber 4:3 Torschüsse für die Kickers zählten die Statistiker.

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Adrian Ramos setzte den Schlusspunkt.

Drei Minuten nach Wiederbeginn hatte Aubameyang bereits Torwart Redl umkurvt, schob den Ball Richtung leeres Tor, doch Fennel rutschte dazwischen und bugsierte die Kugel an den Pfosten. Auf der anderen Seite aber bot sich dann dem Drittligisten praktisch postwendend zwei Mal die Chance zum Ausgleich: Zunächst parierte Langerak sehenswert gegen Soriano (49.), Sekunden später – noch in der gleichen Spielminute – fiel Edwini-Bonsu die Kugel nach einem Querschläger vor die Füße. Doch er bekam keinen Druck hinter den Ball, so dass Langerak keine Probleme hatte. Glück für Schwarzgelb auch in der 54. Minute, als Stein am Elfmeterpunkt zum Abschluss kam, dessen Schuss aber zur Ecke abgewehrt werden konnte.

Die Kickers hatten vorne ihre Chancen, patzten aber hinten. Fennell misslang der Rückpass auf Torwart Redl, Aubameyang roch den Braten, sprintete dazwischen und schob zum 0:2 ein (55.). Doch nur fünf Minuten später nutzte Edwini-Bonsu nach einem Freistoß von Soriano eine weitere Unsicherheit in der Borussen-Deckung und verkürzte auf 1:2. Der Torschütze stand allerdings knapp im Abseits, was Schiedsrichter Sippel aber entging.

Auf der anderen Seite scheiterte Mkhitaryan an Redl (62.), dann fehlten bei Ramos’ Kopfballversuch ein paar Zentimeter (67.), ehe Aubameyang dem Spuk ein Ende bereitete: Kirch setzte Piszczek ein, und dessen Flanke verwertete Aubameyang zum 1:3 (78.). Ramos erhöhte nach Sokratis’ langem Ball und Aubameyangs Verlängerung gar auf 1:4 (89.).

Ausblick: 
Die zweite Hauptrunde im DFB-Pokal (Spieltermin: 28./29. Oktober) wird kommende Woche Samstag, direkt im Anschluss an das Bundesligaspiel Borussia Dortmund – Bayer Leverkusen (Anstoß 18.30 Uhr) bei „Sky“ ausgelost.

TEAMS & TORE

DFB-Pokal, 1. Hauptrunde
STUTTGARTER KICKERS – BORUSSIA DORTMUND 1:4 (0:1)

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Stuttgarter Kickers: Redl – Leutenecker, Stein, Fennell, Baumgärtel – Halimi, Marchese, Braun – Müller, Soriano, Edwini-Bonsu – Soriano
Borussia Dortmund: Langerak - Piszczek, Subotic, Sokratis, Durm – Jojic, Kirch - Aubameyang, Reus, Mkhitaryan – Ramos
Einwechselungen: 62. Calamata für Soriano, 81. Badiane für Müller – 57. Kehl für Reus, 83. Großkreutz für Mkhitaryan, 90.+1 Bender für Kirch
Tore: 0:1 Mkhitaryan (30., Piszczek), 0:2 Aubameyang (55.), 1:2 Edwini-Bonsu (60., Soriano), 1:3 Aubameyang (78., Piszczek), 1:4 Ramos (89., Aubameyang)
Eckstöße: 4:6 (Halbzeit 3:2), Chancenverhältnis: 6:10 (2:4)
Schiedsrichter: Sippel (München), Gelbe Karten: – Mkhitaryan, Ramos
Zuschauer: 37.000, Wetter: heiter, 17 Grad